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Scheia-Waya-Folgen

Im November feierte das Unternehmen, in dem Louis arbeitet, das alljährliche Weihnachtsessen. Freudvoll tauscht Louis an diesem Abend seine Baustellenkleider in eine schicke Bekleidung. Er verabschiedet sich von Lena, seiner Frau, die an diesem Abend lange wach liegt. Um Mitternacht hörte sie auf damals ‚DRS1‘ den Nachtexpress – das Wunschkonzert. Bei Licht und Radiosound schlief sie ein. Um 2 Uhr erwachte Lena erstmals. Sie löschte das Licht und stellte den Radio ab. Im Wissen, Louis wird in etwa – wie jedes Jahr – um diese Uhrzeit nach Hause kommen. Auf den Kirchenglockenschlag um 6 Uhr legte Lena einen Arm auf die Bettseite von Louis. Lena erschrak heftig. Louis ist nicht da. Horrorszenarien durchkreuzen ihren Kopf, ihr Herz raste, was ist, wenn … (kennst Du dieses Gefühl, einer derartigen Situation ausgeliefert zu sein, panisch, mit unzähligen schlechten Gedanken heimgesucht, mit Herzrasen zur Folge?). Das ist nicht ihr Louis, da muss etwas passiert sein. Lena wählte den Notruf, denn sie zitterte am ganzen Körper. „Das kann nicht sein. Das ist nicht mein Mann!“, hörte sie sich ins Telefon sagen und fragte den freundlichen Polizeibeamten, ob es irgendwo einen Unfall gegeben hat zwischen Basel und Lupsingen. Der Polizeibeamte beruhigte Lena und meinte: „Es ist keine Meldung eingegangen und Louis wird bestimmt bald heimkommen“. „Aber vielleicht liegt sein Auto irgendwo in einem Straßengraben. Schauen Sie doch bitte nach. Ich habe zwei Kleinkinder und kann unmöglich nachschauen“, meinte sie. Denn das sei nicht die ART ihres Mannes!!! (Heute würde sie sagen, was für eine hysterische, von Angst heimgesuchte Frau sie war.) Nun, Lena legte das Telefon auf und rief jetzt um ca. 6.20 Uhr den Chef von Louis zuhause an. Das Telefon klingelte keine zweimal. Seine Frau antwortete. Es tönte, als ob sie von Kummer heimgesucht ist. Lena erkundigte sich, ob sie ihren Mann sprechen könnte. „Ah, der ist noch nicht nach Hause gekommen“, sagte die Frau des Chefs. Jetzt hatte Lena die Gewissheit, dass Louis wenigstens mit dem Chef unterwegs war. Wo auch immer die zwei sich in diesen frühen Morgenstunden aufhielten. Für die Jungleser muss ich hier betonen: ca. im Jahre 1998 gab es noch keine Handys! Kurz vor 7 Uhr hörte Lena das Auto von Louis in der Garageneinfahrt. Die Angespanntheit fiel ab. Als Louis Lena auf der Treppe sah (klar ohne Wallholz) meinte er: „Schätzi, schläfst du nicht mehr?“ Ui, die Zunge von Louis war schwer und er war locker und lustig drauf. So, jetzt kam der ‚Hausdrachen‘ zum Vorschein. Ein Balsam von Liebesworten gebührte Louis keineswegs, sondern es folgte eine klare Ansage von Lena. „Ab ins Bett – jedoch nur bis um 9 Uhr. Dann fahren wir wie vereinbart nach Baden, um das große Geburtstagsgeschenk für unseren Sohn abzuholen.“ Als Lena und Louis an diesem Morgen die Dorfstraße hinunterfuhren, winkte ihnen ein Bekannter zu, um anzuhalten. Lars fragte Louis, ob er mit ihm am Nachmittag nach Bärschwil kommen könne, um zu holzen. Lena beantwortete die Frage sofort mit: „Ja, ja, er kommt“. Klar litt Louis an diesem Tag. Doch wer auf Scheia-Waya Partys gehen kann, kann auch arbeiten am anderen Tag! Als Louis ca. um 17 Uhr abends sehr durchfroren von diesem strapaziösen Tag heim kam, war ihm die Dusche gegönnt, um endlich in das langersehnte Bett zu steigen und nur noch zu schlafen.

Das Leben ent-ERNST-en

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