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3. In Erwartung der Oda

„Seid leiser!“

Sobald der Ruf ertönte, senkten die Krieger ihre Stimmen. Yujiro ließ seinen Blick über die Reihen seiner Truppe vor ihm wandern. Es waren ungefähr fünfzig Shinobi, die, genauso wie er, mit Yari, Lanzen, bewaffnet waren. Die meisten von ihnen trugen einfache Bauernkleidung mit einer leichten Rüstung darüber, die aus schwerem Stoff mit lackierten Metallplättchen bestand, die alle mit dünnen Stücken von Kettenpanzer verbunden waren.

Ihnen den Rücken zudrehend, schaute der Chūnin auf die überfluteten Reisfelder, die sich vor ihm erstreckten. In der Ferne, hinter den Feldern, konnte er das Heer von zehntausend Eliteeinheiten sehen. Schon seit zwei ganzen Stunden stand ihnen die Oda-Armee gegenüber und hatte dort ihr Lager aufgeschlagen. Er wusste, dass sie jeden Moment eine Offensive starten konnten.

Diese fast unzählbaren Krieger ließen ihn an einen bestimmten unter ihnen denken: Sowano Takeru. Bei seinem Einbruch ins Lager der Oda hatte er seinen Erzfeind mitten unter ihnen entdeckt – und dieser ihn auch. Sowano hatte ihm einen Blick zugeworfen, der ihm zu sagen schien, dass er sich freute, ihm bald ein Ende zu setzen.

Yujiro wusste, dass er Takeru auf dem Schlachtfeld treffen würde. Er spürte es. Und er wusste auch, dass er wahrscheinlich nicht siegen würde, denn er hatte bereits dreimal gegen ihn gekämpft und jedes einzelne Mal eine Niederlage erlitten …

Seine Nervosität stieg ein wenig und er wandte sich sofort von den Oda-Soldaten ab. Sein Blick fiel auf Sawada, dessen Truppe direkt neben der seinen platziert worden war. Obwohl Sawadas Krieger dreimal zahlreicher als Kiyonoris waren, waren es bloß Bauern, die als Fußsoldaten ausgebildet worden waren und nur einfache Manöver beherrschten.

Sawada nickte Yujiro ermutigend zu, sobald er seinen Blick auf sich spürte. Der Letztere erwiderte das Nicken, bevor er sich wieder zu seinen Männern umdrehte. Er steckte seinen Yari in die Erde vor sich und nahm sich vor, die Formation seiner Truppe erneut zu überprüfen. Mit hinter dem Rücken verschränkten Armen, schritt er an seinen Kriegern vorbei und inspizierte sie. Er hielt an und ging dann zwischen zwei der mittleren Reihen, bevor er vor zwei jungen Männern stehen blieb. Angespannt umklammerten diese den Schaft ihrer Speere so sehr, dass ihre Knöchel weiß hervortraten.

„Ryuzaki-kun, bist du bereit für die Schlacht?“, fragte er den Ersteren.

„Ich weiß nicht, Onkel Yujiro“, antwortete Ryuzaki ein wenig nervös.

„Und Sie, Imai-kun?“

Imai Ayato, Ryuzakis bester Freund, tauschte einen unsicheren Blick mit seinem Gefährten aus.

„Nun … ich äh …“, begann Ayato zögernd.

„Aha …“, sagte Kiyonori einfach, wobei er die Augenbrauen hob. „Also eher nicht. Glaubt mir, Nervosität zu empfinden ist normal, doch wenn ihr euch innerlich nicht auf den Kampf vorbereitet, wird man euch ohne jegliche Schwierigkeiten auf dem Schlachtfeld niedermähen. Vergesst alles und konzentriert euch nur auf eure Aufgabe. Habt ihr mich verstanden?“

Die beiden Fünfzehnjährigen nickten.

„Wir werden unser Bestes geben“, sagte Ayato.

