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Die Zeit der Hofschranzen
ОглавлениеKurfürst Karl II. und seine Entourage begannen das Staatsvermögen zu verschleudern. Er selbst suchte seine Schwermut, die wohl vom dauernden Zerwürfnis seiner Eltern herrührte, durch die Vergnügungen der Jagd und militärischer Manoeuver zu zerstreuen. Freude fand er auch an allegorischen Aufzügen und am Theaterspiel.17
In den Jahren seiner kurzen Regierungszeit bis zu seinem Tod 1685 (1680 bis 1685) wirtschaftete er die Kurpfalz herunter.
Die Corruption zeigte sich überall in der Verwaltung; Der Hof war das Dorado aller Müßiggänger und Schranzen und zehrte das Mark des Landes aus. In den Canzleien herrschten Nichtsthun und systematischer Betrug; der Stellenhandel griff immer schamloser um sich.18
Ich las, er regierte als strenger Calvinist – wohl eher sein Geheimer Minister Langhanns. Offensichtlich nahmen Karl und seine Höflinge es mit der Askese und der Ablehnung von Luxus nicht so ernst. Sie gehörten wohl zu denen, die wirtschaftlichen Wohlstand in der protestantischen Ethik Calvins als Zeichen der Erwählung durch Gott interpretierten.
Man könnte aber auch sagen, er verprasste blasphemisch das Staatsvermögen im Namen Gottes.
Seine finanziellen Schwierigkeiten im Staatshaushalt, hervorgerufen durch überdimensionierte Hofhaltung, Jagd- und Theaterleidenschaft sowie Militärausgaben, konnten auch durch Steuererhöhungen nicht mehr reguliert werden. 1682 verpfändete Karl deshalb das Oberamt Germersheim für zwanzig Jahre an Frankreich.
Defacto lud er damit den Feind ein, der bereits zwei Jahre zuvor eingefallen war, im Land zu verweilen.
Sein Tod passte ins Bild. Er starb an den Folgen eines Fiebers, das er sich bei der vierwöchigen Scheinbelagerung der als türkische Feste drapierten Burg Eichelsheim in den Mannheimer Rheinauen zugezogen hatte.
Dekadent, nicht wahr?
Um ihn aufzuheitern, wurden militärische Scheingefechte inszeniert und das gemeine Volk darbte. Historiker legten sich deshalb fest: Er war in allem ein Epigone.19
Das Volk hasste jedoch seinen Berater und Kanzler Langhanns und die ganze Pfalz schob die Schuld an Allem, was schlecht und drückend war, auf den Emporkömmling.20
Karl starb am 26. Mai 1685, ohne seinen Rücktritt unterzeichnet zu haben. Die Erbfolge musste nun geregelt werden.
Das ganze Land trauerte tief, denn in ihm erlosch der Mannsstamm des Hauses Pfalz-Simmern und es drohte eine katholische Reaction.21