Читать книгу Die Chroniken Aranadias II - Die Herrin der Seelen - Daniela Vogel - Страница 6

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Prolog

Sie lag auf einem mit Fellen bedeckten Himmelbett. Die ersten Strahlen der Sonne drangen durch die dunklen Vorhänge und versuchten, alles in ihr goldenes Licht zu tauchen, doch sie bemerkte es nicht einmal. Sie stöhnte, dann schrie sie laut auf. Die Alte, die neben ihr hockte und ihre vom Schweiß und fieberglühende Stirn mit kalten, feuchten Tüchern kühlte, seufzte leise.

»Es ist gut! Nicht mehr lange und Ihr habt es überstanden«, flüsterte sie ihr leise ins Ohr. Erneut schrie sie, während eine Woge des Schmerzes ihren Körper schüttelte.

»Ich hasse ihn! Ich hasse sie alle! Sie werden büßen, das schwöre ich, bei allem, was mir heilig ist.«

»Ihr dürft nicht so viel sprechen! Spart Euch Eure Kraft für das, was noch kommt.« Die Alte sah sie nachdenklich an. »Beim ersten Mal verflucht man immer Gott und die Welt. Ihr seid da keine Ausnahme, aber mit der Zeit wird es besser. Je öfter Ihr ein Kind bekommt, desto leichter fällt es Euch.« Sie bäumte sich auf, als eine weitere Welle sie erfasste und griff nach der Gurgel der Alten.

»Für mich wird es nie einfacher werden! Ich bin nicht wie alle anderen. Ich werde kein weiteres Kind bekommen! Das weißt du so gut wie ich. Wofür habe ich dich rufen lassen, wenn du nicht bereit bist, mir zu helfen?«, sie schrie ihr Gegenüber geradezu an, während sie fester zudrückte.

»Ich kann Euch noch nicht helfen!«, brachte die Alte mühevoll hervor. »Die Geburt ist noch nicht weit genug vorangeschritten!«

»Dann schneide es mir aus dem Leib. Ich will es nicht! Vielleicht können wir so ...«

»Aber ...!«

»Nichts aber! Ich war nie einer der Menschen, die anstandslos erdulden und sich schweigend fügen. Das weißt du so gut wie ich. Erst zwingt sie mich zu Dingen, die ich abgrundtief hasse, dann verflucht sie mich, weil ich dieses verdammte Schicksal einfach nicht akzeptieren wollte und konnte. Doch dann, ... Merana«, sie wimmerte leise, als eine weitere Wehe ihren Körper erfasste. »Ich konnte ihn nicht ...«, brachte sie unter Schluchzen hervor. »Ich konnte nicht tun, was sie von mir verlangt hat. Ich konnte es nicht. Er ... Als sie das mit uns erfahren hat, hatte sie nichts Besseres zu tun, als ihn dazu zu bringen, mich zu nehmen. Glaubst du, mir liegt etwas an dem da?«, sie deutete auf ihren Bauch. »Es ist von unserem Blut! Es wird ebenso wie wir zu einem Monster werden! … Sie wird schon dafür sorgen«, fügte sie leise hinzu.

»So dürft Ihr nicht reden! Was kann das arme Würmchen dafür?«

»Was es dafürkann?«, wieder schrie sie. »Es wird mich umbringen!«

»Es wird Euch nicht umbringen«, sie nickte schweigend.

»Ich weiß! Aber, was mir bevorsteht, ist schlimmer als der Tod. Es wäre mir lieber gewesen, er hätte mir den Gefallen getan, mich zu töten. Aber er konnte es nicht, weil sie ihn von mir ferngehalten hat. Ich weiß nicht, was sie ihm gesagt hat, aber, … Merana, als ich merkte, dass ich sein Kind in mir trage, habe ich ihn förmlich angefleht, es zu tun, bevor es zu spät ist, doch ...«, sie schluchzte leise. »Sie will und wollte immer, dass es mein Schicksal beschließt und nun hat sie es geschafft. Es wird mich hassen! Er wird mich hassen! Sie hat mich immer gehasst!«

»Er hasst Euch nicht, ganz im Gegenteil. Er liebt Euch!«

»Welche Art von Liebe soll das sein?« Sie brach in Tränen aus. Als die nächste Wehe ihren Körper erfasste, schluchzte sie noch lauter. »Merana, ich versteh es nicht! Warum hat er mir das angetan?«

»Kind beruhigt Euch! Er hat es nicht gewollt! Genauso wenig wie Ihr selbst, aber er hatte nicht die Wahl.«

»Man hat immer eine Wahl!«, gab sie zurück.

