Читать книгу Todesfalle Campus - Dagmar Isabell Schmidbauer - Страница 14

Оглавление

„Ruf doch mal bitte bei Obermüller an und frag ihn, ob er schon was erfahren hat.“

Franziska fädelte sich auf der A3 in Richtung Passau in den Verkehr ein. Dann schüttelte sie in Erinnerung an das eben Erlebte den Kopf. „Hast du gesehen, wie der Vater den Schnaps einschenkte? Das sah für mich wie Routine aus. Die fliehen in den goldenen Westen und dann enden sie so.“

Hannes antwortete nicht, offenbar hatte er den Kollegen schon erreicht. „Ja, hallo Obermüller, Franzi möchte wissen, ob es schon was Neues gibt.“ Er lauschte.

„Stell doch mal laut“, bat Franziska und schien vor Neugierde fast zu vergehen.

„Ja, ja gut, ich sag es ihr.“

„Was ist?“, wollte Franziska sofort wissen.

„Nur dass wir uns im Büro treffen.“

Hannes grinste, lehnte sich im Sitz zurück und schloss die Augen. Die vergangene Nacht war ausgesprochen kurz gewesen und hatte auch bei ihm Spuren hinterlassen. Erst der Leichenfund, dann die Wohnung, und als er nach Hause gekommen war, hatte seine Freundin Sabrina auch noch mächtigen Redebedarf gehabt. Lächelnd beschwor er ihr Bild herauf.

„Denkst du an dein Schätzchen?“, fragte Franziska dann auch prompt, woraufhin er zusammenzuckte. „Vor mir kannst du eben nichts verbergen“, freute sie sich, lächelte nun ebenfalls zufrieden, und beide hingen ihren nichtdienstlichen Gedanken hinterher.

Eine halbe Stunde später saßen sie im Büro, hatten jeder eine Tasse heißen Tee vor sich und in der Mitte, da wo ihre Schreibtische zusammenstießen, stand eine Box voller belegter Brote, die Sabrina Hannes vorbeigebracht hatte und die er jetzt mit Franziska teilte. „Hm!“, schwärmte die gerade, als Obermüller die Tür aufriss und hereinstürmte.

„Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, wie ein altes Ehepaar“, neckte er die beiden.

„Das alte nimmst du zurück“, grinste Franziska, prüfte ihren Tee und trank einen großen Schluck, bevor sie fragte: „Und, Obermüller, hast du was Schönes für uns?“

„Ich habe ihren Studienplan. Sie studierte „Business Administration and Economics“ … das hat früher wahrscheinlich mal BWL geheißen. Und hier ist eine Liste aller Studenten, die mit ihr zusammen in den Kursen sind.“ Er schob eine lange Liste über den Tisch.

„Na viel Spaß, wenn ihr die alle durchgehen wollt!“

„Danke.“ Obermüller nickte. „Wie war es bei den Eltern?“

„Die waren vorher schon fix und fertig, aber ich schätze, der Tod der Tochter wird sie endgültig erledigen“, fasste Franziska zusammen. „Und wissen tun sie auch nichts. Vanessa scheint sich sehr intensiv abgenabelt zu haben.“

„Eigentlich traurig, oder? Da ziehst du dir ein Kind groß und dann bist du doch allein.“

„Hey, Obermüller, nicht so sentimental. Bei dir wird das alles mal ganz anders, du bist ein toller Vater, ich würde dich sofort nehmen.“ Sie lächelte ihn frech an.

„Danke für die Blumen, aber sooo alt bin ich dann auch noch nicht.“

„Warum seid ihr denn eigentlich schon zurück? Hat der Chef nicht gesagt, dass ihr alle befragen sollt?“

Obermüller lachte. „Wir machen das jetzt per Rund-Mail. Wir haben alle angeschrieben, die in der Gruppe sind und auf der Liste stehen und um Rückmeldung und Hinweise gebeten. Die, die sich nicht melden, werden persönlich überprüft.“

„Und?“

„Bisher nichts wirklich Brauchbares.“

„Das kann doch nicht sein. Da wird ein so hübsches Mädchen derart bestialisch ermordet und niemand weiß etwas?“

„Vielleicht sind die eben auch alle zu geschockt“, versuchte es Obermüller mit einer lahmen Erklärung.

„So ein Blödsinn. In dem Alter hält man sich noch für unverwundbar“, wusste Franziska und schielte auf Vanessas Kursplan. „In einer halben Stunde beginnt eine Vorlesung mit Scheinpflicht“, las sie vor, und bevor einer der beiden Kollegen etwas antworten konnte, entschied sie: „Da fahren wir doch mal hin und konfrontieren die Kommilitonen mit Fotos der toten Vanessa. Vielleicht fällt denen dann doch ein, mit wem sie häufiger zusammen war.“

Sie schob die Brotbox zu Hannes hinüber, trank den letzten lauwarmen Schluck ihres Tees und erhob sich. „Nimm unser Lunchpaket mit, vielleicht brauchen wir später noch etwas zur Stärkung.“

Obermüller grinste über ihren Eifer. Der Schock und das anfängliche Entsetzen hatten dem professionellen Wunsch Platz gemacht, den Täter zu finden und damit der Bevölkerung wieder das Gefühl einer ungetrübten Sicherheit zu geben. Etwas anderes konnten sie sich in ihrem Job auch gar nicht leisten.


Todesfalle Campus

Подняться наверх