Читать книгу Yes we camp! 4- Jahreszeiten-Camping in Skandinavien - Cornelia und Sirko Trentsch - Страница 22
DIE HAUPTINSEL STREYMOY
ОглавлениеEin neuer Morgen … und eine neue Wetterlage. Uns wird langsam klar, warum die Färöer Inseln auch The Land of Maybe (»Das Land des Vielleicht«) genannt werden: Auf viele Fragen gibt es hier nur die Antwort »Maybe …«, und ganz besonders gilt das für Fragen nach Regen oder Sonnenschein. Viele Dinge des täglichen Lebens werden durch das Wetter bestimmt, und das wechselt hier eben von Insel zu Insel und von Minute zu Minute. Ob sich der graue Nebel heute wohl bald verziehen wird? Maybe. Egal, wir machen uns trotzdem auf den Weg, um noch mehr von der Fantasiewelt aus bizarren Felsen, mächtigen Basaltklippen und saftig grünen Wiesen inmitten des Atlantiks zu entdecken.
Da unsere Fähre bereits heute Abend in der Hauptstadt Tórshavn ablegt und wir sie auf keinen Fall verpassen möchten, haben wir uns für den letzten Tag auf den Färöer Inseln einige Ziele in der näheren Umgebung von Tórshavn ausgesucht. Zunächst fahren wir auf einer spektakulären Küstenstraße nach Tjørnuvík, einem abgelegenen Dorf in einer wunderschönen Bucht. Die einspurige Straße schmiegt sich herausfordernd an den Steilhang oberhalb des Meeres. Wir sind froh, dass der Linienbus uns nicht entgegenkommt! Nach der letzten Kurve verfliegt die Aufregung schlagartig, denn der Blick öffnet sich, und unter uns liegt, wie die Kulisse eines Fantasyfilms, das Dorf Tjørnuvík. Die weißen Schaumkronen der Brandung bilden einen herrlichen Kontrast zu dem schwarzen Sandstrand. Leuchtend grüne Berghänge rahmen dieses Bild ein, und über allem hängt ein Nebelschleier – was für ein Anblick!
Tjørnuvík ist ein kleines Paradies und inzwischen auch ein Geheimtipp in der internationalen Surfszene, denn die Bedingungen hier gelten als perfekt. Kaum haben wir das Wohnmobil am Ortsrand abgestellt, schlendern wie schon durch die Gassen zwischen den dicht gedrängten Häuschen mit den grünen Grasdächern. Die dunklen Häuser ducken sich vor dem Wind, der hier fortwährend über den Atlantik peitscht. In einem kleinen Laden genießen wir einen Kaffee und sind begeistert von den Souvenirs, die sich auf so wohltuende Weise vom weltweit erhältlichen Kunststoffeinerlei unterscheiden: Einheimisches Kunsthandwerk und die unterschiedlichsten Schafhörner sollen den Käufer ewig an diesen abgelegenen Ort erinnern.
Grün in allen Schattierungen prägt den Eindruck von der Landschaft rund um die historischen Häuser von Saksun.
• WANDERUNG Von Tjørnuvík kann man auf einer an-spruchsvollen, etwa dreistündigen Wanderung über einen Bergpass den Weiler Saksun erreichen. Über viele Jahrhunderte war das die einzige Verbindung zwischen beiden Orten.
Heute nutzen wir nach Saksun lieber die Straße, fahren den schmalen Weg also zurück bis zur Abzweigung und folgen der Route weitere 10 km durch das Tal bis zu einem Parkplatz oberhalb der Kirche von Saksun. Auf beiden Talseiten erheben sich mächtige Bergmassive mit saftig grünen Hängen und kräftig rauschenden Wasserfällen. Unterhalb des Dorfes liegt eine geschützte Bucht, die durch einen gewaltigen Sturm versandet ist und deren Sandbänke eine natürliche Lagune erschaffen haben. Die alten Häuser der Ansiedlung liegen verstreut und wirken in dieser mächtigen Landschaft fast ein wenig verloren. Wir haben den Eindruck, nicht nur in eine andere Zeit, sondern auch in eine ganz andere Welt gereist zu sein. Die malerische Kirche sowie der gut erhaltene Bauernhof aus dem 17. Jh. passen genau hinein, wir hingegen wirken mit unserer modernen Ausrüstung fast ein wenig deplatziert. Weitab vom Trubel entfaltet sich in dieser rauen Landschaft ein beruhigendes Gefühl der Stille.
• WANDERUNG Die Wanderung über die Sandstrände hinaus in die Lagune ist bei Ebbe gegen eine Gebühr von etwa 10 € pro Person möglich und bietet unvergessliche Momente – hier, irgendwo im Nirgendwo.
Mit diesen Eindrücken im Gepäck machen wir uns nach einem kurzen Aufenthalt auch schon auf den Weg zurück nach Tórshavn. Ein letzter Einkauf, noch einmal volltanken, denn die Färöer Inseln haben die günstigsten Benzinpreise Skandinaviens … und dann stehen wir bereits am Pier im Fährhafen. Knapp drei Tage auf den Färöer Inseln liegen hinter uns. In Restaurants nennt man so etwas wohl den »Gruß aus der Küche« und in der Werbebranche einen »Teaser« – egal, wir haben in jedem Fall Lust bekommen, die Färöer Inseln noch intensiver und besser kennenzulernen. Daher stehen sie bei unserer Abreise schon wieder auf unserer Reise-Wunschliste.