»Man, vielleicht, aber nicht Ihr beide!«

»Wird sie«, sie deutete auf ihren geschwollenen Leib, »genau so sein wie wir?« Die Alte zuckte mit den Achseln.

»Das steht in den Sternen!«

»Du darfst nicht zulassen, dass sie auch ihr Leben zerstört! Töte uns!«

»Ach, Kind ...«

»Du hast gesehen, was sie uns angetan hat. Du musstest miterleben, was aus uns allen geworden ist. Ich will ihr«, wieder deutete sie auf ihren Bauch, »dieses Schicksal ersparen. Du weißt, was mit mir geschieht, wenn das Kind auf der Welt ist. Lass nicht zu, dass sie ...«, wieder traf sie eine Wehe wie ein Faustschlag in den Unterleib und sie schrie erneut. »Was auch geschieht, nimm das Kind und verstecke es. Bring es fort von hier! Hörst du? Sie darf es nicht in die Finger bekommen. Sie hat mir das alles nur angetan, weil ich eine solche Enttäuschung für sie war. Merana, die Dinge werden sich wiederholen. Sie wird nicht eher ruhen, bis sie bekommt, was sie will.«

»Wie kommt Ihr darauf, dass Ihr eine Enttäuschung für sie wart?« Die junge Frau auf dem Bett sah die Alte an, als hätte sie deren Frage nicht verstanden.

»Wie kommt Ihr darauf?«, wiederholte diese ihre Frage.

»Weil, ...«, erneut schrie sie. »Weil, ... sie es mir oft genug gesagt hat!«

»Und Ihr glaubt ihr?«, die junge Frau nickte schweigend.

»Merana, du musst es mir versprechen!«

»Was?«

»Flieh mit dem Kind!«

»Wie wollt Ihr ihr erklären, dass das Kind und ich verschwunden sind?«

»Ich werde gar nichts erklären. Ich werde es nicht mehr können«, fügte sie schreiend hinzu. »Verdammt!« Eine ganze Weile schwiegen sie. Es war so still, dass man nur das leise Atmen der beiden Frauen hören konnte. Als eine weitere Wehe ihren Körper verkrampfte, griff sie erneut nach der Hand der Alten.

»Weist du, wo er ist?«, Merana nickte. »Dann geh ihn endlich holen. Er soll mit ansehen, was er mir angetan hat und dann mit dieser Schuld leben. Er ist doch in der Nähe?«, wieder nickte die Alte. »Gut! Dann wirst du noch rechtzeitig mit ihm zurück sein.! Ich will, dass er miterlebt, was mit mir geschieht, denn auch ihn wird irgendwann dasgleiche Schicksal ereilen. Sie wird nicht zulassen, dass sie ...«, sie deutete auf ihren Bauch, »bei ihm aufwächst, deshalb wird sie auch ihn ...«

»Kind ...«

»Es wird genauso enden wie bei allen anderen. Geh ihn holen, sonst ist es zu spät.«

»Ich weiß nicht, ob er ...«

»Er wird kommen, glaub mir!«, unterbrach sie die Alte. »Sie wird schon dafür sorgen. Sie wird sich an seinem Unglück weiden wollen, so wie an dem Unglück all jener, die vor uns kamen, und dann wird sie mit ihm das machen, was sie auch mit all den anderen gemacht hat. Sie liebt es, ihren Triumph auszukosten.« Die Alte erhob sich zögernd, blickte noch einmal auf sie herunter und verschwand dann aus ihrem Blickfeld.

