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ENTLANG DER SÜDKÜSTE VON HÖFN NACH REYKJAVÍK

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Etwas mehr als 300 km haben wir bis Höfn zurückgelegt – vor uns liegt nun Islands Südküste mit ihren Highlights. Der Südosten ist durch den Gletscher Vatnajökull und den gleichnamigen Nationalpark geprägt. Der Vatnajökull ist der größte Gletscher Europas außerhalb der Polargebiete. Seine verschiedenen Arme, die bis auf Meereshöhe reichen, lassen seine gigantischen Ausmaße zumindest erahnen. Über Nebenstraßen kann man sich einzelnen Gletscherzungen nähern. Von etwa Mitte Oktober bis Ende März werden geführte Touren auf den Gletscher, in die Eishöhlen und zu den Gletscherlagunen angeboten. Wir jedoch möchten zum Strand Diamond Beach, den wir bequem über die Ringstraße erreichen. Der Diamond Beach ist ein Paradies für Fotografen. Hier spült die Meeresbrandung abgebrochene Eisbrocken des Gletschers auf den schwarzen Lavasand-strand. Mit Gummistiefeln und Fotorucksack machen wir uns auf den Weg, um dieses Naturschauspiel zu fotografieren, und tatsächlich glitzern die Eiskristalle auf dem schwarzen Sand wie Diamanten – faszinierend. Auf der Suche nach immer schöneren Motiven vergeht die Zeit schnell, und so ist es bereits früher Abend, als wir uns zum nahe gelegenen Gletschersee Jökulsárlón aufmachen. Im letzten Licht des Tages gehen wir, dank der späten Stunde nun fast allein, ein Stück am Ufer entlang und machen noch einige Aufnahmen von dieser magischen Kulisse. Mächtige, blau schimmernde Eisbrocken treiben lautlos im Schmelzwasser und werden, wie von Geisterhand bewegt, in den Atlantik getrieben. Wir können uns kaum davon trennen, reißen uns aber trotzdem los, denn wir haben geplant, die Nacht auf dem etwa 60 km entfernten Campingplatz neben dem Nationalpark-Zentrum am Skaftafell zu verbringen.


Die schwarzen Basaltsäulen am Wasserfall Svartifoss sehen aus wie Orgelpfeifen.

Der Nationalpark Skaftafell liegt neben dem Gletscherarm Skaftafellsjökull und gehört inzwischen zum riesigen Vatnajökull-Nationalpark. Auf dem weitläufigen Areal neben dem Besucherzentrum befindet sich ein perfekt ausgestatteter Campingplatz – ein optimales Basislager, um zu Fuß einige Highlights der Umgebung zu erkunden. So gelangt man beispielsweise auf einem gut ausgebauten Wegenetz zur Lagune am Skaftafellsjökull, in deren milchkaffeebraunem Wasser blaue Eisbrocken treiben. Eine weitere abwechslungsreiche Tour führt zum Wasserfall Svartifoss, dem schwarze Basaltsäulen eine ganz besondere Ausstrahlung verleihen.


Für Wände und Dächer der alten Kirche in Núpsstaður wurden Torf- und Grassoden verwendet.

Nach einem aktiven und erlebnisreichen Tag im Nationalpark durchqueren wir auf unserem weiteren Roadtrip ein scheinbar endloses Schwemmland. In dem über 1000 km² großen Gebiet aus schwarzem Lavasand, türkisfarbenen Gletscherflüssen und Geröll ereignete sich 1996 ein massiver Gletscherlauf, bei dem sich ein unter dem Gletscher befindlicher See in einer Flutwelle entleerte. Dabei wurden mehr als 6 km der Ringstraße zerstört und weitere Teile schwer beschädigt. Eine Katastrophe, an die noch heute ein verbogener Stahlträger der alten Brücke als Mahnmal am Straßenrand erinnert.

Auf 30 km begleitet uns diese Landschaft, bis wir die historische Torfsiedlung Núpsstaður erreichen. Die sehenswerte, bereits 1657 erbaute Torfkirche kann besichtigt werden, obwohl der Zutritt zu den umliegenden Torfhäusern seit geraumer Zeit untersagt ist. Die historischen Häuser stehen verloren im Schutz der Felsen und zeugen von der früheren Lebensweise in und mit der rauen Natur Islands.

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Die Landschaft um den Tafelberg Hjörleifshöfði

Auf unserer nächsten Etappe verändert sich die Landschaft erneut: Der Vulkanismus hat hier Pseudokrater, eng eingeschnittene Schluchten, Lavasäulen und moosbedeckte Lavafelder zurückgelassen. Ein Wegweiser macht uns auf die Dverghamrar (»Zwergenklippen«) aufmerksam. Wir biegen auf den Parkplatz ab, von dem aus diese Felsformationen zunächst etwas unscheinbar wirken. Doch bei näherem Hinsehen entdeckt man die besonders regelmäßig geformten Basaltsäulen der Klippen, um die sich einige Mythen ranken. Und wir gönnen uns noch einen zweiten Abstecher: 15 km vor Vík í Mýrdal verlassen wir die Ringstraße, um einem unbefestigten Weg durch eine schwarze Lavasteppe zum Inselberg Hjörleifshöfði zu folgen. Der 221 m hohe Berg wirkt in der ansonsten flachen Landschaft fast etwas verloren. Im Lavagestein an seiner Südflanke findet man die bizarre Grotte Gýgagjá, die in einer Star-Wars-Produktion als Kulisse diente. Wir stehen schon bald im Zugang der Höhle und blicken hinaus auf die endlos schwarze Sandwüste, die nur durch einige grüne und gelbe Farben der Vegetation unterbrochen wird. Bizarr!

