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1986 – das erste Mal Willkommen auf der Insel

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„Die neu'n Bleichgesichter – tach aber auch.“

„Hallo. Tja, da sieht man, wer arbeitet.“ Rüdiger. Er muss es wissen.

„Un' wat is' mit ihm? Gehört der Schwatte mit zu Euch?“

Der braun Gebrannte deutet auf mich.

„Student.“ Rüdiger lacht. „Da sieht man, wem es gut geht.“

Ich muss schmunzeln. Gut, ganz unrecht hat Rüdiger nicht. Auch wenn erst zwei Semester hinter mir liegen, in der Zeit habe ich bereits eine Menge gelernt. Zum Beispiel, dass man die weniger spannenden Vorlesungen besser im Freibad anstatt im Hörsaal verbringt. Bleibt auf dem Pelz natürlich nicht ganz ohne Folgen. Nicht auszuschließen aber, dass auch auf den zehn Kilometern mit dem Rad morgens hin zur Schule und Nachmittags zurück der eine oder andere UV-Strahl die Haut traf. Und Ute? Und Birgit? Unsere Freundinnen teilen Rüdigers Teint. Fallen zu viele Sonnenstrahlen in Küchen und Büros, stimmt irgend etwas nicht, doch dafür gibt es keine Anzeichen.

„Und Sie? Schon länger hier?“, Rüdiger ist in seinem Element.

„So is'es. Unsere zwei Wochen sind morgen 'rum. Woll, Gitte? Gott sei Dank. Lange genuch hier gewesen. Vielleicht sollten'wa demnächst bei neuen Urlaubszielen ers' ma' nur eine Woche buchen. Sind'se auch das erste Ma' hier?“

„Mhm, drei Wochen.“

„Na klasse. Glückwunsch. Hauptgewinn. Drei Wochen? In dem Loch? Auf der Insel? Prost Mahlzeit! Uns sehn' die hier nich' wieder.“

Von den beiden haben wir offensichtlich keine hilfreichen Hinweise zu erwarten. Trotzdem versuchen wir es. Diesmal sieht sich Gitte veranlasst, unsere Frage zu beantworten.

„Strände? Kla' gibt's die. Nur – wer bewegt sich hier schon freiwillig bei der Affenhitze. In der Sonne. Wir sind froh, dass wa' diesen Schattenplatz am Pool hier ergattert ham'. Könn'se ab morgen übernehmen. Müssen'se nur früh genug aufstehen. Und 'nen Handtuch auf die Liegen werfen. Sonst macht sich hier nämlich 'nen anderer breit. Warten'se aber ab, dass Victor den Pool sauber gemacht hat, bevor'se da reingehen. Morgens, da is' noch alles voller Viecher im Wasser. Sehn'se dann aber schon. Die ganze Nacht is' das Licht an im Becken. Kriegen die nich' geregelt. Wie mit'm Essen. Dat könn'se auch vergessen in Spanien.“

Die Statur der beiden lässt anderes vermuten, erklärt sich jedoch umgehend.

„Morgen Abend, woll' Herbert, wenn wa' Zuhause sind, da kommt bei uns ers'ma' lecker wat auf'n Tisch. Wat hält'ze von Eisbein mit Sauerkraut.“

Läuft Herbert bei dem Gedanken das Wasser im Munde zusammen, bleibt uns fast die Spucke weg. Auch kulinarisch spielen unsere Gegenüber in einer anderen Liga. Einen Anlauf wagen wir dennoch.

„Gibt es sonst noch was, das Sie uns empfehlen könnten?“

„Näh – da is' nix. Wenn'se wat wissen wollen, fragn'se Victor.“

„Victor?“

„Ja, den ham'se bestimmt schon kennen gelernt. Victor is' hier dat Mädchen für alles. Victor macht die Rezeption, Victor reinigt den Pool, Victor macht das Frühstück, mixt Cocktails, brät Hamburger, verleiht die Räder und wat weiß ich nich' noch.“

Einmal Formentera, immer Formentera?

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