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6. Dezember/Samichlaus-Ritual

Nun ja, mit den verschiedenen bestellten Samichläusen hatte Alena so ihre liebe Mühe. Denn die Erlebnisse waren eher wenig erfreulich. Während sich Alena an diesem 6. Dezember für das Samichlaus-Abendessen mit Grittibänze, Lebkuchen und Tischdekorieren beschäftigte, flammt in ihr die Idee auf, sich als Samichlaus zu verkleiden.

Ein brauner Mantel, warum nicht? Eine alte Brille mit großen Gläsern, rote Zipfelmütze und ein weißer Bart aus Watte, „et voilà!“. Während das Abendessen mit den Kindern von Alena und deren vier Großeltern in vollem Gange war – Erdnüssen wurden geknackt, Mandarinen geschält – stahl sich Alena vor die Haustür und verkleidete sich. Die weißen Handschuhe leuchteten an ihren Händen, so, wie das große dicke „Readers Digest- Buch“ ebenso. Mit etwas mulmigem Bauchgefühl, jedoch mit großer Vorfreude, in der neuen Rolle zu wirken und sein, drückte Alena die Hausklingel. Der mittlerweile pubertierende Sohn von Alena öffnete die Tür. Alena begann in der neuen Rolle herzhaft aufzugehen und konnte ihr Lachen nur schwer unterdrücken. Das Lachen war hörbar ansteckend, so dass jetzt auch die Schwester nach dem unerwarteten Gast schauen musste. „Nei also – nei – ich glaubs nid“, hörte Alena sie sagen. Alena betrat die mit Kerzenlicht geschmückte Wohnküche. Alle am Tisch schauten in voller Spannung den daherkommenden Samichlaus im schummrigen Licht an. Mit einer tieferen Stimme beginnt Alena aus dem „Tadellosen“ Buch vorzulesen und verbreitete mit LOB, Dankbarkeit und Wertschätzung viel Freude. Ein derARTiger Samichlaus-Abend war einmalig für alle Familienmitglieder. Leider war Mama nirgendwo zu finden, so dass sie diesem Spektakel hätte beiwohnen können.

Die jüdische Dichterin Hilde Domin sagt: „Wenn sie mit offenen Armen auf den anderen zugehen, an das Gute im Menschen glauben, an das Wunder glauben, übt man sich im Vertrauen“.

Das Leben ent-ERNST-en

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