Читать книгу Shinobi - Die Auslöschung - Danny Seel - Страница 19
Оглавление13. Der Tunnel
„Asari-san, Tanomura-san“, versuchte Tanba die Aufmerksamkeit zweier Chūnin auf sich zu lenken, „Seht zu, dass eure Truppen bereit sind. Nutzt den südöstlichen Geheimgang.“
Die beiden nickten und verschwanden. Kiyonori blickte zu seinen Männern hinter ihm. Sie alle trugen die Uniform der Oda, da dies Teil ihres Plans war. Es war leicht gewesen, die Rüstungen des Feindes zu beschaffen, weil Hunderte von Leichen der Oda-Soldaten vor der Festung von Kashiwara lagen.
Momochi wandte sich an Yujiro sowie an einen anderen Chūnin, der ihn begleiten würde, und überreichte jedem von ihnen eine brennende Fackel.
„Bleibt dicht hinter mir, Tanaka-san, Kiyonori-san.“
Ohne auf eine Antwort zu warten, drehte er sich um und führte sie einen Korridor entlang. Yujiro und Tanaka, ein flinker, aber steifer, ständig angespannter Mann, würden zusammen mit Momochi einen Überraschungsangriff aufs Oda-Lager aus verschiedenen Richtungen organisieren. Kiyonori warf seinem Begleiter einen kurzen Blick zu, während er, Tanaka und die Genin, die einfachen Shinobi, Tanba folgten.
Der Jōnin eilte einen Korridor entlang, bis er vor der hölzernen Wand mitten im Gang stehen blieb. Er steckte seine Finger zwischen zwei der Wandplatten und zog daran. Es stellte sich heraus, dass es eine Drehtür war, die er dann auch öffnete. Yujiro sah ihm über die Schulter und stellte fest, dass es ein winziges Zimmer mit einer Falltür im Boden war.
„Mir nach, Männer“, flüsterte Tanba und wurde komplett von der Finsternis verschlungen, als er in den Geheimgang kletterte.
Aufgeregt und nervös zugleich folgte Kiyonori seinem Herrn in die Öffnung hinunter und erhellte ihm den Weg. Hinter sich hörte er, wie seine Kriegskameraden heruntersprangen. Der Chūnin schaute sich um und bemerkte, dass die Wände sowie die Decke des Geheimganges aus festgedrücktem Stein und Erde bestanden. Diese wurden auch gelegentlich von Balken verstärkt.
Nachdem sie eine Weile lang in dem Tunnel gewandert waren, teilte sich der Fluchtweg in zwei Gänge. Tanba bog nach links ab und Yujiro folgte ihm. Einige Sekunden später erkannte er, dass er eine kleine, unterirdische Kammer, die von Menschenhand geschaffen worden war, betreten hatte. Die Fackel hochhaltend, um alles zu beleuchten, sah er Fässer voller verschiedener Waffen, die an der Stein- sowie Erdwand entlang standen. Er hörte, wie Tanaka an ihm vorbeihuschte und mit zusammengekniffenen Augen vor diesen stehen blieb, als er sie neugierig inspizierte.
„Tanaka-san“, vernahmen sie auf einmal beide Momochis Stimme, „ich möchte, dass Sie zurückbleiben und den Genin mitteilen, dass sie mitnehmen sollen, was sie für den Angriff brauchen.“
„Ich werde tun, was Sie sagen“, erwiderte Tanaka, der nach einer kurzen Verbeugung ein Tantō aufhob.
Kiyonori prüfte schnell die Ausrüstung, die er dabei hatte. Er besaß ein Ninjatō, ein gerades Kurzschwert, sowie einige kleinere Waffen. Er entschloss sich dazu, lediglich eine Handvoll Shuriken zu nehmen, die man hier in Hülle und Fülle vorfinden konnte.
Nachdem Tanaka das Kampfmesser in seinen Obi gesteckt hatte, machte er Platz, um Yujiro und Tanba durchzulassen. Die beiden gingen wieder den Weg zurück, den sie gekommen waren, und benutzten dann den anderen abzweigenden Gang.
Still folgte Kiyonori seinem Herrn und konnte hinter sich Tanaka einigen Genin etwas zuflüstern hören: „Nehmt, was ihr braucht und geht dann weiter. Nehmt, was ihr braucht.“
Bald war Yujiro außer Hörweite. Schweigend setzte er seinen Weg fort und gleich darauf bemerkte er, dass der Tunnel begann, leicht abwärts zu verlaufen, und schmaler wurde. Er hatte keine Ahnung, wie lange er für den Weg brauchte. Es mochten eine Viertelstunde oder vielleicht auch einfach ein paar Minuten sein. Ein- oder zweimal meinte er Stimmen irgendwo auf der Oberfläche zu hören, konnte sich jedoch nicht sicher sein. Er hielt an, sobald er sah, dass der Jōnin zum Stillstand gekommen war. Sie waren an einer Art Sackgasse im Geheimgang angekommen.
