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Nightlife

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Weniger dramatisch die Erlebnisse an anderen Abenden. Häufig genug ziehen wir nach Es Pujols. Mit dem Roller ein Klacks (wäre da nicht dieser kleine Höhenunterschied vor dem Abbiegen auf die Hauptstraße). Keine sechs Kilometer. Vorbei an La Savina, dem Hafen, vorbei an den Salinen, einmal halb um den Stinkesee, den S'Estany Pudent. Dass das „wahre“ Herz der Insel eigentlich in San Fernando schlägt? Wir wissen es noch nicht. Im Jahr unser Inselpremiere folgen wir dem Strom der Badegäste. Regelmäßig sind wir nach einem Tipp zu Gast im Truy, einem Restaurant in einem der Hinterhöfe. Einige wenige Tische drinnen, unter freiem Himmel ein Dutzend draußen. Die mediterrane Küche spricht uns an. Wir lassen uns die Speisekarte rauf und runter schmecken. Selbst an dem Abend, an dem sich Rüdiger und Birgit sowie Ute und ich einmal alleine auf den Weg machen, treffen wir uns dort wieder. Seltsame Zufälle. Vielleicht wäre ein wenig Feinabstimmung angebrachter gewesen, im Grunde genommen aber auch vollkommen unerheblich. Auch in trauter Runde nimmt der Abend seinen harmonischen Lauf.

Überraschend hingegen ein anderer. Wir machen uns auf den Weg mit dem Ziel, eine der beiden Diskotheken im Ort kennen zu lernen. Mit 23 kann man sich das erlauben – reden wir uns jedenfalls ein. Am Abend unseres Besuchs soll ein besonderes Event stattfinden. Es geht um nichts Geringeres als die Wahl der Miss Formentera. Was sich für uns nach großem Glück und Zufall anhört, einem derartigen Ereignis beiwohnen zu dürfen, ist wahrscheinlich eine plumpe Touri-Falle, die alle zwei Wochen zu schnappt. Oder gar allwöchentlich? Egal, wir haken vorsichtshalber nicht nach. Statt dessen bringen wir in Erfahrung, dass der Schönheitswettbewerb gegen Mitternacht startet.

Eine gute Stunde vorher sind wir da. Immerhin gilt es für Ute und Birgit die Konkurrenz abzuchecken. Rüdiger und mir wird Angst und bange. Was, wenn uns ein paar südländische Traumprinzen unsere Mädels ausspannen?

Zum Glück erweist sich unsere Sorge als unbegründet. Weniger, weil sich die beiden vor Mitbewerberinnen fürchten müssten als vielmehr, weil zur angekündigten Stunde keinerlei Anzeichen auf Vorbereitungen erkennbar wären. Es tut sich schlicht und ergreifend nichts. Kein Aufruf, wo sich Aspirantinnen zu melden hätten, kein Hinweis auf den besonderen Programmpunkt – gar nichts. Unbeeindruckt jagt ein Sommerhit den anderen. Auch innerhalb der folgenden Stunde nicht im Entferntesten eine Spur davon, was uns her lockte. Als wir schließlich das Weite suchen, wird unser Erscheinen dennoch honoriert. Eine der großen Fragen des Urlaubs findet seine Antwort: wie schafft es Victor, die Leib gewordene Seele unseres Hotels, alltäglich schlaftrunken mit kleinen Kulleräuglein aufzulaufen? Nachdem sich unsere Wege beim Verlassen des Etablissements nachts um halb zwei kreuzen haben wir nicht nur den Hauch einer Ahnung sondern wissen auch, dass seine Sehorgane leuchten können.

Gesprächsstoff liefert ebenso eine andere Begebenheit. Ein anderer Abend, mal nicht in Es Pujols. Wir sind der Ansicht, wir müssten den Besuch eines Restaurants wiederholen, in dem Prominenz anzutreffen sein könnte. Wie wir dank Miss Neckermann wissen, gar blaublütige. Entsprechend machen wir uns auf zur Salzmühle. Eine Entscheidung, die uns nicht enttäuscht.

Das Lokal zu finden ist keine große Herausforderung. Es liegt zwei Kilometer vor den Toren des touristischen Zentrums der Insel. Schon häufiger auf dem Weg zu den Stränden im Norden des Eilandes kamen wir daran vorbei. Parkplatz? Kein Drama. Roller sind außerhalb geschlossener Ortschaften anspruchslos. Sitzplatz? Wir haben Glück. Auch ohne Reservierung. Für unseren Geschmack ist es sogar großes Glück, das uns zuteil wird. Man weist uns einen Tisch mit Meerblick zu. Direkt an der Mauer, hinter der fünf Meter tiefer der Bootsanleger auf hölzernen Beinen im Meer verankert ist. Möglicherweise ein Platz, der Hochwohlgeborenen nicht zugemutet werden kann. Man kann nicht von allen Seiten aus gesehen werden, thront nicht im Mittelpunkt.

Die Speisekarten sind gerade studiert, die Bestellung aufgegeben, wir mit Getränken versorgt, da geschieht es. Wir müssen uns nicht länger mit eigenen Trivialitäten unterhalten. Zwei junge Frauen betreten die Bildfläche. Betreten? Stolzieren. Die beiden sind echte Hingucker. Beine ohne Ende, dezent wackelnder, wohl geformter Po, Oberkörper, Gesicht und Haarpracht nicht minder unattraktiv. Top Kandidatinnen einer jeden Miss-Wahl. Zählten Hochglanz Lifestyle Magazine oder die Regenbogenpresse zu unserer Lektüre, vielleicht wüssten wir sogar, wer da auf High-Heels vorbei schwebt. Bis sich die Schönheiten setzen, kleben alle Augen an ihnen. Wie wir nehmen die beiden an einem Tisch platz, der für vier Gäste eingedeckt ist. Fehlen also potentiell noch zwei. Gut, sonderbar, wäre es anders. Es dauert nicht lange, dann lernen wir auch die männlichen Begleiter kennen. Fast hautnah. Erst eine Hand, dann die andere sowie ein zweites Paar, die Finger uns entgegen gerichtet. Sie greifen über die kantigen Steine der vor uns befindlichen Mauer. Bevor wir in die Ray Bans der zugehörigen Köpfe blicken, funkelt uns eine Rolex an. Nach verdutzten Blicken unsererseits ziehen sich auch Körper und Beine über die Gebäudewand. Die Macker der Grazien. Wäre doch bei den Mädels auch gelacht, wenn man den Weg nimmt, den jeder geht. Der Reaktion anderer Gäste nach jedoch weder der König des Landes sowie ein Adlatus. Weder erhebt sich jemand noch wird applaudiert. Lediglich der Chronograph lässt auf eine gewisse Stellung in der Gesellschaft schließen. Letztendlich schütteln wir standesgemäß den Kopf. Wahrscheinlich nicht unbeabsichtigt.

Einmal Formentera, immer Formentera?

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