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Freundschaftliche Beziehungen mit Sufis kultivieren
ОглавлениеDas Eastleigh Fellowship Center liegt gegenüber einer Sufi-Moschee.12 Wir bauten zu den Sufis freundschaftliche Beziehungen auf und erhofften uns davon, dass sich eine Tür zur muslimischen Gemeinschaft öffnen würde. Eine solche Öffnung würde uns einen Blick auf ihre geistliche Sehnsucht ermöglichen.
Die Sufi-Bewegung ist eine spirituelle Strömung des Islam. Sufis streben danach, sich in Gott zu versenken. Sie sind allgemein als Gemeinschaften des Friedens bekannt. Es gibt vier geistliche Strömungen innerhalb der muslimischen Bewegung, die die Sufis hoffen lassen, sich tatsächlich in Gott verlieren zu können. Die erste ist der Glaube, dass Mohammed eines Nachts von Mekka über Jerusalem in einer mystischen Reise, genannt Mirādsch,13 in die Gegenwart Gottes geführt wurde. Daher wird Mohammed als derjenige angesehen, der den Weg fand und der nun seine Anhänger dazu anführt, sich in Gott zu versenken. Die zweite Strömung basiert auf der Aussage im Koran, dass Abraham ein Freund Gottes (Wali) war.14 Die dritte Strömung gründet in der Hoffnung, dass Gott fromme Heilige aus der Vergangenheit dazu bestimmt hat, als Fürbitter bei Gott einzutreten, damit Gläubige den Weg in die göttliche Versenkung finden.15 Die vierte Strömung ist die mystische Erfahrung, die durch die ständig wiederholte Anrufung des Namens Gottes geschieht.16 Die Sufigemeinschaften bieten dem Einzelnen einen Weg der Versenkung ins Göttliche an. Diese Gemeinschaften waren daher in Kenia als Inseln des übergemeindlichen Friedens inmitten der turbulenten Beziehungen innerhalb der Somali-Stämme bekannt.
Tragischerweise gewann die Drogenkultur in der Sufi-Bewegung in fast ganz Nordostafrika die Oberhand. Das traf leider auch auf Eastleigh zu. Die Gläubigen dachten, dass sie eine authentische Versenkung in Gott erlebten, wenn sie in ihren abendlichen Treffen die Namen Gottes sangen und dabei eine Euphorie hervorrufende Pflanze (Khat) kauten. Diese Praxis führte jedoch vor allem zur Apathie und gelegentlich auch zur Demenz. Ein dermaßen ungesunder Ausdruck von Spiritualität, der von so vielen Menschen in ganz Nordostafrika praktiziert wurde, hat schließlich negative Auswirkungen auf die Entwicklung von Wirtschaft und Bildung. Natürlich gab es auch Ulama (muslimische religiöse Lehrer), die den Khat-Konsum für den spirituellen Gebrauch anprangerten und dafür plädierten, den Islam in größerer Übereinstimmung mit dem Koran zu leben. Unsere Botschaft an die Sufis war, dass der Messias und das Wirken des Heiligen Geistes ihre Sehnsucht nach Gott erfüllt. Aber mit einem wesentlichen Unterschied! Die Suche der Sufis führt zur Auflösung des Selbst und der eigenen Persönlichkeit, da man ins Universum absorbiert wird. Durch den Messias wird die Person nicht ausgelöscht oder ins Göttliche absorbiert. Stattdessen lädt der Messias Gläubige dazu ein, eine freudige, lebendige und Leben spendende Beziehung mit Gott und untereinander einzugehen.
Häufig traf ich mich mit Sufis in ihren Gebetszentren und begleitete sie auf ihrer Pilgerreise zum Grab eines ihrer Heiligen. Die Treffen öffneten wirklich viele Türen zu wichtigen Gesprächen, die in Jesus und dem Heiligen Geist gegründet waren. Die Sufis wurden auch von Muslimen als Menschen des Friedens angesehen.
In Zusammenarbeit mit anderen christlichen Gemeinschaften entstand in Garissa, im muslimischen Nordosten Kenias, ein ähnliches Zentrum wie das Eastleigh Fellowship Center. Dieses Zentrum gründete auf den Prinzipien der Sufis, Gemeinschaft zu pflegen. Die beiden Zentren, das eine in Garissa, das andere in Eastleigh, brachten den christlichen Glauben innerhalb der sie umgebenden Sufi-Gemeinschaften auf kontextuell angepasste Weise zum Ausdruck. In diesem Kontext schätzten die Muslime die christlichen Gemeinschaften von Eastleigh und Garissa als Gemeinschaften der Frömmigkeit, des Gebetes, Dienstes und Friedenstiftens.
Man kann den Gebetsdienst nicht genug würdigen, der aus dem Zentrum von Garissa heraus entstand. Eine kanadische Christin hatte die Vision für den Gebetsdienst für Somali, und ihr schloss sich ein kleines Team an. Auch inmitten von turbulenten und konfliktreichen Zeiten in ihrer Region hielten sie an ihrem Dienst des heilenden Gebets fest. Sie harrten aus, auch wenn ihr Leben bedroht war. Es gab Märtyrer; es geschahen Wunder. Manchmal berührte Jesus eine gebrochene Flüchtlingsfrau und offenbarte sich ihr als gnädiger Heiler. Dieses Gebetsteam hielt geduldig über zwei Jahrzehnte im Gebet aus.