„Sind die anderen bereit?“, fragte Momochi den Chūnin.
Der Letztere schaute sich über die Schulter und erblickte einige seiner Männer, die ihm langsam zunickten. Rasch drehte er seinen Kopf wieder dem Jōnin zu.
„Ja, Sir“, wisperte er und nachdem ihn Tanba dazu aufgefordert hatte, löschte er seine Fackel, sodass die Dunkelheit alles verschluckte. Es dauerte einen Augenblick, bis sich seine Augen an die Finsternis gewöhnen konnten und er bemerkte, dass es irgendwo über ihm Löcher oder Ritze geben musste, denn ein schwaches Licht drang in den Fluchtweg. Yujiro sah zu Momochi und erkannte an der Position seines Kopfes, dass dieser zur Decke schaute. Als er seinem Blick folgte, meinte er die undeutlichen Umrisse einer hölzernen Falltür über ihnen auszumachen.
Der Jōnin streckte die Hände nach ihr aus und es gelang ihm, sie anzuheben. Helles Mondlicht erhellte sofort das Ende des unterirdischen Geheimgangs. Tanba steckte leicht den Kopf hinaus und blickte sich um. Nach einer Weile öffnete er die Falltür ganz und kletterte geräuschlos heraus.
Nachdem er das Signal gegeben hatte, folgte Kiyonori seinem Beispiel und kauerte sich neben ihm hin. Sie konnten das Zirpen von Grillen, Menschenstimmen sowie das gelegentliche Gelächter hören, das aus dem Lager der Oda kam. Der Chūnin sah feindliche Truppen in der Ferne und es erschauderte ihn, als ihm bewusst wurde, wie nahe sie an denen dran waren. Einige der Wachen, die außerhalb des Lagers standen, hielten Laternen.
Während Iga-Krieger aus dem Geheimgang herauskletterten, nahm sich Yujiro die Zeit, um sich umzuschauen. Er erkannte, dass sie sich auf einer kleinen Fläche mitten in einem der Reisfelder befanden, dort wo man eigentlich hätte Reis anpflanzen müssen. Es war genial, denn der Rest des Feldes war überflutet, sodass niemand auf die Idee kommen würde, hier nachzuschauen. Weiter vor sich her sah er viele Lichter im Oda-Lager und wusste, dass es die Wachfeuer sein mussten.
Sobald die Mehrheit der Shinobi herausgekommen war, wandte sich Momochi an Kiyonori und teilte ihm mit einigen Handbewegungen mit, er sollte seine Männer zu einem der Pfade bringen, damit auch die restlichen Krieger den Fluchtweg verlassen könnten. Der Chūnin nickte gehorchend und imitierte das zirpende Geräusch eines Insekts, um seine Shinobi wissen zu lassen, dass sie ihm folgen sollten.
Vorsichtig und gebückt, trat er mit seinem rechten Bein nach vorne und streckte es über das Wasser vor ihm aus. Sobald er mit seinem Fuß einen festen Halt auf der anderen Seite des Wassers hatte, zog er sich vorwärts und überquerte es. Nun befand er sich auf dem Pfad und legte sich auf den Boden hin, um nicht gesehen zu werden.
Er beobachtete einige Shinobi dabei, wie sie sich ihm anschlossen und sich dann nicht weit von ihm niederließen. Dabei sah er, wie Tanba das Wasser auf der anderen Seite überquerte und wie er sowie seine Männer in der Dunkelheit verschwanden, um sich auf einem weiteren Pfad zwischen den Reisfeldern zu versammeln.
Sobald alle Krieger den Geheimgang verlassen hatten, wartete Yujiro auf Momochis Signal. Er wusste, dass dieser etwas länger als nötig warten würde, um seinen restlichen Truppen, die von zwei Chūnin angeführt wurden, und die das Oda-Lager von einer ganz anderen Richtung angreifen würden, genug Zeit zu geben.
Auf einmal vernahm Kiyonori das Zirpen einer Grille in einer bestimmten Reihenfolge. Es war Tanba. Mit einem Handsignal forderte Yujiro seine Männer auf, ihm zu folgen. All seine Shinobi setzten sich in Bewegung Richtung feindliches Lager.