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KAPITEL 1 Integer leben

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„Der Imam in der Moschee wendet sich in seinen Predigten gegen dich. Sei vorsichtig!“, riet mir mein Freund Farah. Wir waren einige Monate zuvor in Somalia angekommen. Ich antwortete ihm: „Wenn er etwas gegen mich hat, dann muss ich ihn treffen. Sag mir seinen Namen und ich werde gleich zur Moschee gehen und ihn treffen. Ich habe nichts zu verbergen. Bitte arrangiere ein Treffen.“

Farah versprach mir, er werde mit dem Imam zu mir nach Hause kommen. Dieser kam dann auch mit einigen Schülern. Grace servierte gewürzten Tee und Dattelkekse. Der Imam begann: „Es gibt Gerüchte in der Stadt, dass du hoffst, du würdest in den Himmel kommen, wenn du stirbst. Wenn das wahr ist, will ich dir sagen, wie du in den Himmel kommen kannst.“

Ich war erstaunt! Das hatte ich von einem Imam nicht erwartet, von dem ich gehört hatte, dass er gegen mich predigte. Mit einem Gefühl von Erleichterung antwortete ich ihm begeistert: „Das ist absolut wahr! Danke, dass du gekommen bist, um mir zu sagen, wie der Weg zum Himmel aussieht.“

Der Imam vertraute mir Folgendes an: „Ich dachte, die Christen würden die Hölle dem Himmel vorziehen. Aber der Weg zum Himmel führt über die fünf Säulen, indem man sich den folgenden Pflichten des Islam unterwirft: zu bekennen, dass es keinen Gott außer Allah gibt und dass Mohammed sein Prophet ist; während dem Ramadan zu fasten; den Armen zu geben; fünf Mal am Tag zu beten und wenn möglich, die Pilgerreise nach Mekka zu machen.“

„Im Grunde genommen erfülle ich diese fünf Pflichten und ich kann mich sicherlich noch dort verbessern, wo ich schwach bin,“ antwortete ich ihm. „Ich würde gern nach Mekka gehen, sobald ich es mir einrichten kann.“

„Gelobt sei Gott!“, sagte er. „Du bist Muslim geworden. Sei ein versteckter Gläubiger, sag es nicht deiner Frau, damit die Mission dir nicht den Lohn streicht. Und der Himmel möge dein Schicksal werden.“ Ich bat ihn: „Ich muss über mein Schicksal mehr wissen. Bitte erkläre mir den wahren Weg zum Himmel.“ „Es gibt eine Waagschale“, antwortete er. „Die Pflichten gehen in die eine Schale, die die guten Taten wiegt. Das Böse, das wir tun, geht in die andere Schale. Niemand weiß, welche Seite die schwerere ist, die mit guten oder die mit schlechten Taten gefüllte. Auch ich weiß das nicht. Aber der Islam ist die beste Hoffnung, von der wir wissen.“ Die Integrität des Imam beeindruckte mich. Ich erschrak darüber, dass er bekannte, keine wirkliche Sicherheit über sein ewiges Schicksal zu haben. Ich fragte daher: „Darf ich dir sagen, was Jesus, der Messias, dazu sagt? Jesus sagt, ‚Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben.‘ Er verspricht, dass er der Weg ist. Also, was sollte ich dann wählen? Jesus oder den anderen Weg?“ Der Imam war erstaunt. Er antwortete: „Wenn Jesus versprochen hat, dass er der Weg ist, dann bestehe ich darauf, dass du weiterhin Christ bleibst!“

Mein Freund Farah sagte mir, dass der Imam nach dem Gespräch für mich einstand, wenn jemand kritisch von mir sprach, und den Leuten jeweils erwiderte: „Ich habe in Davids Haus mit ihm und seiner Frau Tee getrunken. Wir haben über die tiefen Dinge gesprochen, die Gott betreffen. Und ich bin zuversichtlich, dass dieser Mann in den Himmel kommen wird.“

Unser Gespräch fand in einem Umfeld statt, in dem die Verbreitung des Christentums illegal war. Doch die Verpflichtung zur Integrität, wodurch diese Themen ohne jeglichen Hauch von Doppelzüngigkeit besprochen wurden, öffnete unerwartete Türen zu authentischen Freundschaften.

Die Angestellten der SMM wurden von den Somali oft als Menschen voller Integrität beschrieben. Die Korinther sagten offenbar das Gleiche über Paulus. Er schrieb, dass die Kinder Gottes keinen Raum lassen für Doppelzüngigkeit. Vielmehr ist Christus immer ein „Ja“ in allen Versprechen Gottes! Im gleichen Geist war Paulus daran gelegen, seine Versprechen gegenüber den Korinthern zu halten.18

Erinnern wir uns an die Freunde in der Teestube, die mich ausfragten, während wir Schwarztee mit Kardamom tranken. Leere Antworten hätten hier nichts genützt. Der Koran warnt vor doppeltem Spiel und davor, dass die Freundschaft von Christen mit Muslimen nur Fassade sein könnte, bei der heimliche Motive unter der Oberfläche versteckt sein könnten.19 Die Fragen im Café wurden damals nicht aus Feindschaft heraus gestellt. Es waren ehrliche Fragen. Die Leute um mich herum wollten klarstellen, dass es nicht darum gehen dürfe, Somali zum christlichen Glauben zu bekehren. Daher antwortete ich: „Ich bin hier, weil Gott mich dazu beauftragt, mich gerufen hat.“ Diese Antwort fasziniert Muslime. Eine starke theologische Strömung im Islam glaubt daran, dass Gott alles lenkt, was geschieht. Es war für Somali daher verständlich, wenn auch überraschend, dass wir in Gottes Auftrag in Somalia waren.

Christen begegnen Muslimen

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