Читать книгу Yes we camp! 4- Jahreszeiten-Camping in Skandinavien - Cornelia und Sirko Trentsch - Страница 21
RUND UM GÁSADALUR AUF VÁGAR
ОглавлениеTatsächlich ist die Kulisse gewaltig und das Wetter so wechselhaft, wie man es den Färöer Inseln nachsagt: Sturm und Regen am Abend – und am nächsten Morgen liegt das Meer still in der Morgensonne. Perfekt, um Gásadalur auf der Insel Vágar zu besuchen. Der Ort ist für seine markante Skyline bekannt, geprägt vom Wasserfall Múlafossur und dem unverwechselbaren Adlerberg Árnafjall. Gásadalur steht, wie einige andere abgelegene Ortschaften, für die besonderen Herausforderungen, denen die Menschen auf den Färöer Inseln bis in die heutige Zeit ausgesetzt sind. Erst seit dem Bau eines Tunnels im Jahr 2004 ist das kleine Dorf überhaupt über eine Straßenverbindung erreichbar. Bis dahin überquerte der Postbote dreimal in der Woche einen 400 m hohen Bergpass zu Fuß, um die etwa 15 Einwohner mit Post zu versorgen. Als Dank dafür durfte er den Tunnel schon während der Bauzeit nutzen– und ihn natürlich nach der Fertigstellung als Erster durchschreiten. Wir folgen den letzten Kilometern der sagenhaft schönen Strecke über die Straße 45 nach Gásadalur und versuchen, uns ein Leben in solcher Abgeschiedenheit vorzustellen. Die Sonne lässt das saftige Grün an den mächtigen Berghängen leuchten, die Brandung des Atlantiks schlägt unaufhörlich gegen die Klippen, und am Horizont sind immer beeindruckendere Felsformationen wie das Felsentor Drangarnir und die Insel Tindhólmur auszumachen. Einen herrlichen Blick auf die Felsen hat man im Fischerdorf Bøur. Wir halten kurz oberhalb des Dorfes und machen einen kleinen Spaziergang zwischen den alten Häusern bis hinunter zum Strand.
Blick auf die Insel Tindhólmur und die Felsformation Drangarnir
Von Bøur sind es nur noch etwa 5 km bis nach Gásadalur, wo die Straße auch endet. Dort parken wir auf dem befestigten Platz am Rand des Ortes und brechen zu einer Erkundung der näheren Umgebung auf. Entlang der Steilküste gibt es einige markierte und befestigte Wege. Einer von ihnen führt – immer mit schönem Blick auf die See – zum Wasserfall Múlafossur. Über 30 m stürzt das Wasser hier von den Klippen direkt ins Meer. Der Dreiklang von Meeresbucht, Wasserfall und den markanten Umrissen des Adlerberges Árnafjall im Hintergrund macht dieses Motiv einzigartig. Daher drängen sich, besonders in den Morgen- und Abendstunden, viele Fotografen auf den Felsen gegenüber vom Wasserfall, stets auf der Jagd nach dem besten Bild von dieser großartigen Landschaft.
Der Wasserfall Múlafossur in Gásadalur stürzt direkt von den grün bemoosten Klippen ins türkisfarbene Meer.
Wir sind nun um die Mittagszeit hier, und das Wetter ist tatsächlich gut – zu gut, um uns das spektakuläre Licht für eine ganz besondere Aufnahme zu bieten. Doch da wir auf unserem kurzen Trip über die Färöer Inseln noch viel sehen wollen, möchten wir nicht auf das wärmere Abendlicht warten und kehren ins Dorf zurück. Dort herrscht inzwischen rege Betriebsamkeit, denn die Einheimischen haben einen Frühjahrsputz organisiert. Daher wird überall gewerkelt, geputzt und gemalert – alle helfen mit, damit »ihr« Dorf im neuen Glanz erstrahlt. Wenn wir im Norden Europas unterwegs sind, beeindruckt uns dieser Gemeinsinn immer wieder aufs Neue. Überraschend werden wir gleich einbezogen: Ehe wir uns versehen, bekommen wir einen Kaffee und Gebäck angeboten. Gänsehautgefühl!
Auf der Rückfahrt von Gásadalur passieren wir erneut den größeren Ort Sørvágur. Die Straße folgt nun der Uferlinie des Leitisvatn, des größten Binnensees auf dem Archipel.
• WANDERUNG Hier beginnt eine der beliebtesten Wanderungen auf den Färöer Inseln. Der Weg führt etwa 45 Minuten am Seeufer entlang zum Wasserfall Bøsdalafossur. Aus dem Leitisvatn, oberhalb des Atlantiks, ergießt sich das Wasser über die Klippen direkt ins Meer. Eine sagenhafte Naturkulisse, die jedes Jahr mehr Besucher anzog, sodass die Landbesitzer seit 2019 für die Wanderung über ihre Ländereien etwa 25 € pro Person verlangen.
Der »Finger der Trollfrau« bei Sandavágur weist geradewegs zum Himmel. Was will sie uns wohl zeigen?
Wir verzichten, denn in der wenigen verbleibenden Zeit auf den Inseln gibt es auch so noch viel zu entdecken. So biegen wir im nächsten größeren Ort, in Sandavágur, von der Hauptstraße ab. Eine durchaus »spannende« schmale Straße führt von dort entlang der Steilküste zu einem Parkplatz in luftiger Höhe. Nach einer sehr kurzen Wanderung auf einem befestigten Pfad werden wir mit einem Blick auf die 313 m hohe Felsnadel Trøllkonufingurin (»Finger der Trollfrau«) belohnt.
Am Múlafossur stürzt das Wasser mehr als 30 m tief von den Klippen direkt ins Meer. Das allein wäre schon ein Schauspiel …, der Árnafjall im Hintergrund macht es perfekt.
In der schönen Sandavágs kirkja wird auch ein bedeutender Runenstein aus dem 12. Jh. aufbewahrt.
Zurück im Zentrum von Sandavágur bestaunen wir noch die reich verzierte Kirche, die uns regelrecht magisch anzieht. Es ist inzwischen später Nachmittag, und nach einem kurzen Blick auf die Uhr entscheiden wir uns spontan, Vágar heute noch zu verlassen und zur Hauptinsel Streymoy zurückzufahren. An der Westküste von Streymoy liegt in einer geschützten Bucht die kleine Stadt Vestmanna mit einem gut geführten Campingplatz. Dort werden wir von zwei freundlichen Damen herzlich begrüßt und genießen nur wenig später bei einem leckeren Färöer Bier das Abendessen in unserem Kastenwagen.