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Wiederholungstäter 1990

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Vier Jahre vergehen. Das Studium ist mittlerweile beendet und trägt Früchte, Ute und ich sind verheiratet, Rüdiger und Birgit ebenso, letztere zudem Eltern. Zwischenzeitliche Urlaube auf Cran Canaria sowie Flitterwochen auf Lanzarote waren nett, führten uns jedoch trotz Kilometer weiter Dünenlandschaften, Gebirgen und Feuerbergen vor Augen, was wir an Formentera schätzen: die Balearen sind gegenüber den Kanaren von Deutschland aus in der Hälfte der Zeit erreichbar, die Orte sind keine reinen Ansammlungen von Bettenburgen, das Eiland ist beschaulicher.

Dem Geldbeutel entsprechend quartieren wir uns zwei Sterne gehobener ein. Unsere Wahl fällt auf den Club Mar-y-Land, dort gelegen, wohin es uns zusammen mit Rüdiger und Birgit immer wieder an den Strand zog – an den Arenals, am Fuße der Mola, Formenteras Hochebene im Osten der Insel. Einen Victor wie im gibt Lago Dorado gibt es nicht. So schön unser kleiner Bungalow ist, den wir für uns alleine haben, so unpersönlich geht es in der Ferienanlage zu. An der Rezeption kümmert man sich gleich an mehreren Schaltern um das Wohl der Gäste, der Pool ist so groß wie drei größte Feigenbäume der Insel und der Speisesaal hat den Charme einer Bahnhofshalle – erbaut zur Abfertigung von Massen. Glücklicherweise buchten wir nur mit Frühstück.

Dem Ambiente entsprechend verstreichen zwei Wochen. Es geschieht kaum etwas, das in Erinnerung bleibt. Wir lesen viel, lassen uns vom abendlichen Animationsprogramm berieseln und tauchen selbstverständlich häufig genug ein in die Fluten. Erlebnisreiches oder Verrücktheiten? Mangelware. Cola Dosen aus dem Supermarkt in die Strandbar schmuggeln, um sie mit den Eiswürfeln der bezahlten Limo zu kühlen? Lächerlich. Ein gutes Gehalt lässt auch eine zweite oder dritte Runde über den Tresen zu. Roller beim Anfahren am Berg abwürgen? Geschichte. Die Knatterbüchsen der Mietflotten sind mittlerweile ausgestattet mit Automatikgetrieben. Spektakuläre Neuentdeckungen auf der Insel? Pustekuchen. Wir klappern die Orte ab, die wir vom ersten Mal kennen. Nahezu das Aufregendste: das Ausleihen eines Tretbootes. Am Strand chartern wir uns eines für eine Stunde. Zwei Rümpfe, auf der verbindenden Plattform zwei Sitze, vor diesen die Kurbelwelle mit den Pedalen, dazwischen das Ruder, dahinter eine kleine Liegefläche. Bei leichten Wogen stechen wir in See. Meine Gedanken schlagen Kapriolen. Strampelten wir ausreichend, in vierzig oder fünfzig Stunden wären wir in Afrika. Gut, bis zum spanischen Festland wäre es nur halb so weit, doch wer will sich schon zufrieden geben mit Kleinigkeiten. Think big, denke groß. Anstatt aber Tage später das Gefährt zurück zu geben, uns wortreich zu erklären und saftig nachzuzahlen, ziehen wir das Vehikel schon nach einer knappen halben Stunde wieder an Land, erhalten keine Pesete zurück und sind froh uns nicht rechtfertigen zu müssen, warum wir viel zu früh dran sind. Der Vermieter freut sich, gibt es ihm die Gelegenheit, den Kahn abermals zu Geld machen zu können, und Ute erst recht. Im sanften Auf und Ab der Wogen wurde sie seekrank und drohte grün im Gesicht anzulaufen. Blieb nur der geordnete Rückzug aus der Gefahrenzone.

Entspannter aber folgenreicher eine Begegnung am beziehungsweise im Pool. Dort lernen wir einen älteren Herren kennen. Zwei Dinge an ihm sind auffällig. Zum einen trägt er eine Badehose, die die Nieren nahezu ebenso bedeckt wie die Knie, zum anderen ist er ständig umgeben von Kindern. Wie unschwer festzustellen: er bringt den Knirpsen das Schwimmen bei. Wie erst im Gespräch in Erfahrung gebracht: er verkörpert die Schwimmschule Flipper. Fortan rattert das Kopfkino. Wir sind 27, stehen wirtschaftlich auf eigenen Beinen und fühlen uns langsam reif für unseren biologischen Auftrag. Wie wäre es, wenn beim nächsten Besuch der Insel es unser Nachwuchs ist der lernt, es den Fischen gleich zu tun?

Einmal Formentera, immer Formentera?

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