Читать книгу Shinobi - Die Auslöschung - Danny Seel - Страница 20

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14. Der Überraschungsangriff

Leise schlich Yujiro weiter, was nicht so einfach war, weil er eine Oda-Rüstung trug. Somit ließ er die Reisfelder hinter sich und musste eine Wiese mit hochgewachsenem Grass überqueren, während er dem feindlichen Lager langsam immer näherkam. Bald waren er und seine Untergebenen so nahe an einem Wachposten, dass sie lediglich einige Armlängen von ihm entfernt waren und anhalten mussten. Der Samurai bemerkte sie nicht und starrte die Festung von Kashiwara mit gerunzelter Stirn an.

Der Chūnin schmunzelte leicht. Jetzt kam der erste Schritt der Mission: das Durchbrechen des äußeren Verteidigungsrings. Wachsam ließ er seinen Blick über das Oda-Lager weiter vor ihm schweifen. Dort konnte er die Gestalten von mehreren nichtsahnenden Wachen ausfindig machen, die überall um das Lager platziert waren, nicht weit weg von den Wachfeuern. Manche von ihnen standen still, während andere ständig in Bewegung waren.

Yujiro blickte zu einigen seiner Männer und nickte ihnen auffordernd zu. Unverzüglich begannen mehrere der Shinobi sich an die Wachen heranzuschleichen, wobei sie sich jedoch die ganze Zeit von dem Licht der Laternen fernhielten. Es dauerte nicht lange, bis sie alle in Position waren. Kiyonori gab das Signal.

Plötzlich schossen Projektile aus den Schatten, trafen die Laternen, die die Wachen außerhalb des Lagers hielten, und löschten schlagartig das Licht. Bevor irgendeiner der Oda-Krieger etwas tun oder sagen konnte, stürzten sich Shinobi von hinten auf sie, bedeckten den Mund ihres Opfers und schnitten dessen Luftröhre durch.

Sobald die Wachen ausgeschaltet worden waren, ließen sich ihre Mörder zusammen mit den Leichen zu Boden fallen und versteckten sie im hohen Gras. Es ging alles so schnell, dass Yujiro den Eindruck hatte, die Wachen gerade erst noch lebend vor sich gesehen zu haben und nun lagen sie leblos neben den Iga-Kriegern.

Viel schneller als zuvor, begannen die Shinobi sich nun dem feindlichen Lager zu nähern. Auf dem Weg musste der Chūnin noch einige Male seinen Kriegern den Befehl erteilen, um zwei oder drei alarmierte Wachen zu neutralisieren, die nachsehen wollten, weshalb die Laternen gelöscht worden waren.

Das Oda-Lager war von Bambuszäunen umschlossen und Wachtürme waren gelegentlich zu sehen. Wachfeuer und Feuerschalen befanden sich inner- sowie außerhalb von dem und erleuchteten die Umgebung. Obwohl dieses Licht eines der größten Hindernisse für Kiyonori und seine Männer war, ermöglichte es ihnen, einiges im Lager zu erkennen. Die meisten der Oda-Krieger lagen auf dem Boden im Tiefschlaf versunken, wobei jedoch auch andere kein Auge zubekommen konnten und vor der nächtlichen Kälte des späten Herbstes zitterten. Weitere Soldaten saßen um ein Lagerfeuer und plauderten miteinander, während einige Wache hielten oder die Gegend patrouillierten.

Die Iga-Krieger befanden sich nicht weit von einem der mehreren Eingangstore entfernt, die der einzige Weg waren, um ins Lager hineinzukommen. Hastig schlichen Yujiro, Daisuke sowie einer seiner Leute hinter einen Baum. Der Chūnin hielt an und schaute zu den beiden hin. Er fand es äußerst eigenartig seine Männer in der Unform des Feindes zu sehen. Diese nickten ihm zu. Sie waren bereit.

Rasch, aber nicht zu schnell, um die Oda nicht zu alarmieren, verließen sie ihr Versteck und hielten direkt auf das Tor zu, das zum Lager führte. Die zwei Wachen davor, griffen zu ihren Katana, als sie die alarmierten Mienen der drei eilenden Männer sahen.

„Habt ihr Kazuma gesehen?“, fragte Kiyonori in einem beunruhigten Ton, als er auf die zwei Wachposten zuschritt.

„Wer ist Kazuma?“, wollte einer der Samurai wissen, der den Shinobi einen leicht argwöhnischen Blick zuwarf.