Nicht einmal eine Stunde später sitzen wir in unserem Wohnmobil auf dem Campingplatz in Vík í Mýrdal. Die »Hauptstadt« Südislands scheint uns nach der Abgeschiedenheit und der Natur in den letzten Tagen fast etwas quirlig. Auf einem abendlichen Spaziergang sehen wir uns die Kirche an, die auf einer Anhöhe den Ort überragt. Und wir erhaschen noch einen ersten Blick auf die Felsnadeln Reynisdrangar. Gleich am nächsten Morgen fahren wir wenige Minuten bis zum Parkplatz am langen Sandstrand Reynisfjara, vor dem die bekannten Felsnadeln aus dem Meer ragen. Der Strand ist von ungewöhnlichen Bergformationen umgeben, und an den Abhängen tummeln sich Abertausende Seevögel, unter ihnen auch die possierlichen Papageitaucher. Bei aller Freude an tollen Bildern sollte man an diesem Strand vorsichtig sein: Die Brandung des Nordatlantiks ist gewaltig, und die Warnschilder haben durchaus ihre Berechtigung.


Hier sieht’s fast aus wie am Mittelmeer: das Felsentor am Kap Dyrhólaey an der Südküste.

Vom Sandstrand Reynisfjara ist in westlicher Richtung schon die 115 m hohe Klippe des Kaps Dyrhólaey auszumachen. Der Leuchtturm auf dem Vulkanfelsen weist seit 1927 den Seefahrern den Weg. Über verschiedene Nebenstrecken erreichen wir dann nach etwa 20 km den neu angelegten und auch für 2 × 4 Fahrzeuge geeigneten Parkplatz Dyrhólaey View auf einem Plateau. Eine kurze Wanderung über einen reizvollen Küstenwanderweg führt direkt zum Leuchtturm. Am Ziel werden wir mit einem fantastischen Blick über die Südküste und hinab zum Felsentor belohnt. Stürme und das Meer haben hier ganze Arbeit geleistet und ein riesiges Loch in dem Felsen hinterlassen, durch das sogar Boote fahren können.


Das Flugzeugwrack der US Navy am Strand Sólheimasandur wirkt ein bisschen verloren.

Noch einmal geht’s nur 20 km weiter, denn dort wartet ein weiteres Highlight – zumindest für viele Fotografen aus aller Welt, ein Flugzeugwrack der US Navy. Vom Parkplatz direkt neben der Ringstraße läuft man etwa 3 km oder nutzt in der Saison den kostenpflichtigen Shuttlebus bis zum Wrack. Wie ein UFO in einem Science-Fiction-Film liegt es seit seinem Absturz 1973 in der schwarzen Sandwüste.

Natürlich kann man diesen Fotospot im wahrsten Sinne des Wortes auch links liegen lassen und bis zum gigantischen Wasserfall Skógafoss weiterfahren. Hier rauschen die Wassermassen des Flusses Skógá frei fallend auf einer Breite von 25 m etwa 60 m in die Tiefe, bevor sie das Meer erreichen. Von einem großen, befestigten Parkplatz führen markierte Wege zum Becken des Wasserfalls, hinauf zu seiner Fallkante und auch weiter ins Hochland.

In diese Grotte des Gljúfrabúi gelangt man nur durch seinen Wasserlauf – also mit Gummistiefeln oder eben barfuß …


Wir sammeln jetzt Wasserfälle! Hier stürzt der Seljalandsfoss dem Sonnenuntergang entgegen.

Da sich ein spektakulärer Sonnenuntergang ankündigt, fahren wir noch ein Stück weiter, denn in etwa 30 km Entfernung ergießt sich ebenso aufsehenerregend der Fluss Seljalandsá am Seljalandsfoss 66 m in die Tiefe. Tatsächlich wird er gerade bei unserer Ankunft vom warmen Licht der untergehenden Sonne angestrahlt.

• TIPP Da man hier sogar hinter den Wasserfall gehen und durch den gigantischen Wasserschleier schauen kann, bietet sich ein atemberaubendes Motiv. Man sollte allerdings nicht darauf hoffen, von der Gischt verschont zu bleiben …

Nach dem großen Schauspiel verbringen wir die Nacht auf dem gepflegten Campingplatz nebenan.


Geduscht hatten wir heute eigentlich schon … Conny bei einer unfreiwilligen Dusche unter dem Wasserfall Gljúfrabúi.

Nur fünf Fußminuten vom Stellplatz entfernt erkunden wir am nächsten Morgen einen weiteren Wasserfall: Der Gljúfrabúi hat sich seinen Weg direkt durch eine höhlenähnliche, enge Felsschlucht gebahnt. In diese Grotte gelangt man nur durch seinen Wasserlauf – also mit Gummistiefeln oder eben barfuß … Nachdem wir auf diese Weise ungewollt noch einmal in der Gischt des Wasserfalls geduscht haben, brechen wir anschließend bei sonnigem Wetter auf.

Yes we camp! 4- Jahreszeiten-Camping in Skandinavien

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