Der Chūnin schmunzelte billigend, bevor er sich von ihnen abwandte. Sich umschauend, schritt er weiter, wobei er bemerkte, dass die meisten seiner Männer eher still waren und nicht miteinander sprachen. Offensichtlich waren auch sie nervös.

Er ging weiter die Reihen seiner Truppe entlang, bis er seine vier Waffenbrüder erblickte. Sich ihnen nähernd, öffnete er den Mund, um ihnen etwas zu sagen, doch Daisuke, ein großer, eher ungepflegter Mann, der seine Haare in einem Haarknoten trug und dessen Gesicht von einem zerzausten Kinn- sowie Schnurrbart bedeckt war, kam vor ihm ans Wort.

„Und Yujiro, wie steht es? Wann, glaubst du, werden sie angreifen?“

Die anderen drei Männer neben Daisuke, die bisher nur schweigend vor sich hin gestarrt hatten, schauten auf und sahen zu Kiyonori, der vor ihnen stehen blieb.

„Haltet euch bereit. Es wird bald sein. Sehr bald“, antwortete er und hielt kurz inne. „Nun … wie ist eure Stimmungslage?“

Fragend ließ er seinen Blick über seine vier Waffenbrüder wandern.

„Ich bin bereit die Oda von ihrem Leid zu erlösen!“, erwiderte sein Bruder Izuya entschlossen und verschränkte die Arme vor seiner muskulösen Brust.

Daisuke grinste und nickte zustimmend. „Da bin ich mit dir vollkommen einverstanden.“

„Bin ich etwa der Einzige, der sich Sorgen darüber macht, am Leben zu bleiben?“, erkundigte sich Suzaku mit einem nervösen Lächeln.

Die anderen lachten leise vor sich hin, als sie dies hörten.

„Keine Angst“, machte ihm Rintaro Mut, ein schweigsamer und weiser Mensch. „Deine Gedanken widerspiegeln die meinen.“

Wortlos sahen sich Kameraden gegenseitig an. Sie verstanden, weshalb er so etwas sagte. Ihnen war bewusst, dass er zutiefst hoffte, irgendwie zu überleben, um seine Frau und Tochter wiederzusehen, sowie um, als die Zeit kam, sein zweites ungeborenes Kind zu Gesicht zu bekommen.

Yujiro war der Erste, der das Schweigen brach: „Beide eure Stellungnahmen sind korrekt. Wir müssen versuchen den Oda möglichst viel Schaden zuzufügen, aber ohne dabei leichtsinnig unser Leben zu riskieren.“

Daisuke nickte. „Er hat Recht. Lasst uns lieber positiv denken. Nur so werden wir eine Chance gegen die Oda haben.“

Suzaku schmunzelte. Nun schien er sich ein wenig beruhigt zu haben. Auch Izuya lächelte, doch aus einem ganz anderen Grund. Man konnte ihm seine Abneigung den Oda gegenüber aus dem Gesicht ablesen und erkennen, wie ungeduldig er war und nur darauf wartete, sich ihnen zu stellen. Sein Blick fiel auf Rintaro, der ungewöhnlich unsicher aussah und ins Leere starrte.

„Rintaro“, versuchte er ihn zu ermutigen, „Was ist mit dir? Bist du bereit, es mit ihnen aufzunehmen?“

Rintaro schmunzelte. „Sicher … Ein Pfeil bricht, zehn Pfeile brechen nicht. Wenn wir zusammenhalten, werden wir es überstehen.“

Etwas ermuntert schaute der Chūnin seine Waffenbrüder noch einmal kurz an. „Dann bis später.“

Sich von ihnen abwendend, ging er weiter und inspizierte seine Truppe. Es waren Männer jedes Altes: Unter seinen Leuten konnte er einige sehen, die mindestens fünfzig Jahre alt sein mussten, während es jedoch auch andere gab, die so jung waren, dass es ihm schwerfiel, sie als Männer zu bezeichnen. Sein Blick blieb auf einem zitternden Burschen hängen. Unverzüglich wurde er von Mitleid zu ihm ergriffen.

