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3 Die Entstehung des Resilienzkonzepts

Ein Blick nach Hawaii

Die amerikanische Entwicklungspsychologin Emmy Werner entwickelte in einer Langzeitstudie basierend auf 40 Jahren Beobachtungen von 698 Kindern hawaiianischer Ureinwohner der Insel Kauai, die 1955 geboren wurden, das Resilienzkonzept.

Von diesen 698 Kindern wuchsen 201 Kinder in besonders schwierigen und benachteiligten Verhältnissen auf.

Trotz der paradiesischen Landschaft herrschte auf der Insel das übliche Leid, wenn diese Paradiese von fremden Mächten beherrscht werden. Armut und Alkoholismus waren verbreitet. Die Tristesse pflanzte sich bereits in der zweiten Generation fort.

Werners Studie wurde 1977 veröffentlicht. Hieraus ging hervor, dass Kinder, die verschiedenen Risikofaktoren wie z. B. Armut, negatives Milieu oder Komplikationen bei der Geburt ausgesetzt waren, sich im Durchschnitt negativer entwickelten als Kinder, die in für unser Verständnis „normalen“ Verhältnissen aufwuchsen.

Das Besondere an Werners Ergebnissen war jedoch, dass von diesen 201 Kindern, die in sehr schwierigen Milieus heranwuchsen, es 72 Kinder schafften, diese schwierigen Bedingungen zu meistern und ein geordnetes Leben zu führen.

Diese 72 Kinder können als resilient bezeichnet werden.

Aufgrund dieser Ergebnisse wurden 7 Schlüsselfaktoren ermittelt und benannt, welche entscheiden sollten, ob jemand gut mit Krisen umgehen und sogar noch gestärkt aus diesen hervorgehen kann.

Im Einzelnen sind das folgende sieben Säulen:

Optimismus:

Wenn du mit kräftezehrenden Problemen konfrontiert bist, ist es am wichtigsten, ruhig zu bleiben und zu wissen, dass es für jedes Problem die richtige Lösung gibt.

Das klingt oft abgedroschen und es fällt manchmal schwer, daran zu glauben und standhaft zu bleiben. Dennoch zahlt es sich langfristig aus!

Akzeptanz

Wie es hier bei uns in Köln schon in § 1 des kölschen Grundgesetzes heißt: „Et es wie et es“.

Übersetzt: „Es ist, wie es ist“. Sieh den Tatsachen ins Auge, erkenne die Krise und akzeptiere das, was geschieht. Das ist der erste Schritt, denn nur was sein darf, kann sich verändern.

Lösungsorientierung

Zu Lösungsorientierung wurde in der Literatur schon vieles gesagt und geschrieben. Hier kurz ein eigenes Beispiel: Wenn ich mich an dieser Stelle meines Buches darauf konzentriere und mir ständig vorstelle, was noch alles bis zur Veröffentlichung zu tun ist, dann wird das definitiv ein mühsamer und steiniger Weg! Wenn ich mich aber im Gegensatz dazu in die Zukunft in den Zeitpunkt hineinversetze, an dem es „geschafft“ ist und dieses Gefühl einmal so deutlich wie möglich spüre (was im Übrigen auch Bestandteil meiner täglichen Arbeit in der Beratung und Hypnose ist), dann ist das etwas grundsätzlich anderes. Ich denke, du weißt, was ich damit meine.

Verlassen der Opferrolle

Als resilienter Mensch geht es darum, die Aufmerksamkeit auf sein eigenes Tun und Handeln zu richten. Fehler nicht bei anderen oder in der Umwelt zu suchen, sondern stattdessen zu schauen, wie ich weiterkomme. Was nicht heißen soll, dass nicht auch äußere Einflüsse meinen Erfolg oder mein Fortkommen beeinträchtigen oder auch stärken können. Auch ich kenne die Opferrolle nur zu gut und suchte oft die Schuld für meinen Zustand oder die Situation, in der ich war, bei anderen. Das kann u. U. wichtig und zutreffend sein, sich damit auseinanderzusetzen. Jedoch wird es irgendwann Zeit, diesen Zustand zu verlassen und wie im nächsten Punkt beschrieben, Verantwortung zu übernehmen.

Verantwortung

Es geht darum, die Verantwortung für das eigene Leben zu übernehmen. Dadurch fühlst du dich nicht länger dem Schicksal ausgeliefert, sondern gehst deine Themen aktiv an und sorgst für dein Befinden und Weiterkommen.

Unterstützend und wichtig dabei ist dein:

Soziales Netzwerk

Das soziale Netzwerk ist, sofern vorhanden (ansonsten ist es eine wichtige Aufgabe, dir dieses aufzubauen), wichtig, um bei Problemen oder im Lösungsprozess Ansprechpartner und ein offenes Ohr zu haben. Was natürlich auf Gegenseitigkeit beruht. Für viele Menschen ist es auch völlig neu oder schwierig, andere Menschen um Hilfe zu bitten oder sich zu erlauben, diese anzunehmen.

Zukunftsorientierung

Mit neuem Elan die eigene Zukunft planen. Natürlich im Rahmen deiner individuellen Möglichkeiten. Dies setzt voraus, sich selbst zu kennen und besser kennenlernen zu wollen, um dann im Rahmen dieser Möglichkeiten zu handeln.

Alles mit Geduld, „überschätze nicht, was du an einem Tag schaffen kannst und unterschätze nicht, was du in einem Jahr oder Monat erreichen kannst!“.

Im Laufe der Zeit werden deine Möglichkeiten und Fähigkeiten größer. Dadurch, dass du die Zukunft im Rahmen deiner Möglichkeiten und Ressourcen planst, bleibt sie beherrschbar und in Zeiten von aufziehenden Stürmen des Lebens, bleibt dein Lebensschiff auf Kurs.

Es gibt neben den sieben Schlüsselfaktoren weitere interessante Modelle im Zusammenhang mit Resilienz wie z. B. die

Big-Five-Persönlichkeitsprofile:

In den 1930er Jahren entwickelten Allport, Thurstone und Odbert ausgehend von ca. 18.000 Begriffen, die menschliche Eigenschaften beschreiben, die Big Five. Bei den Big Five handelt es sich sozusagen um die Essenz dieser 18.000 Merkmale und Eigenschaften von Personen.

Ausgehend von einem niedrigen Neurotizismus-Wert (Neurotizismus: eine Persönlichkeit wird von stabil bis verletzlich und emotional labil eingeordnet) und bei leicht überdurchschnittlichen Werten in den übrigen Eigenschaften kann von einem resilienten Menschen gesprochen werden.


Wobei auch im Falle der Big Five differenziert werden muss. Ich kann gerne allein sein und bin trotzdem auch gesellig und kann andere begeistern. Das alles sind durchaus wichtige Aspekte und Anhaltspunkte, die jedoch nicht vollkommen in „Stein gemeißelt“ sind.

Resilienz steigern

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