Die Wehen kamen nun in immer kürzeren Abständen, was nur bedeuten konnte, dass die Geburt kurz bevorstand. Wieder schluchzte sie leise. Sie hatte ihn geliebt, obwohl sie es hätte besser wissen müssen. Schon als sie ihn das erste Mal gesehen hatte. Es war einfach geschehen, ohne dass sie es gewollt hätte. Er hatte gewusst, was sie war und warum sie es niemals bis zum Äußersten kommen lassen durften. Eine Zeit lang war es auch gutgegangen. Keiner von ihnen hatte gewollt, dass passierte, was nicht geschehen durfte, so lange bis ... Ihre Mutter! Ihre verfluchte Mutter hatte ihn mit einer List dazu gebracht, ihr gemeinsames Versprechen zu brechen. Indem er ihr die Unschuld raubte, hatte er ihren und seinen Untergang besiegelt. Schon richtig, es gehören immer zwei dazu, aber ihre Mutter war so weit gegangen, ihnen beiden einen Trank zu verabreichen, damit diese eine Nacht auch Folgen hatte. Sie hätte nie für möglich gehalten, dass ihre Mutter bereit wäre, sie dermaßen zu hintergehen. Aber sie hatte es getan und das nur, weil sie ihn vor ihr beschützt hatte.

Im Grunde genommen bereute sie nicht, was geschehen war. Alles, was sie tat, geschah aus Liebe. Auch ihm konnte sie keinen Vorwurf machen. Auch er tat es nur aus Liebe. Sie beide waren in die Falle getappt und das Schlimmste daran war, dass sie diese Falle auch noch genossen hatten. Sie hatte seit ihren Kindertagen gewusst, was mit ihr geschehen würde, wenn sie ein Kind empfangen und es auch austragen würde. Aber dennoch hatte sie sich ihm bereitwillig hingegeben, in dem blinden Vertrauen, dass es nicht so weit käme, doch ihre Hoffnung wurde bitter enttäuscht. Sie hasste das Kind nicht. Sie liebte es schon jetzt abgöttisch. Immerhin war es ein Teil von ihr und ihm. Aber der Gedanke, dass ihre Mutter es in die Finger bekäme, war ihr vollkommen unerträglich. Sie musste es einfach vor ihr in Sicherheit bringen, und da sie selbst nicht mehr in der Lage dazu sein würde, war er ihre einzige Hoffnung. Doch erst wenn er letztendlich mit eigenen Augen sah, dann würde er auch begreifen können. Doch dann war es zu spät. Zu spät für sie selbst und für sie beide, aber nicht zu spät für das Kind. »Atticus!«, sie flüsterte leise seinen Namen. »Wieso? Wieso nur?«

Durch die Tür ihres Gefängnisses, denn nichts anderes war ihr komfortables Gemach, trat ein wahrer Hüne. Sein hellblondes Haar fiel ihm bis auf die muskulösen Schultern. Seine Waffen klirrten leise, als er sich ihrem Bett näherte. Große blaue Augen sahen sie gequält an.

»Silvana, das wollte ich nicht. Du musst mir glauben, ich ...«

»Was hat sie dir erzählt? Dass wir von nun an bis in alle Ewigkeiten glücklich miteinander sein können? Sie hat dich getäuscht! Sie ist ...« Silvana schrie erneut, doch diesmal war die Wehe anders als vorher. Die Alte, die ebenfalls das Zimmer betreten hatte, drängte sich an ihm vorbei.

»Sie hat es gleich geschafft! Geht zur Seite! Ich muss meine Arbeit machen!«

»Nein!«, kreischte Silvana. »Er soll bleiben, wo er ist. Er soll mit ansehen, ...« Atticus griff betroffen nach ihrer Hand und drückte sie. Mit der anderen schob er eine ihrer langen Haarsträhnen aus ihrem Gesicht.

»Silvana, ich liebe dich! Ich ...«, weiter kam er nicht. In diesem Moment bäumte sich Silvana auf und schrie aus Leibeskräften. Die Alte schob Atticus rüde beiseite und beugte sich dann über den Unterleib der jungen Frau.

»Das Kind kommt! Ich kann es schon sehen!«

»Nein!«, Silvanas Stimme überschlug sich. »Atticus, bitte! Ich flehe dich an, töte mich, bevor es zu spät ist. Erspare mir mein Schicksal! Du kannst nicht wollen, dass ...« Ihre letzten Worte gingen im lauten Schrei eines Kindes unter, das die Alte bereits aus ihrem Leib zog. Als der erste Schrei ihrer Tochter verebbte, konnte Silvana noch leise: »Nimm das Kind und bring es an einen sicheren Ort! Versprich es mir!«, flüstern, bevor sie sich vor den Augen ihres Geliebten zu Stein verwandelte. Atticus starrte von Silvana auf das Kind in den Armen der Alten.