„Wie alt bist du, Junge?“, fragte er ihn, als er vor ihm anhielt.

Überrascht blickte der junge Mann kurz zu seinem Vorgesetzten auf. „V-vierzehn, Sir.“

„Du scheinst unruhig zu sein“, untertrieb Yujiro gewaltig, wobei er diese Bemerkung bewusst milderte. „Dies muss deine erste Schlacht sein, nicht wahr?“

Der junge Mann, der sich vor Nervosität kaum kontrollieren konnte, blickte Kiyonori unsicher an. „I-ich bin noch nie auf einer wirklichen Mission gewesen, Sir, geschweige denn auf einem Krieg.“

Auf einmal wurde der Chūnin ein wenig wütend, dass man überhaupt solche unerfahrenen jungen Männer an einer Schlacht teilnehmen ließ. Ohne Erfahrung würden sie fast gleich im Kampf sterben und dazu noch in so einem jungen Alter. Zornig richtete er seine Wut auf Nobukatsu, der dafür verantwortlich war, dass sie jede nur mögliche Streitkraft, inklusiv Minderjährigen, nutzen mussten, um überhaupt einen kleinen Funken Hoffnung auf Sieg zu haben.

Mit einiger Empathie, stellte er dem jungen Mann eine weitere Frage. „Wie heißt du?“

„Haku, Sir.“

„Nun, Haku-kun, ich kann dir sagen, dass du dich nicht so sehr zu fürchten brauchst. Schließlich hast du ja beinahe dein ganzes Training hinter dir …“

Haku schluckte noch einmal. Zögernd blickte er auf und schaute seinem Vorgesetzten mit einer Mischung aus Unschuld und Verständnislosigkeit direkt in die Augen.

„Sir, wieso tun wir dies?“, wollte er wissen, sich auf die kommende Schlacht beziehend. „Dies ist Selbstmord!“

Yujiro seufzte, denn er wusste, dass Hakus Worte nicht weit entfernt von der Wahrheit waren. „Vielleicht. Doch ich werde nicht der Mann sein, der einfach nur dagestanden und zugesehen hat, wie Iga niedergebrannt wurde. Ich werde alles tun, was in meiner Macht steht, um diesen Tyrannen aufzuhalten. Auch wenn ich sterben muss, werde ich so viele vom Oda-Abschaum mit mir in den Tod reißen wie ich nur kann.“

Haku schien über Kiyonoris Aussage eher verwirrt zu sein. Anscheinend konnte er es nicht glauben, dass es Männer gab, die nicht ausschließlich nur ans Überleben dachten, sondern auch daran den Feind möglichst viel zu schwächen.

Der Chūnin nahm dies zur Kenntnis und beschloss den jungen Mann unter seinen Schutz zu nehmen. „Wenn die Schlacht anfängt, bleib hinter mir.“

Haku lächelte schwach, doch Yujiro konnte sehen, dass es tief empfundene Dankbarkeit war. „Vielen, vielen Dank, Sir.“

Kiyonori erwiderte sein Schmunzeln, bevor er ihm mit einem aufmunternden Nicken den Rücken zuwandte. Wieder zurück an die Spitze seiner Truppe gehend, zog er seinen Yari aus der Erde. Er wollte gerade zurück zur Oda-Armee blicken, als ein plötzliches Gebrüll, gefolgt von dem Dröhnen von Kriegstrommeln, ihn aus seinen Gedanken riss. Er blickte auf und sah viele feindliche Truppen, die so schnell es ihre Rüstungen nur zuließen, vorwärts stürmten.

Ein Schauder lief ihm den Rücken hinunter. Die entscheidende Schlacht hatte begonnen.

Shinobi - Die Auslöschung

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