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ENTLANG DER OSTFJORDE AN DIE SÜDKÜSTE

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Wir verlassen Egilsstaðir und folgen der Ringstraße durch eine weitläufige Landschaft, die uns sofort in ihren Bann zieht. Vergessen sind die lange Anreise, die Enge auf dem Fährschiff und das miserable Wetter während unserer Ankunft – zumal der Nebel sich inzwischen verzogen hat. Nach einigen Fotopausen und einem Umweg über die Nebenstraße 955 zum Leuchtturm von Vattarnes erreichen wir den kommunalen Campingplatz in Fáskrúðsfjörður. Obwohl dessen Einrichtungen in der Nebensaison noch geschlossen sind, kann man ihn als Stellplatz nutzen. Bei einem Spaziergang durch den Ort fällt uns auf, dass auf den Straßenschildern auch französische Namen stehen. Im kleinen Fáskrúðsfjörður haben von 1880–1920 jedes Jahr Tausende von französischen und belgischen Fischern ihr Auskommen gesucht. Straßennamen, Grabsteine und viele Details erinnern bis heute daran.


Die Gischt an den Klippen erinnert uns an kleine Geysire – kein Wunder, wir sind in Island.

Am nächsten Morgen liegt der Fjord spiegelglatt im Sonnenlicht vor uns – perfekte Bedingungen für den nächsten Abschnitt der Tour. Er führt uns zuerst nach Stöðvarfjörður, einem weiteren kleinen Dorf in den Ostfjorden. Kurz vor dem Ort kann man auf einer Landzunge mit imposanten Klippen parken. An diesem zerklüfteten Küstenabschnitt bricht sich die Brandung des Nordatlantiks besonders spektakulär. Die aufspritzende Gischt erinnert uns an kleine Geysire. Bei einer kurzen Wanderung über die Wiesen oberhalb des Meeres kann man hier manchmal sogar Robben beobachten! In Stöðvarfjörður steht Petras Steinsammlung Besuchern aus der ganzen Welt offen. Auf dem privaten Gartengrundstück kann man von Juni bis August viele der zum Teil einzigartigen Mineralien bestaunen, die vom geologischen Reichtum Islands zeugen.

Unsere weitere Route führt uns durch eine zunehmend imposantere Landschaft. Während sich links von der Straße im Licht der Frühlingssonne die Wellen des Atlantiks brechen, erheben sich auf der Beifahrerseite mächtige Bergformationen, die uns mit ihrer bizarren Schönheit faszinieren. Den entsprechenden Sound zu dieser Kulisse liefern die vielen Seevögel, die hier aufgeregt nach Brutplätzen suchen, im Chor mit dem Rauschen der ewig tosenden Brandung. Wir erreichen den Fjord Berufjörður, der auf einer Länge von 35 km die bis zu 1100 m hohen Berge durchschneidet.

Die Ringstraße folgt unterhalb der Gipfel weiterhin der Küstenlinie, sodass sich der Fjord bequem umrunden lässt. Entlang der Strecke gibt es immer wieder Parkplätze, und eigentlich möchte man an jedem einzelnen halten, um eine Fotopause zu machen oder beim Picknick in die Landschaft zu schauen. Am Nordufer des Fjords treffen wir auf die Blabjörg (»Blauberge«). Die Felsen sind durch vulkanisch-geologische Prozesse entstanden und aufgrund ihrer unglaublich türkisgrünen Farbe ein bekanntes und beliebtes Fotomotiv – auch wir können einem Fotostopp nicht widerstehen. Doch schon wenig später parken wir erneut, dieses Mal neben dem tosenden Wasserfall Nykurhylsfoss. Über eine Höhe von 15 m stürzen hier die Wassermassen der Fossá talwärts, bevor der Fluss in den Fjord mündet. Vom Parkplatz unterhalb der Kaskaden biegt eine steile Straße in das oberhalb liegende Hochtal Fossárdalur ab. Wer die Zeit und mit seinem Fahrzeug die Möglichkeit hat, sollte diesen kurzen Abstecher unbedingt einplanen, denn nur einige Höhenmeter oberhalb der isländischen Hauptverkehrsader kann man hier ein fast unberührtes Idyll voller natürlicher Schönheit entdecken.

Auf einer Landzunge am südlichen Fjordufer liegt Djúpivogur. Man erreicht den Ort mit seinen charakteristischen, bunten Holzhäusern und dem traditionellen Hafen über eine kurze Verbindungsstraße von der Ringstraße. In Djúpivogur gibt es einige kleine Geschäfte und Galerien mit lokalem Kunsthandwerk sowie die weithin bekannte Skulptur Eggin í Gleðivík – übergroße steinerne Nachbildungen der Eier von 34 einheimischen Vogelarten. Im ältesten Gebäude des Dorfes, dem Langhaus Langabúð am Hafen, befindet sich heute ein Museum … und ein Café mit Kuchenspezialitäten, von denen wir natürlich kosten müssen.

Nach einer Übernachtung auf dem Campingplatz in Djúpivogur entscheiden wir uns schweren Herzens, das wohl schönste Dorf Ostislands zu verlassen. Entlang der Ringstraße geht es nun durch eine zunehmend menschenleere, bizarre Landschaft. Die Ostfjorde gehören bis heute zu den touristisch weniger erschlossenen Gebieten Islands. Vielleicht macht diese Abgeschiedenheit den besonderen Reiz aus, den die Region auf uns ausübt? Oder ist es die vulkanisch geprägte Landschaft mit ihrem unglaublichen Farbenspiel aus dem Blau des Meeres, dem Grün des Mooses und dem Schwarz des Lavasands? Wir fühlen uns jedenfalls, als wären wir auf einem anderen Planeten unterwegs und kämen viel schneller voran, wenn wir nicht immer wieder Fotopausen einlegen würden.


Blick auf das Vestrahorn und die Lavastrände auf der Halbinsel Stokksnes bei Sonnenuntergang

Irgendwann erreichen wir dennoch die Halbinsel Stokksnes im äußersten Südosten von Island. Über ihren schwarzen Stränden aus Lavasand erhebt sich die Bergformation Klifatindur mit dem Vestrahorn – ein beliebtes Fotomotiv und ein Highlight entlang der Route. Da große Teile des Areals Privatland sind, muss man beim Besitzer für das Betreten einen Obolus entrichten. Zugleich bietet er vor seinem hölzernen Viking Café einige einfache Stellplätze für Wohnmobile an – eine Option, die wir ganz spontan für die kommende Nacht nutzen, denn inzwischen peitschen immer häufiger heftige Sturmböen über das Meer.

Unweit vom Vestrahorn liegt der größte Ort im Südosten Islands, die Hafenstadt Höfn. Obwohl in Höfn nicht einmal 2000 Einwohner leben, bietet die kleine Stadt eine erstaunliche Infrastruktur mit einem großen Supermarkt, einer Apotheke und sogar einem vínbúð (Alkohol-Shop). Beste Voraussetzungen, um die Vorräte aufzufüllen! Außerdem kann man auf dem weitläufigen Campingplatz übernachten, das Schwimmbad oder eines der empfehlenswerten Restaurants besuchen. Neben den üblichen Angeboten wird in fast allen eine lokale Spezialität und Delikatesse serviert: Lobster. Höfn ist daher auch der jährliche Austragungsort des isländischen Lobster-Festivals. Wir verbringen hier einen ganzen Tag und erkunden den Ort sowie das Erholungsgebiet Ósland unweit des Hafens.


Glitzernde Eisstücke am Strand Diamond Beach, in ihnen spiegelt sich das graue Meer.

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