Читать книгу Genussvoll kochen bei Histaminintoleranz - Dirk Ziegler - Страница 22
ОглавлениеPseudoallergie, Allergie oder Unverträglichkeit? Was ist nun richtig?
Wer selbst an einer Allergie leidet, der weiß vermutlich, dass es sich beim Gewebshormon Histamin um einen der bedeutendsten Überträgerstoffe für sämtliche Allergien handelt.
Doch ist die Histamin-Unverträglichkeit dadurch automatisch eine Allergie? Nein, ganz sicher nicht!
Vielmehr ist die Histamin-Intoleranz eine sogenannte Pseudoallergie. Das ist im Grunde eine Unverträglichkeit, im Rahmen derer genauso wie bei der „echten“ Allergie über die Mastzellen Histamin ausgeschüttet wird.
Es kommt zur Entstehung unterschiedlicher Symptome, die einer Nahrungsmittelallergie ähneln, doch es fehlt das charakteristische Hauptmerkmal einer Allergie, nämlich die Antikörperbildung. Das Immunsystem ist bei der Histamin-Intoleranz also nicht beteiligt und somit lässt sich auch keine allergietypische Antikörperreaktion nachweisen.
Eine Nahrungsmittelallergie kann also dieselben körperlichen Beschwerden und Symptome wie eine Histamin-Intoleranz hervorrufen, trotzdem ist die Nahrungsmittelallergie nicht mit der HIT gleichzusetzen. Die Ähnlichkeit der Symptomatik ist aber der Hauptverwechslungsgrund für diese beiden Phänomene.
Die Histamin-Intoleranz ist somit aber definitiv eine Nahrungsmittelunverträglichkeit, keine Nahrungsmittelallergie!
Im Rahmen einer Allergie kommt es nämlich, wie gesagt, immer zu einer Beteiligung des Immunsystems. Der Organismus zeigt eine Überreaktion auf ein sogenanntes Allergen, einen im Grunde ungefährlichen Fremdstoff wie zum Beispiel einen Nahrungsmittelbestandteil, Tierhaare oder Blütenpollen. Infolgedessen kommt es zur Bildung der typischen IgE-Antikörper (Immunglobulin-E-Antikörper). Ärzte und Ernährungswissenschaftler sprechen hier von einer „immunologischen Reaktion“. Die Beschwerden fallen dabei ganz unterschiedlich aus, von einem leichten Brennen oder Jucken über Schwellungen des Mund- und Rachenraums bis hin zu lebensgefährlichem Kreislaufversagen oder einem anaphylaktischen Schock.
Demgegenüber steht die Intoleranz: An dieser ist das Abwehrsystem des menschlichen Körpers nicht beteiligt und somit entsteht keine immunologische Reaktion. Im Fall einer Intoleranz fehlen dem Körper aber bestimmte Transportproteine und Enzyme, um bestimmte Nahrungsmittelbestandteile wie zum Beispiel Fruchtzucker, Laktose (Milchzucker) oder eben Histamin abzubauen beziehungsweise in den Körper aufzunehmen.
Die Fachbezeichnung „Pseudoallergie“ führt in Verbindung mit der Histamin-Intoleranz aber leider häufig zu Missverständnissen, denn schließlich bedeutet „pseudo“ so viel wie „scheinbar“, „angeblich“. Das meint aber keinesfalls, dass tatsächliche Beschwerden ausbleiben, und ebenso wenig, dass sich die Betroffenen diese Beschwerden nur einbilden. Bei der Histamin-Intoleranz lassen sich lediglich im Organismus keine IgE-Antikörper nachweisen. Die Beschwerden der Betroffenen sollten aber in jedem Fall immer ernstgenommen und adäquat behandelt werden.
Doch was führt eigentlich dazu, dass eine solche Pseudoallergie ausgelöst wird?
Nun, es ist so, dass diverse Zusatzstoffe im Verdacht stehen, pseudoallergische Reaktionen hervorzurufen. Geschmacksverstärker, Konservierungsmittel, Farbstoffe, künstliche Süßungsmittel oder Antioxidationsmittel sind ein sehr großes Problem im Rahmen der Histamin-Intoleranz.
Gemäß den gesetzlichen Richtlinien müssen auf allen abgepackten Produkten alle Zusatzstoffe in der Zutatenliste exakt aufgeführt werden. Auch auf Speisekarten in Restaurants sowie auf nicht verpackten Nahrungsmitteln müssen sich entsprechende Hinweise befinden. Besonders problematisch sind E-Nummern: Hinter diesen Kürzeln verbergen sich oft Geschmacksverstärker wie Glutamat oder Gewürzmischungen, die im Rahmen einer Histamin-Intoleranz unbedingt vermieden werden sollten.
Viele Hersteller haben begonnen, den Geschmacksverstärker Glutamat durch Hefeextrakt zu ersetzen. Hefeextrakt besteht zu ungefähr 10 bis 20 Prozent aus Glutamat und ist somit etwas besser verträglich. Hefeextrakt wird in der Nahrungsmittelindustrie nicht als Zusatzstoff gewertet und somit nicht mit einer E-Nummer gekennzeichnet. Es muss aber eine eigene Zutat in der Zutatenliste sein. Lesen Sie sich beim Einkaufen daher die Zutatenlisten immer aufmerksam durch.