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Verlassen Sie das Land, wenn Sie hoffen, dass meine Leute Christen werden

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Ein wesentlicher Aspekt von Integrität in muslimischen Gesellschaften ist, sich mit dem Verdacht auseinanderzusetzen, christliche Mitarbeitende seien nur in das Land gekommen, um zu evangelisieren. Erinnern wir uns: Das war auch die erste Frage, die mir in der Teestube in Mogadischu in den ersten Tagen gestellt wurde. Die gleiche Sorge trieb den Beamten an, der Ermittlungen gegen unsere Schule einleiten wollte, weil Studierende Christen geworden waren. Hier steckt oft der Verdacht, der wahre Grund für die christliche Präsenz sei die Evangelisation und nicht der Dienst an den Menschen. Diesem Verdacht waren wir auch in Somalia ausgesetzt.

Auf den Philippinen begegnete ich dem gleichen Verdacht gegenüber dem christlichen Zeugnis. Kollegen und ich besuchten die Insel Mindanao im Süden der Philippinen, auf der es immer wieder zu militärischen Auseinandersetzungen zwischen der Regierungsarmee und muslimischen Separatistengruppen kam. Eine der mennonitischen Missionen hatte einen kanadischen Friedensbotschafter in das Dorf gesandt, das wir besuchten. Wir wurden im Dorf vorgestellt und genossen im Anschluss ein ausgezeichnetes Abendessen im Haus des Sultans, als Zeichen der Anerkennung für unsere Friedensbemühungen.

Während des Essens stellten einige Söhne des Sultans nervös hüstelnd die Frage: „Was ist der wahre Grund für Ihre Ankunft in unserer Stadt?“ Der freundliche Vater, der Sultan, griff das Thema auf: „Ich bin der Nachkomme vieler Generationen von Sultanen, die die Verantwortung dafür trugen, dass diese Stadt muslimisch blieb und dass niemand die muslimische Gemeinschaft verließ, um Christ zu werden. Wir schätzen die Arbeit des Abgesandten, aber wenn Sie darauf hoffen sollten, dass Menschen aus unserer Stadt zu Christen werden, dann ist das religiöser Imperialismus, den ich niemals tolerieren werde. In diesem Fall sollten Sie nach Hause zurückkehren.“

Natürlich verstand der Sultan unter Christentum mehr als nur den Glauben an Jesus. Er verstand das Christentum wie den Islam, nämlich als ein umfassendes geopolitisches System. Auf Mindanao standen diese unterschiedlichen Systeme seit Jahrzehnten im Konflikt miteinander. Daher war in ihren Augen jeder, der Christ wurde, auch jemand, der sich dem imperialen System des Feindes anschloss. Daher vermeide ich es in der Regel, in Gesprächen mit Muslimen davon zu reden, dass ich Christ sei. Ich bekenne mich lieber als jemand, der an Jesus, den Messias, glaubt.

Wir waren angesichts dieser Attacke des frommen und sanften Sultans ziemlich erschüttert. Es war offensichtlich, dass er fürchtete, wir würden unseren Dienst als Vorwand und Mittel zum Missionieren nutzen. Manche meiner christlichen Kollegen würden auf den Vorwurf vielleicht so antworten: „Oh nein, bestimmt nicht. Wir würden nie erwarten, dass sich ein Muslim aus eurer Stadt bekehren würde. Wir sind hier nur als Menschen, die mit ihren Gaben dienen wollen. Wir würden Muslimen sogar davon abraten, Christen zu werden.“ Was passiert aber, wenn sich doch ein Muslim entscheiden will, Christ zu werden? Es könnte das Vertrauen in der ganzen Region ruinieren. Die Integrität der christlichen Mitarbeitenden würde in Frage gestellt.

Da ich am Tisch des Sultans der Mann mit dem weißen Bart war, schauten mich alle an und waren gespannt, wie ich dem Sultan antworten würde. Ich betete still: „Herr, leite du dieses Gespräch.“

Ich begann: „Danke, dass Sie Ihre Bedenken beschreiben. Ich möchte vier Anmerkungen machen. Erstens, wir sind uns darin einig, dass weder Christen noch Muslime missionieren sollten. Darunter verstehe ich, dass Geld oder andere Lockmittel benutzt werden, um Menschen von der eigenen Religion zu überzeugen. Wir verwerfen und verurteilen solche Praktiken überall in der Welt. Wir stimmen mit der Aussage des Koran überein, wo es heißt: ‚Es soll keinen Zwang in der Religion geben.‘ 21 Auch die Bibel benennt die Freiheit des Menschen, ohne Zwang zu wählen: ‚Wer durstig ist, der soll kommen. Jedem, der es haben möchte, wird Gott das Wasser des Lebens schenken‘. 22

Zweitens: Muslime haben mich ganz frei dazu eingeladen, Muslim zu werden. Sie tun das aus Wertschätzung heraus und sie denken, der Islam würde für mich ein großer Segen sein. Genauso sehnen sich Christen danach, dass andere Menschen an das Evangelium glauben.

Drittens wissen wir alle darum, dass niemand jemand anderen bekehren kann. Bekehrung ist eine Sache zwischen Gott und einer Person.

Viertens: Wir sind hier als Gäste, von Ihnen eingeladen. Und wenn Sie möchten, dass wir gehen, dann werden wir in Frieden gehen.

Unser Abgesandter kam als Diener von Jesus, dem Messias, der uns lehrte, zu lieben, sogar unsere Feinde. Tatsächlich hat Jesus sogar die Füße von Judas gewaschen, der ein Verräter war. Wir glauben, dass sowohl eine einzelne Person als auch eine ganze Gemeinschaft durch die Liebe des Messias Heilung erleben kann. Wir sind hier, um von dieser heilenden Liebe Christi Zeugnis abzulegen.

Angenommen, jemand aus Ihrer Stadt würde sich dafür entscheiden, uns in der Hingabe an Jesus, den Messias, zu folgen und sich zusammen mit uns im Liebesdienst für seine Feinde einsetzen. Was wäre, wenn wir dieser Person die Nachfolge verweigern würden und ihm oder ihr sagen würden, nur wir, als Gäste unter Ihnen, können an Jesus glauben und ihm nachfolgen, aber das sei keinem anderen erlaubt? Wäre es nicht religiöser Imperialismus, zu sagen: ‚Jesus, der Messias, ist nur für uns und nicht für alle anderen‘?“

Die Antwort kam prompt und emotional: „Oh, nein! Sie können unmöglich sagen, nur Sie könnten an Jesus, den Messias, glauben! Das wäre tatsächlich religiöser Imperialismus! Sie haben recht. Jesus ist für jeden Menschen da.“

Christen begegnen Muslimen

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