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In Burscheid

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Im Jahre 1942 wurden die Bombardierungen immer schlimmer und ich kam in die Kinder-Landverschickung nach Burscheid zu einer Fabrikantenfamilie, die einen Sohn in meinem Alter hatte. Er hieß Leo. Sein Opa war vielseitig begabt. Besonders gut konnte er aus Haselnuss-Zweigen Flöten für verschiedene Tonlagen herstellen. Die Flöten waren überall im Haus zu finden. Der Opa musizierte abends gerne bei Kerzenlicht auf einer seiner Flöten und für mich war das jedes Mal ein tolles Erlebnis. Weniger gern hörte ich Leos Oma beim Singen zu, denn ihre Stimme gefiel mir nicht. Wenn ich mich richtig erinnere, hatte sie einen sehr brüchigen Sopran, der oft genug kippte.

Die Familie wohnte in einer Villa, die von einem riesigen Garten umgeben war. Leo hatte sogar eine eigene Rutschbahn und eine Schaukel. Die Villa hatte einen für meine Begriffe sehr hohen, runden Turm mit einem roten Kuppeldach. Wenn Köln bombardiert wurde, stiegen alle nach oben in das Turmzimmer, um von dort aus das brennende Köln zu sehen. In einer Nacht sah die Feuersbrunst besonders schön aus. Leos Opa meinte, dass es der bisher schwerste Luftangriff auf Köln gewesen wäre.

Leo erkrankte an Scharlach und wegen der Ansteckungsgefahr konnte ich bei Leos Familie nicht mehr bleiben. Ich kam deshalb zu einer alten Bäuerin. Deren Bauernhof war im Vergleich zu den Bauernhöfen, die ich später kennen lernte, nicht nur ausgesprochen klein, er war sogar winzig. Es gab nur eine Kuh und eine kleine Hühnerschar. Die Scheune war mehr ein Schuppen. Niemand war da, mit dem ich hätte spielen können. Ich bekam öfters Heimweh und zum Weinen ging ich in die kleine Scheune. Eine Nachbarin der alten Bäuerin bemerkte das und sie fragte mich nach der Anschrift meiner Eltern. Diese Anschrift konnte ich ihr geben, denn dass ich in Düsseldorf auf der Kronen-Straße Nr. 29 wohnte, das hatte ich mir fest eingeprägt. Meine Eltern erhielten also einen Brief von dieser Nachbarin und ein paar Tage später kam meine Mutter zu Besuch. Sie bedankte sich vielmals bei der Bäuerin für all das Gute, das sie mir zu teil werden ließ und nahm mich mit zurück nach Düsseldorf.

Mein Leben im zweiten Weltkrieg und in den ersten Nachkriegsjahren

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