Читать книгу Todesfalle Campus - Dagmar Isabell Schmidbauer - Страница 11

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Aufrecht saß er auf seinem schmalen Bett und beobachtete eine dunkelbraune Hausspinne, die über den Boden lief. Im Schutz der Dunkelheit war sie unter dem Schrank hervorgekommen und suchte jetzt nach einem geeigneten Platz, wo sie ihr Netz spinnen und darin ihre Beute fangen konnte. In seinem Zimmer gab es viele Spinnen. Er liebte sie, sie waren so konsequent, so gnadenlos. Sie sponnen ihr Netz und fraßen das, was sich darin fangen ließ. Wenn sie ihr Opfer erst einmal eingewickelt hatten, gab es kein Entrinnen mehr.

Um sie beobachten zu können, brauchte er kein Licht anzumachen, ihm reichte das wenige Licht der Straßenlaterne, das durch das Fenster hereindrang. Ruckartig lehnte er sich zurück und schlug ein paar Mal hart mit dem Hinterkopf gegen die Wand, bis sich alles um ihn herum drehte. Dann sprang er auf und schrie so laut er konnte.

Doch die Benommenheit in seinem Kopf ließ nicht nach. Wie ein Zug rauschte sie durch ihn hindurch. Ein Zug mit Hunderten von Güterwagen, die einer nach dem anderen durch seinen Kopf ratterten.

Dabei hatte er es doch getan.

Ratatat, ratatat, ratatat. Endlos fuhren die Waggons, weiter und immer weiter. Er legte seine Hände an die Ohren, doch das Rattern nahm noch zu. Ratatat, ratatat, ratatat! Er wollte, dass es aufhört, aber je mehr er sich das wünschte, desto schneller fuhr der Zug.

Die Spinnen töteten, um zu überleben und er machte jemand kalt, um seinen Schmerz weiter zu geben. Bis er es getan hatte, hatte er gar nicht gewusst, dass das die Lösung für sein Problem sein könnte und auch jetzt schien es irgendwie noch nicht stimmig zu sein. Eigentlich hätte er sich danach gut fühlen sollen, aber das Gegenteil war der Fall. Im Moment fühlte er sich wie früher, wenn er sich ganz schrecklich auf Weihnachten gefreut und dann doch wieder nur Dresche gekriegt hatte.

Für einen Moment hielt er inne. Irgendwie wollte ihm der Vergleich nicht so recht gefallen. Letztlich hatte er sich doch selbst beschenkt. Hatte sich genommen, was er haben wollte. Es war gut gewesen, oh ja. Aber eben nicht so gut, wie er gehofft hatte.

Vielleicht weil er sich das alles viel einfacher vorgestellt hatte. Nicht so chaotisch. Und mit so viel Blut und Sauerei hatte er auch nicht gerechnet. In seinen Fantasien war sein Opfer schneller gestorben. Er stellte sich gern solche Sachen vor. Es gefiel ihm, wenn seine imaginären Opfer laut aufschrien, weil sie erkannten, dass sie in seiner Gewalt waren und dass er mit ihnen machen konnte, was immer er wollte. Oder sie schrien, weil sie begriffen, dass sie keine Chance hatten, ihm zu entkommen, was auf das Gleiche hinauslief. Sie schrien und er wollte sie zum Schweigen bringen. Und je mehr sie schrien, desto lustvoller ließ er sie verstummen. Zu viel schreien durften sie nämlich auch nicht, weil er sich dann nicht auf das konzentrieren konnte, was ihn befriedigte und den Zug in seinem Kopf zumindest langsamer werden ließ.

Es hatte ihm gefallen, sie nicht gleich zu töten, sondern erst noch ein bisschen ranzunehmen. Er sah sie wieder vor sich und bekam prompt einen Steifen, weil das so ein Wahnsinnsgefühl gewesen war. Ohne zuvor etwas anderes zu tun, einfach rein und raus und wieder rein und immer tiefer rein, bis sie lauter und immer lauter schrie und sich zu wehren versuchte, bis er sie gewürgt hatte, damit sie aufhörte zu schreien, ohne Mitleid, denn letztlich war sie ja selber schuld gewesen, er hatte sich ja nur genommen, was sie ihm angeboten hatte und somit hatte sie es ja auch nicht anders verdient gehabt.

Er nahm die Hände von den Ohren und bemerkte, dass das Rattern nachgelassen hatte. Es hatte ihm unglaublich gut gefallen, wie sie schrie und sich wehren wollte, obwohl er sie da schon gefesselt hatte. Aber das war dann erst später gewesen.

Gleich als sie in sein Blickfeld geraten war, hatte er einen ordentlichen Ständer bekommen. Er hatte sie ein bisschen schreien lassen und dann … Aber dafür hatte er ja die Eisenstange dabei. Sie sackte einfach zusammen und er konnte sie in aller Ruhe verschnüren.

Mann, war das geil! Als sie gefesselt da lag und langsam wieder wach wurde und erkannte, was er mit ihr vorhatte und dass sie nicht abhauen konnte. Erst hatten sich ihre Augen geweitet und dann hatte sie geschrien. Er hätte ihr den Mund zuhalten können, aber das wäre dann nicht mehr so schön gewesen. Stattdessen hatte er sie einfach rangenommen. Erst vorn und dann hinten. Und wenn sie zu laut wurde, hatte er sie einfach wieder gewürgt, bis sie still war.

Und dann war sein Blick auf die Eisenstange gefallen. Er grinste bei dieser Erinnerung und öffnete endlich seine Hose. Das war ein Fest. Das musste er unbedingt wiederholen. Seine Bewegungen waren jetzt gleichmäßig und je mehr er an sie dachte, desto mehr nahmen sie an Intensität zu.

Wie sie um Gnade gewinselt hatte und er sie wieder und wieder … „Oooh!“, entfuhr ihm ein langer tiefer Seufzer. Das ist jetzt aber schnell gegangen, dachte er und wusste, dass er sich noch sehr oft an diesen Moment erinnern würde, den Moment, in dem sie gewusst hatte, dass sie ihm nicht mehr entkommen würde und ihre ganze Schreierei umsonst gewesen war. Dass die ihn noch zusätzlich angemacht hatte.

Als er die Stange aus ihr herausgeholt hatte, war sie voller Blut gewesen. Eine richtige Sauerei. Das wollte dann auch gar nicht mehr aufhören. Bis ihm die Idee mit dem Messer gekommen war. Eigentlich wollte er sie ja sowieso abstechen. Das hatte er auch extra geübt. Aber dann hatte er es sich ganz spontan anders überlegt, ihre Haare gepackt und zack – war es vorbei mit ihr! Aber die wäre ja sowieso nicht mehr zu gebrauchen gewesen, nachdem er die Eisenstange … Er lachte, und sein Blick fiel hinüber zu der Tüte auf dem Boden, in der das Teil steckte und schon wurde er wieder ganz scharf. Vielleicht sollte er darüber doch noch einmal ausgiebig nachdenken, jetzt wo der größte Druck weg war. Denn je länger er sich in seiner Erinnerung damit beschäftigte, desto langsamer wurde der Zug und kam manchmal sogar ganz zum Stillstand.


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