„Einer unserer Kameraden“, erwiderte Daisuke, sobald sie schließlich die Wachposten erreichten und vor ihnen anhielten. „Eigentlich sollte er diese Gegend patrouillieren, doch er ist einfach verschwunden!“

Einer der Wachposten weitete schockiert die Augen.

„Vielleicht sind es die Iga schon wieder mit ihren Guerilla-Angriffen!“ Bestürzt wechselte er einen Blick mit seinem Kameraden aus. „Ich werde sofort Alarm schlagen!“

„Nein“, erwiderte Yujiro verschlagen. „Das werden wir tun.“

Plötzlich rissen die drei Iga-Shinobi ihre Schwerter heraus und stießen diese den zwei Wachposten in die Kehle. Mit weit aufgerissenen Augen starrten die Wachen ihre Mörder an und sackten dann leblos zusammen. Schnell teilte der Chūnin seinen anderen Partisanen, die versteckt auf ihn warteten, mithilfe eines Signals mit, dass sie herauskommen sollten.

„Angriff!“, brüllte Kiyonori, der er an der Spitze seiner Männer ins Lager rannte und einen überraschten Ashigaru niederstreckte, bevor er sich auf den nächsten Oda-Samurai warf.

* * *

„Kiai!“, schrie Yujiro, als er einem fliehenden Fußsoldaten die Klinge zwischen die Schulterblätter rammte.

Er wusste nicht, wie viele Soldaten durch seine Hand oder durch die seiner Männer gefallen waren, nachdem sie vor einigen Minuten das Lager attackiert hatten. Seitdem hatten sie jeden unvorbereiteten Oda-Krieger, der ihren Weg kreuzte, niedergemetzelt.

Der Überraschungsangriff hatte den Feind vollkommen überrumpelt und nur wenige hatten die Zeit gehabt ihre Rüstungen anzulegen. Während des Überfalls hatten die Iga-Partisanen möglichst viele Laternen und Lichter gelöscht, um das Lager in noch mehr Dunkelheit zu tauchen. Das Element der Überraschung, die Tatsache, dass ihre Angreifer die gleiche Uniform wie sie trugen, sowie die Finsternis um sie herum sorgten alle für eine solche Verwirrung, dass manche der Oda-Krieger sich jetzt gegenseitig bekämpften und abschlachteten.

„Habt Acht vor jedem!“, rief einer der feindlichen Samurai.

„Gruppiert euch um und schlägt zurück!“, brüllte eine gebieterische Stimme, die einem Hauptmann zu gehören schien.

Yujiro war nun so tief ins Lager vorgedrungen, dass er selbst kaum mehr wusste, wer Freund und wer Feind war.

„Kiai!“, stieß ein Ashigaru aus und warf sich mit gezogenem Schwert auf den Chūnin. Der Letztere, der meinte, dass es einer seiner Männer sein könnte, parierte den Hieb und wich zurück.

„Berg!“, zischte er ihm das Codewort zu.

Sein Widersacher hielt mitten in seinem nächsten Schwertstoß inne.

„Tal“, erwiderte er mit dem richtigen Codewort und identifizierte sich somit als Iga-Krieger. Kameradschaftlich nickte er Kiyonori zu, bevor er sich umwandte und auf den nächststehenden Oda-Soldaten mit erhobenem Schwert zurannte.

Yujiro lief weiter, bis sein Blick auf einen Oda-Samurai fiel, der ihn misstrauisch und zögernd beobachtete.

„Hinter dir!“, rief er ihm zu, wobei er Besorgnis vortäuschte.

„Wo?“, schrie der Bushi zurück, der ihm Glauben schenkte und ihn für einen seiner Kameraden zu halten schien. Alarmiert wirbelte er herum und hackte reflexiv nach einem imaginären Gegner.

„Da ist doch niem–“

Bevor er jedoch seinen Satz beenden konnte, mähte ihn der Chūnin mit einem diagonalen Schwerthieb nieder. Kiyonori wollte gerade weiterlaufen, als er eine Bewegung aus den Augenwinkeln auffing und einen Oda-Ashigaru auf sich zustürmen sah.

„Berg“, rief Yujiro vorsichtshalber, während er sich duckte, um dem Stoß auszuweichen.

„Ich werde deine Knochen auf einem Berg vergraben, du Iga-Abschaum!“, brüllte der Fußsoldat wütend und stach mit dem Speer nach ihm.

