Читать книгу Einmal Formentera, immer Formentera? - Dirk Prüter - Страница 16
1993
ОглавлениеDrei Jahre verstreichen, bis wir unsere Füße zum dritten Mal auf formenterensischen Grund und Boden setzen. Um bei der Zahl Drei zu bleiben – wir bleiben eine entsprechende Anzahl Wochen und reisen mit entsprechender Anzahl Personen an. Neu dabei: Nick, unser Sohn. Mit einem Umzug von Dortmund nach Köln folgten wir nicht nur dem Lockruf des Geldes sondern stießen zudem offensichtlich auf fruchtbaren Boden. An seinem ersten Geburtstag gelangen unserem Zögling seine ersten Schritte auf Fuerteventura, mit gut anderthalb darf er am Arenals Strand seine Spuren im Sand hinterlassen. Unsere Unterkunft diesmal: das Hotel RIU La Mola. Gleiche Ecke wie das Mal zuvor, jedoch auf der gegenüber liegenden Straßenseite.
Der eine Stern mehr im Reiseprospekt ist unverkennbar. Zwar dürfte die Anzahl an Betten nicht geringer sein als im Quartier nebenan, das Personal läuft ebenso uniformiert herum, doch es herrscht ein anderes Flair. Der Umgang ist respektvoller und aufmerksamer. Man nimmt nicht nur unser Geld sondern zeigt sich ebenso interessiert an unserem Wohlergehen. Hier ein persönliches Wort, da eine Frage, ob alles in Ordnung sei oder ob es uns gut geht, und auch die Klientel scheint eine andere. Es geht gesitteter zu. Kein Geschiebe und Gedränge beim Buffet, braves Anstehen, wenn mal alle Rezeptionisten beschäftigt sind, kein Geschreie und Gerenne im Speisesaal, der dazu einlädt, die Mahlzeiten in Ruhe zu genießen. Geradezu luxuriös ein weiterer Service: wir benötigen keine eigenen Handtücher für Strand und Pool. Ganz nach Belieben können wir sie wechseln. Dass in zwei fünfgeschossigen Gebäuden sowie einigen Bungalows dazwischen wahrscheinlich um die sechshundert Gäste untergebracht sind? Sicher, zu übersehen sind die Bauwerke nicht doch schmiegen sie sich ebenso halbwegs harmonisch an den Hang wie sich die Leute unauffällig verteilen. Dass das Abendessen in zwei Schichten angeboten wird und Herren gebeten werden, in langen Hosen zu erscheinen? Nun ja. Der Preis, Abends mit dem Filius nicht erst auf Wanderschaft gehen zu müssen. Über das Essen selbst können wir uns nicht beklagen. Es ist abwechslungsreich, die Auswahl reichlich und es schmeckt vorzüglich.
Hochzufrieden sind wir gleichfalls mit unserem Refugium. Unser Zweizimmer Apartment befindet sich in einem der Bungalows, ist klimatisiert, hat eine Minibar beziehungsweise einen Kühlschrank sowie eine kleine Terrasse. Schauen wir schräg vorbei an dem mehrstöckigen Kasten in erster Reihe am Strand sehen wir sogar das Meer, ansonsten lockern Palmen und Sträucher das Bild zwischen den leicht versetzt angeordneten Häusern auf. Blick auf die Mülltonnen hinter dem Haus oder mitternächtliche Randale bei deren Leerung? Was uns die ersten Male im Lago Dorado senkrecht im Bett stehen ließ geschieht in dem Nobelschuppen diskreter.
Ebenso nur selten Aufspringen lässt uns unser laufender Meter. Ein kleines Mäuerchen vor der Terrasse beziehungsweise ein Treppenabsatz im Zugang verhindert ein all zu voreiliges Flüchten, im Speisesaal rückt man uns unversehens einen Kinderstuhl an den Tisch, die Kellner kümmern sich rührend um den Kleinen, treiben ihre Späße mit ihm und nach dem Essen sorgt das Unterhaltungsprogramm des Hotels dafür, dass die Sprösslinge wenig später ins Bett fallen: Allabendlich veranstaltet man eine Kinderdisco. Die Musik ist immer die gleiche, zwei oder drei Animateure studieren mit den Kids eine Choreografie ein, der Nachwuchs darf im Takt noch einmal alles geben, anschließend haben die jungen Eltern Feierabend.
Zu langweilen braucht sich auch tagsüber niemand um den Pool herum. Gymnastik, Wasserball, Strandvolleyball, Bogenschießen, Pfeilewerfen, Kegeln und dergleichen mehr – irgend etwas steht immer auf dem Veranstaltungskalender. Das Schöne daran: niemand wird zu seinem Glück gezwungen. Ein einfaches Nein wird akzeptiert und schon wird der Nächste gefragt ob er Lust hat mitzumachen. Mindestens genau so gut: es stehen Alternativen zur Auswahl, die man unabhängig von Zeitplänen und alleine ausüben kann. Bevorzugt Ute Aktivitäten in der Gruppe, schnappe ich mir hin und wieder eines der Mountainbikes oder Kajaks und genieße die Zeit ohne jemanden um mich herum. Auch nicht schlecht.
Abermals vergeht die Zeit wie im Flug. Action? Zum Glück keine, zählt man nicht gerade das Füttern von Eidechsen mit Kekskrümeln zu waghalsigeren Abenteuern. Wir lernen die Insel aus einer leicht anderen Perspektive kennen – häufig genug aus dem Blickwinkel eines Kleinkindes und umgeben von Förmchen, Schüppchen und Sandburgen.