Читать книгу Christen begegnen Muslimen - David W. Shenk - Страница 21
Authentisches Zeugnis
ОглавлениеTrotz allem waren meine Teestuben-Begleiter besorgt. Könnte ich Gottes Auftrag an mich dahingehend verstehen, dass ich für die Bekehrung der Somali zum christlichen Glauben arbeitete? Wenn das der Fall war, wie könnte sich dann unsere Bekanntschaft zu einer Freundschaft entwickeln? Die ganze Struktur des Dar al-Islam (Gebiet unter muslimischer Herrschaft) dreht sich in ihrem Wesen darum, die Integrität der Gemeinschaft zu schützen.20 Das beinhaltet auch, die Muslime davor zu bewahren, dass sie die muslimische Gemeinschaft verlassen.
Muslime glauben, dass sie die Pflicht haben, der ganzen Welt den Islam bekannt zu machen. Tatsächlich enthält der tägliche Gebetsruf von den Minaretten das Zeugnis und die Einladung der Muslime an die ganze Welt. Im Folgenden gebe ich verkürzt die Bedeutung des Gebetsrufes wieder: „Gott ist der Allmächtige, es gibt keinen Gott außer Gott und Mohammed ist sein Prophet, daher kommt und erfahrt das Gute, kommt und betet an.“ Ein muslimischer Freund sagte mir, der Gebetsruf sei ein dringender Aufruf und ein Zeugnis, das sich an alle Menschen richtet.
In meinen freundschaftlichen Beziehungen zu Muslimen habe ich festgestellt, dass es ihnen recht schwer fällt, anzuerkennen, dass auch wir Christen zum Zeugnis berufen sind. Ich hatte viele Gespräche mit Muslimen, oft auch in ihren Moscheen. Dass wir als Christen dazu berufen sind, Zeugnis abzulegen und die Menschen die Freiheit haben, die Einladung der Christen anzunehmen, sind die größten thematischen Herausforderungen, die mir in Gesprächen mit Muslimen immer wieder begegnen.
Die islamische Gemeinschaft glaubt, der Islam sei Gottes ewig gültige Anleitung darüber, was wir zu glauben und zu tun haben. Diese ewige Anleitung ist unveränderbar. Daraus folgt, dass der Islam die erste, mittlere und letzte Religion der Menschheit ist. Wie kann dann also jemand ernsthaft erwägen, diese entscheidende Religion zu verlassen? Es ist daher sehr schwierig für einen Muslim, innerhalb seines religiösen Weltbildes genügend Raum zu finden, um einen anderen Weg zu wählen.
Die Bekehrung weg vom Islam hatte auch der stellvertretende Polizeipräsident der Stadt, in die wir nach unserer Ankunft in Somalia zogen, sorgenvoll vor Augen. Mein Auftrag war es, ein blühendes Internat im sekundären Bildungsbereich aufzubauen. Die Verbreitung des Christentums galt jedoch als illegale Handlung. Wir konnten die Studierenden daher nicht zum Bibelstudium einladen. Wenn jemand die Bibel studieren wollte, so mussten wir ihn oder sie bitten, eine Erklärung zu unterschreiben, dass das Studium auf eigenen Wunsch durchgeführt wurde. Wir hatten vor, diese unterschriebenen Erklärungen der Polizei vorzulegen, sollten wir jemals über das Bibelstudium befragt werden.