»Es ist ein Mädchen! Ihr habt eine wunderschöne Tochter!«, bemerkte diese leise, doch Atticus hörte Merana nicht mehr zu.

»Silvana? Nein!«, er schrie die Worte in purer Verzweiflung, während sich seine Augen mit Tränen füllten. »Was habe ich dir nur angetan?« Er schluchzte leise, während er seine Arme um Silvanas kalten Marmorkörper schlang und dabei seinen Kopf auf ihre Brust bettete. »Sie hat mir versprochen, dass sie den Fluch zurücknimmt. Sie hat es versprochen! Sie sagte, wir wären auf ewig vereint. Sie ...«

»Sie kann den Fluch nicht zurücknehmen.«

Atticus verstummte abrupt und starrte die Alte verwirrt an.

»Was sagst du da?«

»Ich sagte: Sie kann den Fluch nicht zurücknehmen. Solange sie existiert, wird all ihre Nachkommen das gleiche Schicksal ereilen.«

»Dann werde ich sie töten!« Er sprang auf, doch die Alte hielt ihn zurück.

»Das könnt Ihr nicht! Kein normaler Mensch kann sie töten. Nur eine ihrer Nachkommen kann das und damit den Fluch aufheben. Habt Ihr die Statuen in der großen Halle gesehen? Sicher habt Ihr das. Wer könnte sie nicht sehen? Atticus, ich muss Euch jetzt etwas anvertrauen, was meinen Tod bedeutet, wenn sie je erfährt, dass ich es Euch gesagt habe. Aber ich kann nicht mehr schweigend einfach nur zusehen. Ich halte das alles nicht länger aus. Zu viele Generationen mussten leiden.« Jetzt war es die Alte, die leise schluchzte. »All diese Statuen waren einst Menschen. Um genauer zu sein: Die Weiblichen sind ihre Tochter und die Tochter ihrer Tochter und die Tochter ihrer Tochter ihrer Tochter ... Das geht schon seit Äonen so. Solange ihre Nachkommen Töchter gebären, wird es auch ewig fortdauern. Silvana wollte den Kreislauf durchbrechen, in dem sie geschworen hat, niemals ein Kind zu empfangen. Aber Ihr seht ja selbst, was ihr Schwur bewirkt hat. Sie ist nur zu einer weiteren Statue in der Sammlung ihrer Ahnin geworden. Auch Ihr werdet ihr Schicksal teilen, wenn Ihr nicht das tut, was Silvana von Euch verlangt hat. Die männlichen Statuen waren nämlich allesamt die Geliebten ihrer Töchter. Das Grausamste an der Sache ist jedoch, dass, obwohl aus Stein, ihre Herzen weiter schlagen. Sie leben alle in dieser steinernen Hülle. Sie stehen sich gegenüber, können sich sehen und fühlen den Schmerz, den es bedeutet, so nah beieinander und doch auf ewig getrennt zu sein. Sie sehen ihre Töchter aufwachsen, um zu erleben, wie sie dasselbe Schicksal ereilt. Deshalb wollte Silvana, dass Ihr sie tötet.«

»Aber sie hat mir versprochen, dass Silvana ...«, seine Stimme brach.

»Ihr seid nicht der Erste, der ihr geglaubt hat. Wollt auch Ihr Eurer Geliebten gegenüberstehen und sehen, wie sie Euer Kind zerstört, ohne die geringste Möglichkeit, es zu verhindern? Wollt auch Ihr ewig leiden?«

»Aber wie soll man den Fluch aufheben? Wie den Kreislauf brechen, wenn man sie nicht töten kann? Das Schicksal steht doch fest. Es ist unabänderlich.«

»So würde ich das nicht sehen. Es gibt immer eine Möglichkeit, sein Schicksal zu ändern. Es ist nicht leicht, aber es ist auch nicht ausgeschlossen.«

»Wie?«

»Es gibt eine Prophezeiung.«

»Eine Prophezeiung?«

»Ein Orakel hat vor unendlich langer Zeit ihren Untergang prophezeit. Silvana dachte, dass sie diejenige wäre, die es schaffen könnte, den Kreislauf zu durchbrechen, aber die List ihrer Mutter hat ihrer Hoffnung ein jähes Ende gesetzt. Ich wusste von Anfang an, dass sie nicht diejenige sein würde, von der in der Prophezeiung die Rede ist. Aber ich denke, Eure Tochter wird es sein.«

»Wie kommst du darauf?«

»Hört mich an und merkt Euch die Verse, es ist für Euch und Eure Tochter lebenswichtig. Die Prophezeiung lautet:

Mit List gezeugt, aus Leid geboren,

wird sie zu Höherem erkoren.

