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§ 5. Subjektives in der Erkenntnis: das Erkannte In dem Erkennenden nach Weise des Erkennenden.

Jede Erkenntnis ist einer Form gemäß, die in dem Erkennenden der Grund der Erkenntnis ist. Eine solche Form lasst sich aber in zweifacher Weise betrachten: einmal nach ihrem Sein in dem Erkennenden und dann nach ihrer Beziehung zu dem durch sie abgebildeten Ding. In der ersten Rücksicht bewirkt sie, dass der Erkennende aktuell erkennt, in der zweiten gibt sie der Erkenntnis jene Bestimmtheit, vermöge deren sie ein bestimmtes Objekt umfasst. Und deshalb richtet sich die Weise ein Ding zu erkennen nach der Beschaffenheit des Erkennenden, in dem die Form nach seiner eigentümlichen Weise aufgenommen wird. Aber das erkannte Ding braucht nicht nach der Weise des Erkennenden zu sein oder nach jener Weise, in der die Form, das Prinzip der Erkenntnis, das Sein im Erkennenden hat, und deshalb hindert nichts, dass durch Formen, die in dem Geiste auf immaterielle Weise sind, materielle Dinge erkannt werden.

Das geschieht aber in dem menschlichen Geiste, der die Erkenntnis von den Dingen empfängt, anders als in dem Geiste Gottes oder des Engels, die die Erkenntnis nicht von den Dingen empfangen. In dem Geiste, der die Erkenntnis von den Dingen empfängt, befinden sich die Formen durch eine Einwirkung der Dinge auf die Seele; jede Einwirkung wird aber durch eine Form vermittelt, und deshalb sehen die Formen in unserem Geiste auf die extramentalen Dinge zuerst und vorzüglich insofern ab, als sie auf deren Formen bezogen sind. Diese haben aber eine zweifache Weise : einige Formen gibt es, die sich keine Materie bestimmen, wie Linie, Fläche u. dgl.; einige aber bestimmen sich eine besondere Materie, wie alle Naturformen. Die Erkenntnis derjenigen Formen aber, die sich keine Materie bestimmen, hinterlässt keinerlei Erkenntnis der Materie, wohl aber wird kraft der Erkenntnis der Formen, die eine bestimmte Materie fordern, auch die Materie selbst einigermaßen erkannt, nach dem Verhältnis nämlich oder der Beziehung, die sie zur Form hat, und deshalb sagt der Philosoph Physik i, 7. 191a 7 f., dass die Urmaterie 16 auf Grund ihres Verhältnisses zur Form Gegenstand des Wissens werden kann; und so wird aus der Ähnlichkeit, die das stoffliche Ding mit der Form hat, es selbst erkannt, wie man darum, weil man das Schielen erkennt, das schielende Auge erkennt. 17

Dagegen bestehen im göttlichen Geiste Formen der Dinge, aus denen ihr der Form und der Materie gemeinsam angehöriges Sein fließt. Daher sehen jene Formen auf Form und Materie gemeinsam ab, nicht auf das eine mittels des anderen; und ebenso tun das die Formen in dem Verstände der reinen Geister, die, obwohl keine Ursachen der Dinge, den Formen des göttlichen Geistes ähnlich sind.

So hat denn unser Geist von den materiellen Dingen eine immaterielle Erkenntnis, während der göttliche Geist und derjenige der Engel das Materielle immaterieller und doch vollkommener erkennt. Quaest. disp. de Verit. 10, 4.

Der Verstand erfasst die Dinge nicht nach Weise der Dinge, sondern nach seiner Weise. Summ. Theol. p. 1, qu. 50, art. 2.

Zur Erkenntnis ist keine solche Ähnlichkeit (zwischen dem Erkennenden und dem Erkannten) erforderlich, die in der Konformität der Natur bestände, sondern nur' eine solche, die auf der Weise, ein Ding vorzustellen, beruht, wie wir z. B. durch eine goldene Bildsäule an einen bestimmten Menschen erinnert werden. Qu. disp. de Verit. 2, 5 ad 5; vgl. ebenda ad 6 und ad 7.

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