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WAS DIESES BUCH WILL

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Dieses Buch ist keine Traumabewältigung und kein Racheakt. Es möchte nicht um Mitleid werben und nicht zum Kampf aufrufen. Es hat nur ein Ziel: die Dynamik von Ideologie, Manipulation und Missbrauch zu veranschaulichen, der Menschen in bestimmten katholischen Gruppierungen zum Opfer fallen.

Es widerstrebt mir, die extremen und zum Teil intimen Erfahrungen, die ich gemacht habe, ins Licht der Öffentlichkeit zu stellen. Ich habe lange gezögert, dieses Buch zu schreiben. Wenn ich meine Geschichte nun dennoch erzähle, dann tue ich das im Namen all derer, die Ähnliches oder sogar noch Schlimmeres erleben mussten als ich. Für mich selbst habe ich nichts Gutes davon zu erwarten. Daher habe ich mich auch entschlossen, sämtliche Namen im Buch zu verändern, außer denen von Personen öffentlichen Interesses.

Es gibt eine ganze Reihe neuer geistlicher Gemeinschaften und Bewegungen in der katholischen Kirche, die in den letzten Jahrzehnten von sich reden gemacht haben. Sie sind charismatisch und lehramtstreu. Sie ziehen Scharen junger begeisterter Menschen an und werden von Würdenträgern als der »Neuaufbruch« in der Kirche gefeiert. Aber die wenigsten wissen um die Opfer, die diese Gemeinschaften produzieren. Diesen Opfern möchte ich eine Stimme geben, indem ich meine Geschichte stellvertretend erzähle.

Ich erwarte nicht ernsthaft, dass diese Gemeinschaften sich besinnen oder dass die Kirche diesen Gruppen ihre Unterstützung entzieht. Ich hoffe nur, dass mancher Bischof oder Priester ihnen kein vorbehaltloses Vertrauen mehr entgegenbringt, dass immer mehr Eltern ihre Kinder vor dem Eintritt in eine solche Gemeinschaft bewahren können, vor allem aber, dass junge gläubige Menschen sich nicht mehr von ihnen verführen lassen. Wenn mein Buch nur einen Menschen vor dem Schicksal bewahrt, das ich erlitten habe, hat es sein Ziel erreicht.

Besonderer Dank gebührt an dieser Stelle Prof. Dr. Wolfgang Beinert, der mich zum Schreiben dieses Buches ermutigt hat und es mit seinem Vorwort ehrt. Er gehört zu jenen wenigen Menschen in der Kirche, von deren Seite ich Verständnis und moralische Unterstützung erfahren habe. Schon 1991 hat er ein Buch herausgegeben, das sich mit der Problematik des »katholischen« Fundamentalismus beschäftigt. Wenn Entscheidungsträger in der katholischen Kirche damals auf warnende Stimmen wie die seine gehört hätten, dann hätten manche der leidvollen Erfahrungen, die ich gemacht habe, verhindert werden können. Es bleibt zu hoffen, dass sie vereint mit den Stimmen der Opfer wenigstens in Zukunft Gehör finden.

Doris Wagner, Oktober 2014

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