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Vorwort

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Jeden Abend gegen sechs Uhr kam mein Vater von der Arbeit nach Hause, stellte seine schwere Arzttasche neben die Tür und setzte sich ins Wohnzimmer, um bis zum Abendessen Zeitung zu lesen. Vater arbeitete als Diabetologe in Fargo (North Dakota). Patienten aus dem Osten North Dakotas und dem Westen Minnesotas ließen sich von ihm beraten und ihre Insulindosis einstellen. Doch er kam kein einziges Mal nach Hause und verkündete, einer seiner Patienten sei geheilt. Er erwähnte nicht einmal, dass ihr Zustand sich mit der Zeit verbesserte. Seine Ziele waren viel bescheidener: Er versuchte lediglich die unvermeidbaren Komplikationen dieser Erkrankung hinauszuzögern.

Und leider haben viele Diabetiker bis heute nicht viel mehr zu erwarten als das. Typ-2-Diabetikern wird empfohlen, ihre Ernährung ein bisschen umzustellen und Medikamente einzunehmen. Allmählich werden es dann immer mehr Medikamente in immer höherer Dosis. Medikamente gegen Diabetes. Medikamente gegen Cholesterin. Medikamente gegen Bluthochdruck. Man wird diese Krankheit nie wieder los, und sie bessert sich auch nicht. Typ-2-Diabetiker versuchen einfach nur, ihren Blutzucker so gut wie möglich einzustellen, in der Hoffnung, Folgeerkrankungen dadurch vorzubeugen. Frauen mit Schwangerschaftsdiabetes müssen damit rechnen, dass diese Stoffwechselstörung bei jeder Schwangerschaft erneut auftritt.

Wenn auch Sie diese Erfahrung gemacht haben, stehen Sie jetzt an der Schwelle zu einem ganz neuen Leben. Es ist höchste Zeit, Ihren Diabetes in den Griff zu bekommen. Manche Patienten können ihn vielleicht sogar völlig loswerden.

Die ersten Hinweise darauf, dass so etwas möglich ist, verdanken wir Beobachtungen aus Ländern, in denen sich die Essgewohnheiten im Lauf der Zeit verändert haben. Zum Beispiel aus Japan: Dort traten während der Fastfood-Invasion in den 1980er-Jahren Hähnchenflügel, Burger und Milkshakes an die Stelle der traditionellen Ernährung auf Reisbasis – und die Anzahl der Diabetespatienten schoss in die Höhe. In den USA war es ganz ähnlich: Je mehr Appetit die Amerikaner auf Fleisch und Käse bekamen, umso höher stieg die Prävalenz von Typ-2-Diabetes. Da stellt sich natürlich die Frage: Was wäre, wenn wir genau das Gegenteil tun? Wenn wir diese ungesunden Lebensmittel in den Mülleimer werfen und uns stattdessen in erster Linie pflanzlich ernähren?

Unser Forschungsteam, das von den National Institutes of Health finanziert wurde, ist dieser Frage nachgegangen. In einer Gruppe erwachsener Typ-2-Diabetiker teilten wir die eine Hälfte nach dem Zufallsprinzip einer konventionellen „Diabetesdiät“ (Kalorienreduktion und relativ konstante Kohlenhydratzufuhr) zu. Der anderen Hälfte verordneten wir eine ganz neue Kost: Verzicht auf Fleisch, Käse und andere tierische Produkte und möglichst wenig Öl. Statt ihren Obstkonsum einzuschränken, wie man es Diabetikern oft empfiehlt, durften sie so viele Früchte essen, wie sie wollten. Und sie aßen auch Gemüse, Bohnen, Vollkorngetreide und alle Gerichte, zu denen diese Zutaten verarbeitet werden: Gemüseeintöpfe, Linsensuppe, Bohnenburritos, Pasta mit Artischockenherzen und gegrillten Pilzen, vegane Lasagne, Currys, vegetarische Sushi und Ähnliches – ohne Kalorien oder Kohlenhydrate zu zählen. Und die Ergebnisse ihrer Labortests waren erstaunlich gut.