Aus Sehnsucht entsprungen, durch Hoffnung gefeit,

ahnungslos zur Liebe bereit.

Aus dem Meer wird er kommen, wie

vorher bestimmt.

Der Kreislauf endet mit einem Kind.

Doch der Treue ergeben, wird sie weiter leben.

Sein Tod wird besiegeln, wie sehr sie sich lieben.

Um den Schmerz zu beenden, muss das Schicksal

sie wenden.

Das Lied muss erschallen, ihr Gesang wird

erklingen,

die Mauern fallen und die Felsen zerspringen.

Was verdammt, wird erlöst und ewig bestehen,

der Fluch wird gebrochen und die Macht

untergehen.

Ich wusste, dass Silvana nicht diejenige welche sein konnte, da Ihr zwar übers Meer, aber nicht aus dem Meer gekommen seid. So, nun aber genug der Rede.« Sie drückte ihm das Kind in die Arme. »Geht, bevor es zu spät ist. Wenn sie Euch findet und berührt, werdet Ihr Silvanas Schicksal teilen. Wollt Ihr das? Also geht endlich!« Atticus blickte auf Silvana, dann auf das Kind in seinen Armen.

»Ich kann nicht fort. Ich kann ...«

»Ihr könnt nicht nur, Ihr müsst! An Silvanas Zustand lässt sich momentan sowieso nichts ändern, dafür ist es längst zu spät, aber für sie«, sie deutete auf das Kind, »besteht noch Hoffnung. Ich werde Euch helfen, den Palast ungesehen zu verlassen, und jetzt verliert keine Zeit. Sie wird gleich hier sein.« Atticus nickte lethargisch, während er sich noch einmal über Silvana beugte und sie küsste.

»Ich werde nicht eher ruhen, bis ich dich wieder in meinen Armen halten kann, das verspreche ich dir, bei allem, was mir heilig ist.« Noch einmal küsste er sie. Ihm war, als würde die unbewegliche Statue seiner Geliebten ihm zunicken, aber das war vermutlich nur seine Einbildung. Schließlich aber löste er sich von ihr und folgte der Alten, die bereits vor dem Kamin stand. Sie drückte einen der Steine, der Boden senkte sich und legte eine Treppe frei, die in die Tiefe führte.

»Folgt diesen Stufen und dem Gang. Sie werden Euch nach draußen bringen. Dort lauft Ihr, so weit Euch Eure Füße tragen. Nehmt ein Ruderboot oder schwimmt, wenn es nicht anders geht, aber bringt die Kleine in Sicherheit. Denkt daran: Sie ist Eure einzige Hoffnung.« Er nickte.

»Hat Silvana dir gesagt, wie sie sie nennen wollte?« Er blieb noch einmal stehen und sah die Alte fragend an. Merana nickte.

»Nennt sie Saphira. Der Saphir besitzt eine große Beschützerfunktion. Er wird Eurem Kind Schutz bieten. Außerdem steht er für Weisheit, Treue, Klugheit und Vernunft, alles Eigenschaften, die sie benötigen wird.« Wieder nickte er. »Geht jetzt und viel Glück!«

»Das werde ich brauchen!«, mit diesen Worten verschwand er über die Stufen in dem dunklen Gang. Merana betätigte erneut den Stein und die Treppe verschwand genauso schnell, wie sie erschienen war. Dann schritt sie langsam auf das Bett zu.

»Silvana«, flüsterte sie leise. »Ich weiß, dass du mich hören kannst. Sie werden in Sicherheit sein. Du weißt, dass du mir immer die Liebste warst. Ich verspreche dir hiermit, dass ich alles Erdenkliche tun werde, damit sie es schaffen, den Kreislauf endlich zu durchbrechen.«

Die Chroniken Aranadias II - Die Herrin der Seelen

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