Der Chūnin wehrte den nächsten Angriff ab und wich zurück, wobei er einen Blick auf die Oda vor ihm riskierte. Er sah, dass diese anfingen sich wieder zu organisieren. Dies bedeutete, dass es Zeit war zu fliehen, falls sie keine größeren Verluste erleiden wollten.

„Rückzug!“, hörte Kiyonori Tanba etwas weiter rufen. Er wusste, dass der Jōnin sowie die zwei Chūnin das Oda-Lager von einer anderen Seite angegriffen hatten.

Blitzschnell schleuderte Yujiro ein Metsubushi, Blendpulver, ins Gesicht seines Gegners, der schreiend zurückwich.

„Kehrt um!“, befahl er seinen eigenen Kriegern und drehte sich um, um wegzurennen. „Zurück nach Kashiwara!“

Unverzüglich gehorchten ihm seine Männer und flüchteten, wobei sie das verwüstete Lager mit den Leichen der überrumpelten Oda-Soldaten zurückließen. So schnell wie der Wind schossen sie aus dem Eingangstor heraus und rannten zurück in die Dunkelheit über die Wiese, in die Richtung der Reisfelder. Kiyonori blickte gerade über die Schulter, um nachzuschauen, ob ihm auch alle folgten, als er einen furchtlos dreinblickenden Oda-Samurai außerhalb des Lagers sah. Dieser hatte eine Handvoll von Bogenschützen um sich versammelt. Anscheinend war es einer der Hauptmänner.

„Schießt!“, donnerte dieser befehlend.

Das Zischen von Pfeilen erfüllte die Luft. Yujiro brachte es gerade noch rechtzeitig zu Stande, sich zu Boden fallen zu lassen. Er spürte, wie ein Projektil seinen Kopf streifte und sah, wie es sich in den Rücken eines anderen Shinobi bohrte. Dieser zuckte vor Schmerz und Schock auf und brach stöhnend auf dem Gras zusammen.

Einen Augenblick später spürte er, wie ein anderer Pfeil seine Fußsohle streifte. Auf einmal ertönte ein Schmerzensschrei neben ihm. Nachsehend, nahm er wahr, dass einer seiner Männer von einem Pfeil niedergestreckt worden war. Eiligst schaute der Chūnin zurück und, sobald keine Projektile mehr in seine Richtung flogen, rannte er zu seinem Kriegskameraden und zog ihn auf die Beine.

„Kommen Sie schon!“, rief er ihm zu. „Los!“

Den Mann stützend, schubste er ihn vorwärts. Er hob die Augen, als er einen Blick von Suzaku erhaschte, der in die Richtung des Tunnels rannte. Yujiro bemerkte, dass der verwundete Shinobi, dem er half, Schwierigkeiten damit hatte, beim Bewusstsein zu bleiben, während er ihn weiter vorwärts zog.

Ein Pfeil schoss an ihnen vorbei und verfehlte sie nur knapp. Zu seiner Überraschung erblickte er gleich darauf einen anderen Iga-Krieger, der zu ihm geeilt war, um ihm zu helfen. Dankbar nickte ihm der Chūnin zu. Doch der Shinobi reagierte nicht und schaute schnell zurück. Auch Yujiro blickte sich über die Schulter und konnte die Umrisse von einigen Dutzenden von Oda-Soldaten ausmachen, die die Verfolgung aufnahmen.

Mitleidig sichtete er einen seiner Männer, der von einem Pfeil niedergestreckt wurde, und zu Boden taumelte, unfähig seine Flucht fortzusetzen. Einige der Iga-Krieger, die zu verwundet waren, um weiterzurennen, stellten sich tot, doch nicht alle kamen damit davon. Auch manche, die den Anschein erweckten leblos zu sein, wurden trotzdem von den Oda erstochen.

„Schneller!“, zischte der Shinobi, der ihm half, den Verwundeten zu tragen.

Einem Pfeil ausweichend, wandte Yujiro seine Aufmerksamkeit wieder der Flucht zu. Endlich stellte er fest, dass sie sich nicht weit weg vom Fluchtweg befanden. Einer der Shinobi griff nach einer Rauchbombe und schleuderte sie auf die Erde, mehrere Armlängen vom Geheimgang entfernt, um dessen Standort nicht zu verraten. Einige Iga-Krieger folgten seinem Beispiel und warfen Rauchgranaten an anderen Stellen, um die ganze Gegend mit Rauch zu verhüllen.

Schnell eilten Kiyonori und seine zwei Begleiter zu der Falltür, sprangen hinunter und verschwanden in der Dunkelheit.

Shinobi - Die Auslöschung

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