Im Jahr 2006 veröffentlichte die American Diabetes Association die ersten Resultate unserer Studie: Mit der pflanzlichen Ernährung ließ sich der Blutzucker dreimal so gut einstellen wie mit der herkömmlichen Diabetesdiät. Drei Jahre später veröffentlichten wir die längerfristigen Ergebnisse unserer Studie im American Journal of Clinical Nutrition: Sie bestätigten, dass die Laborwerte von Diabetikern sich mit dieser Ernährung dauerhaft verbessern lassen. Viele andere Forscherteams haben ähnliche Ernährungsformen untersucht und dabei immer wieder eine Gewichtsabnahme und eine Senkung des Cholesterinspiegels und Blutdrucks festgestellt. Und es ist ganz einfach, das zu erreichen! Natürlich mussten unsere Studienteilnehmer zu diesem Zweck ein paar Essgewohnheiten „verlernen“ und sich neue angewöhnen. Doch im Gegensatz zu ihren bisherigen Diäten brauchten sie jetzt nicht mehr zu hungern – sie durften so viel essen, wie sie wollten. Es gab keine ständige Achterbahnfahrt zwischen Gewichtsabnahme und -zunahme mehr. Und sie brauchten auch keine Angst vor Kohlenhydraten zu haben (wie viele Menschen es tun), sondern konnten eine ganz neue Welt köstlicher Lebensmittel für sich entdecken.

Wir haben diese Diät auch bei langjährigen Diabetikern eingesetzt, bei denen die Erkrankung bereits zu schmerzhaften Neuropathien an Füßen oder Händen geführt hatte. Und trotz ihrer langen Krankheitsgeschichte verbesserte sich auch ihr Zustand in erstaunlichem Ausmaß.

In der Zwischenzeit haben unsere Kollegen von der Yale University einen Blick in den menschlichen Körper geworfen, um mehr Klarheit darüber zu gewinnen, was bei einer Ernährungsumstellung passiert. Mithilfe von Magnetresonanzspektroskopie fanden sie heraus, dass Fette aus der Nahrung sich in Muskel- und Leberzellen anreichern. Dadurch stören sie die Insulinfunktion und verursachen einen Zustand namens Insulinresistenz – den idealen Nährboden für einen Typ-2-Diabetes. Eine fettarme pflanzliche Ernährung enthält natürlich keine tierischen und auch nur sehr wenig pflanzliche Fette. Daher trägt sie dazu bei, Fettansammlungen abzubauen, sodass sich die Insulinfunktion wieder weitgehend normalisiert.

Viele Menschen haben diese Strategie auch bei Typ-1-Diabetes eingesetzt. Dadurch haben sich ihre Blutzuckereinstellung und ihr Allgemeinbefinden deutlich verbessert, und ihr Insulinbedarf ist gesunken. Aber Wissenschaftler suchen natürlich auch nach Möglichkeiten zur Vorbeugung von Typ-1-Diabetes und haben dabei eine interessante Entdeckung gemacht: Stillen (insbesondere der Verzicht auf Kuhmilcheiweiß in der Säuglingsernährung) kann das Risiko für die Autoimmunreaktion senken, die die insulinproduzierenden Betazellen der Bauchspeicheldrüse zerstört. Obwohl diese Untersuchungen noch lange nicht abgeschlossen sind, spricht doch alles dafür, die Vorteile einer pflanzlichen Ernährung zu nutzen.

Dieses Buch gibt Ihnen die nötigen Instrumente dazu in die Hand. Die Autoren kennen den Diabetes in- und auswendig, da sie sich selbst als Patienten damit befasst und die dazu vorhandene Fachliteratur gründlich durchgearbeitet haben. Sie sind Experten und werden Ihnen Schritt-für-Schritt-Anleitungen für Ihren Kampf gegen den Diabetes geben. Und schon sehr bald wird sich zeigen, dass Sie auf dem richtigen Weg sind: Sie werden sich wohler fühlen, und die positiven Auswirkungen dieser Methode werden sich auch in Ihren Laborwerten niederschlagen.

Also lesen Sie dieses Buch von vorne bis hinten durch, setzen Sie die Anleitungen der Autoren in die Tat um und erzählen Sie anderen Diabetespatienten davon, damit auch sie von dieser lebensverändernden neuen Methode profitieren können!

Dr. med. Neal D. Barnard, Dr. med., FACC

Vorsitzender des Physicians Committee

Außerordentlicher Professor für Medizin an der School of Medicine and Health Sciences der George Washington University (Washington, D. C.)

Während unserer Arbeit an diesem Buch haben wir Tausende wissenschaftlicher Fachartikel gelesen; in dem Buch wird auf 800 Peer-Review-Artikel verwiesen. Zwar können wir diese Literaturangaben hier nicht alle abdrucken, aber wir wollen Ihnen trotzdem helfen, fundierte Entscheidungen im Hinblick auf Ihre Gesundheit zu treffen. Auf der Webseite www.masteringdiabetes.org/bookinfo (Anm. d. Verlags: Informationen nur in Englisch verfügbar) finden Sie alle Literaturangaben zu den in diesem Buch erwähnten Fachartikeln.

Nie wieder Diabetes

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