Читать книгу Todesfalle Campus - Dagmar Isabell Schmidbauer - Страница 20

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„Nach dem SMS-Austausch mit Vanessa hab ich mir diesen Tom irgendwie anders vorgestellt“, platzte es aus Franziska heraus, kaum dass sie im Auto saßen. Dann zückte sie ihr grünes Notizbuch und schrieb einige Stichworte hinein. „Er war so cool. Für sein Alter ungewöhnlich cool, findest du nicht?“ Die Kommissarin sah auf und blickte ihren Kollegen unschlüssig an. „Wahnsinn, wenn man in seine Augen sieht.“ Bei diesem Gedanken überkam sie erneut ein plötzliches Frösteln.

Gleich nachdem sie die Donau-Schwaben-Anlage verlassen hatten, hatte sie den Kollegen Gruber angerufen und ihn gebeten, die Facebookseite „World of Adventure“ für sie zu überprüfen und herauszufinden, wer die freizügigen Fotos von Vanessa Auerbach dort eingestellt hatte. Zu Beginn ihres Gesprächs hätte sie Tom Seibert am liebsten gleich mit in die Inspektion genommen, inzwischen war sie allerdings verunsichert über seine vehemente Unschuldsbehauptung, sein angebliches Alibi und die Fotos auf seinem Laptop. Auch der Zahlendreher bei der Anmeldung der Prepaid-Karte ließ sich jetzt nicht mehr einfach so wegwischen. Sie brauchten erst noch weitere Beweise. Wenn Gruber allerdings melden sollte, dass Tom auch hinter der Internetseite oder den Posts steckte, dann würde es doch wieder eng für ihn werden.

„Cool im Vergleich zu diesem Tian?“ Hannes nickte zustimmend. „Wobei ich fand, dass er ja schon ein bisschen geschockt war, vielleicht wollte er das nur hinter der Maske der Arroganz verbergen. Ich meine, wenn er es wirklich nicht war und ihm da jemand einen üblen Streich gespielt hat …“, Hannes besann sich. „Wenn jemand in deinem Namen Vanessa irgendwohin gelockt und getötet hat, dann wärst du doch auch geschockt und gleichzeitig entsetzt.“

„Vielleicht.“ Franziska zuckte unschlüssig mit den Schultern. „Na ja, schon. Aber schau dir sein Zimmer an, seine Frisur und dann seinen Nachbarn. Da liegen doch Welten dazwischen. Der ist nicht nur cool, der ist, hm, wie soll ich sagen … der ist herablassend. Ja genau. Als wäre er etwas Besseres.“

Hannes lachte, weil Franziska ihr Urteil so unumstößlich gefällt hatte. „Du traust ihm also nicht zu, dass er eine Frau in die höheren Sphären der Lust heben kann?“, fragte Hannes provokant nach.

Franziska blickte ihn schmunzelnd an. „Das würde ich nicht sagen. Wenn er die Wünsche einer Frau genauso korrekt umsetzt, wie er seine Haare in Form bringt …“ Sie kicherte, wurde aber schnell wieder ernst. „Typen wie der sind schlecht einschätzbar. Sie können ganz harmlos sein und genauso akkurat einen Mord begehen, mit allen Konsequenzen, eiskalt geplant, bis ins letzte Detail.“

„Und du traust ihm sogar die Sache mit den Fotos zu?“

Hannes blieb unsicher, doch Franziska schwieg, klappte ihr Notizbuch zu, schob es in ihre braune Umhängetasche und warf sie dann auf den Rücksitz, bevor sie den Motor startete. „Da warten wir jetzt einfach mal auf das, was Gruber uns ja hoffentlich bald mitteilt“, entschied sie und hoffte, der Kollege käme wirklich bald dazu, die Seite zu überprüfen und müsse nicht am Ende auch noch Streife fahren, um Flüchtlinge einzusammeln.

Draußen war es schon fast dunkel. Sie hatte außer den Pausenbroten von Sabrina noch nichts Vernünftiges gegessen. Sie war müde und sie sehnte sich nach einer liebevollen Umarmung. Auch Hannes warf jetzt einen Blick auf seine Uhr. „Wartet dein Schätzchen auf dich?“ Der Kollege verzog das Gesicht. „Entschuldige, deine Sabrina?“

Er nickte, dabei huschte ein glückliches Lächeln über sein Gesicht. „Und bei dir? Jetzt wo dein Bühnenkünstler wieder zurück ist.“ Er nahm ihre rechte Hand sanft vom Steuer und schaute sich das Handgelenk an. „Nichts mehr zu sehen!“

Franziska entzog sich ihm unwirsch und verpasste ihm einen Stoß mit dem Ellenbogen, bevor sie ihn warnend anfunkelte. „Wir müssen morgen früh als erstes zu den Ruderern, um uns Tom Seiberts Alibi bestätigen zu lassen“, erklärte sie dann aber in ruhigem Ton und bog in die Neuburger Straße ein.

„Ja Chef“, schmunzelte Hannes. „Und wenn sie es bestätigen, was machen wir dann mit dem SMS-Wechsel und den Fotos?“ Er ging auf ihr Ablenkungsmanöver ein. „Das lässt sich ja schlecht ignorieren.“

Franziska zuckte mit den Schultern. Sie hatten den Fuchsbauerweg erreicht. „Das überlegen wir uns morgen, wenn wir wissen, ob Tom für das Einstellen der Fotos verantwortlich ist. Schlaf gut, mein Schatz!“

Hannes grinste und streichelte ihr kurz über die rechte Wange. „Ich werde es wirklich für mich behalten“, versprach er eifrig und holte seinen Rucksack von der Rückbank.

„Wenn er auf solche Inszenierungen steht, und so wie der aussieht, hat er bestimmt schon so manche Frau dazu gebracht seine Wünsche zu erfüllen, dann gehört es sicher auch zu seinem Repertoire, anderen etwas vorzuspielen“, resümierte Franziska ein letztes Mal die Begegnung mit Tom Seibert und dessen Kaltschnäuzigkeit und zeigte gleichzeitig, dass alles, was mit Walter zu tun hatte, nicht hierhergehörte.


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