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Unterwasserwelt mit Nebenwirkungen

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Hochmotiviert steigen wir am Morgen nach unserer Jeep-Safari auf die Räder. Zu wissen wie es aussieht, wohin wir starten, verleiht Flügel. Jedenfalls beim Aufbruch. Unser Ziel: die Cala Saona, eine andere Bucht in der Nähe unserer Herberge. Wir entscheiden uns für den etwas längeren Weg. Ein kürzerer verläuft parallel zur Küste, führt über Holperpisten und hat einige Kreuzungen. Der längere führt über die Inselhauptstadt, fünf Kilometer über Asphalt und ist quasi nicht zu verfehlen. Zweimal rechts abbiegen, der Beschilderung folgen und schon ist es geschafft. Schon? Nun ja, wären da nicht die beiden Hügel. Der erste, langgestreckt, vor San Francisco, der zweite dahinter. Weniger hoch, dafür aber deutlich weniger langgestreckt. Man könnte auch sagen steiler. Zwei Spaßbremsen. Die Begeisterung bei meinen Mitstreitern für das Verkehrsmittel schwindet. Für mich unverständlich, letztendlich aber gleichgültig – Jahre später sollen wir noch ganz andere Strecken aus eigener Kraft bewältigen.

Schnell vergessen sind die Anstrengungen, als wir vom Parkplatz aus unter Bäumen auf die Bucht schauen. Ein Anblick, der uns immer wieder einen Schauer über den Rücken jagt. Der breite Sandstrand, die roten Klippen, das glitzernde Meer, im Hintergrund Es Vedra, die mystische Felseninsel im Westen Ibizas – Idylle pur.

Wenig später tummeln wir uns in den Fluten. Ebenfalls ein Traum. Im Wasser lässt es sich stundenlang aushalten. Genau das, was wir tun. Leider nicht ganz folgenlos. Einstweilen aber genießen wir. Erst planschend und schwimmend, dann schnorchelnd. Am Fuße der steil abfallenden Felsen eine Welt für sich: an den Steinen kleben Seeigel, irgendwo huschen Krebse umher, manches mal tauche ich ein in einen Fischschwarm. Wie lange ich mit dem Kopf unter Wasser dümpele? Ziemlich lange. Gefühlt eine kleine Unendlichkeit, gemessen wahrscheinlich eine knappe Stunde.

In der Sonne liegend anschließend das Gefühl, Karussell zu fahren. Eine Nachwirkung der sanften Wogen zuvor. Harmlos. Deutlich unangenehmer wird es tags drauf. Zunächst habe ich ein gelegentliches Ziehen in den Ohren, rasch entwickelt es sich zu einem beißenden Schmerz. Als ich beim Essen kaum noch den Mund auf bekomme, kraftvolles Kauen zur Tortur wird und ich bei unscheinbarsten Kieferbewegungen das Gesicht verzerre, glaube ich nicht mehr länger daran, dass von alleine geht, was von alleine kam. Ich besinne mich des Hinweises von Miss Neckermann, wo ein Arzt zu finden ist. Für Doktor Luis ist der Fall klar. Kommt vom Schwimmen oder Tauchen. Bakterien im Wasser siedelten um in den Gehörgang, entzündeten sich und peinigen mich. Sein Rat: fortan mit dem Kopf nicht mehr in die Fluten eintauchen und dreimal täglich die Tabletten schlucken, die er mir verordnet, bis die Packung leer ist. Verfehlen tun die Penicillinbomben ihre Wirkung nicht. Bereits am nächsten Tag brauche ich nicht mehr in der Speisekarte danach zu schielen, was mich beim Kauen zusammen zucken lassen könnte.

Einmal Formentera, immer Formentera?

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