Читать книгу Ruth Gattiker - Denise Schmid - Страница 18

Das Blatt wendet sich

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Im Kantonsspital ist man in den ersten vier Wochen positiv gestimmt. Albert Hofmann erholt sich tatsächlich schnell. Das strahlende Bild im Blick ist nicht geschönt. In der ersten Zeit wirkt die Behandlung. Man bemüht sich, die Gewebeabstossung mit einer immunosuppressiven Therapie zu verhindern. Dafür stehen die Medikamente Azathioprin, Prednison und Antilymphozytenglobulin (ALG) zur Verfügung. Als Nebenwirkung von Prednison tritt bei Hoffmann Diabetes auf, der mit Insulin bekämpft wird. Die Dosierung der Medikamente soll mit der Zeit gesenkt werden. Doch einen Monat nach der Transplantation werden Fieber, Pulsanstieg und eine Potenzialabnahme im EKG festgestellt. Das deutet auf eine Abstossung hin, wobei man gar nicht genau weiss, welches die Anzeichen für eine Abstossung sind. Der Patient erhält wieder mehr Prednison und ALG, und sein Zustand bessert sich, um sich am 3. Juni wieder zu verschlechtern. Er hat hohes Fieber, sehr tiefen Blutdruck und eine erhöhte Herzfrequenz. Auf dem Röntgenbild ist ein grösserer Herd in der Lunge erkennbar, und im Speichel werden verschiedene Bakterien festgestellt. Trotz massiver Antibiotikatherapie tritt keine Besserung ein. Die Infektion auf der Lunge wird mit einem Katheter drainiert. Wieder einen Monat später, am 7. Juli, wird in der Lunge eine weitere Kaverne entdeckt. Der Patient muss nun künstlich beatmet werden, die Herzfunktion lässt weiter nach, und am 14. Juli stirbt Emil Hofmann um 12.35 Uhr, fast auf die Stunde genau drei Monate, nachdem ihm das neue Herz eingepflanzt worden ist.

Die Schlussdiagnose lautet: «Status nach Herz-Allotransplantation am 14.4.69. Status nach immunosuppressiver Therapie. Status nach zweimaligen, beherrschbaren Abstossungskrisen. Diabetes mellitus. Zwei Lungenabszesse im rechten Ober- und Mittelgeschoss mit Pseudomonas und Aspergillus fumigatus. Wahrscheinlich diffuse Aspergillose, insbesondere infektiös toxische Leberschädigung. Schwere herdförmige Hirnschädigungen wahrscheinlich embolisch.»10 Ruth Gattiker fasst die Gründe für Hofmanns Tod so zusammen: «Er hat sich im Spital Pilze eingefangen, denen man nicht mehr Herr wurde. Er ist letztlich von innen von der Pilzinfektion aufgefressen worden. Kein schöner Tod.» Die Ärzte müssen Albert Hofmanns Ende hilflos zusehen.

Während der Beginn der Geschichte noch mit seitenfüllenden Bildern und Texten gefeiert wurde, meldet der Blick das Ende nur noch als kleinen Beitrag auf der letzten Seite der Ausgabe vom 16. Juli 1969 unter dem Titel «Zürcher Neuherz-Wunder scheiterte an Infektion». Das Herz habe bis zum Schluss tadellos gearbeitet, heisst es beinahe rechtfertigend. Nur die Infektion sei schuld am Tod. Dass die Infektion ursächlich mit den Abwehrmassnahmen gegen die Abstossung des fremden Gewebes – welche das Immunsystem schwächten – und damit mit der Herztransplantation zu tun hatte, wäre zu viel der medizinischen Information.

Ruth Gattiker

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