Читать книгу Yes we camp! 4- Jahreszeiten-Camping in Skandinavien - Cornelia und Sirko Trentsch - Страница 20
UNTERWEGS AUF EYSTUROY
ОглавлениеIm anhaltenden Dämmerlicht machen wir uns auf den Weg von Tórshavn auf der Insel Streymoy in das Fischerdorf Gjógv auf Eysturoy. Wir wissen nur wenig über Gjógv: Der kleine Ort liegt mitten im Nirgendwo, am Ende einer Sackgasse. Gjógv wurde erstmals im Jahr 1584 erwähnt, doch die Geschichte der kleinen Ansiedlung reicht bis in die frühe Zeit der Wikinger zurück. Sie wussten bereits die natürlichen Häfen der zerklüfteten Küste ebenso wie den Fischreichtum der Gewässer zu schätzen. Etwa eine Stunde folgen wir größtenteils der Straße 10 und fahren über die Streymin-Brücke nach Eysturoy. Seit im Jahr 2020 der neue Unterwassertunnel zwischen der Hauptinsel Streymoy und Eysturoy in Betrieb genommen wurde, hat sich die Verbindung zwischen den Inseln übrigens um fast 20 km verkürzt.
Die letzten Kilometer der Route sind einfach spektakulär: Die Berghänge leuchten im ersten Tageslicht in einem unwirklichen Grün, während der Nordatlantik unentwegt seine Wellen gegen die Küste peitscht. Oberhalb einer Felsspalte, die Gjógv seinen Namen gab und die seit Menschengedenken als Hafen genutzt wird, finden wir eine Bank und genießen den unvergesslichen Blick über diese Szenerie. Augenscheinlich sind wir in prominenter Gesellschaft, denn eine Inschrift sagt uns, dass bereits Kronprinzessin Mary von Dänemark 2005 dieses Panorama bewundert hat.
Ein Morgen in Gjógv
Anschließend bummeln wir durch die schmalen Gassen des Dorfes mit den bunten Holzhäusern. Rund 50 Einwohner leben hier, und hier befindet sich auch die einzige Eisenbahn der Färöer Inseln: Mithilfe einer Winde werden auf ihren Schienen sperrige Güter vom Hafen in die oberhalb liegenden Bootshäuser transportiert. Außerdem hat der Ort ein eigenes Postamt, das immerhin an fünf Tagen in der Woche für zweimal 30 Minuten öffnet … Was für eine faszinierende und friedvolle kleine Welt, so nah und eben doch so fremd.
Da es auf den Färöer Inseln viel zu entdecken gibt, brechen wir bald auf und fahren zunächst einen kleinen Umweg durch das beschauliche Dorf Eiði. Die schmale Straße führt wieder durch eine fabelhafte Landschaft und zu einem Aussichtspunkt, von dem man die bekannte Felsformation Risin og Kellingin (»Der Riese und das Weib«) bewundern kann. Die bizarren Felsnadeln mitten im Atlantik regen von jeher die Fantasie an und spielen immer wieder eine Rolle in den einheimischen Sagen.
Nach der kurzen Nacht und den Erlebnissen des Vormittags übermannt uns schon bald bleierne Müdigkeit. Doch sollen wir wirklich schon jetzt einen Campingplatz aufsuchen? Als wir die Tankstelle in Oyrarbakki erreichen, ist spontan eine Lösung in Sicht: »Natürlich könnt ihr mit eurem Wohnmobil ein Stündchen auf unserem Parkplatz stehen«, entgegnet die freundliche Dame auf unsere Nachfrage. Nach etwa einer Stunde Schlaf und einem stärkenden Kaffee an der Tankstelle sind wir schon wieder fit und unterwegs.
Fuglafjørður am gleichnamigen Fjord ist mit gut 1500 Einwohnern einer der größeren Orte der Färöer Inseln.
Unser nächstes Ziel ist der Küstenort Norðragøta, der für sein liebevoll gestaltetes Heimatmuseum und die typischen schwarzen Holzhäuser mit den grünen Dächern bekannt ist. Ebenso sehenswert sind die traditionelle Kirche des Ortes sowie die Skulptur, die man zu Ehren des legendären Wikinger-Häuptlings Tróndur í Gøtu errichtet hat. Nach der Besichtigung von Norðragøta hat man die Wahl: Entweder folgt man der Straße 10 durch einen Unterwassertunnel auf die nordöstlichen Inseln, fährt über die Straße 15 in den südlichen Inselteil oder unternimmt einen Abstecher in das Dorf Fuglafjørður am gleichnamigen Fjord. Wir entscheiden uns für die letzte Option, schauen uns in Fuglafjørður um und nutzen gleich noch die Gelegenheit, im Verkauf der Brauerei Föroya Bjór in Leirvik erstmals Färöer Bier zu erstehen. Die sprichwörtlich gute Qualität des Brauwassers macht es zu einem begehrten Getränk bei Fans in aller Welt – und nun auch bei uns.
Für die Übernachtung kann man auf Eysturoy zwischen verschiedenen Campingplätzen wählen. Wir entscheiden uns für den privaten Platz Æðuvík Camping im Süden der Insel, so lernen wir diese Region auch noch kennen. Außerdem liegt der Platz wunderschön am Meer und bietet eine tolle Aussicht.
Auf den Färöer Inseln leben mehr Schafe als Menschen, und heute zerzaust der Wind ihnen das Fell.