Читать книгу Die Philosophie von Thomas von Aquin - Dr. Eugen Rolfes - Страница 5

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§ 1. Begriff der Philosophie.

Jene, die zuerst philosophiert haben und die es noch gegenwärtig tun, fangen damit an wegen der Verwunderung über irgendeine Ursache, doch ist dabei ein Unterschied zwischen früher und jetzt. Anfangs wunderte man sich über solches, was geringeren Zweifel hervorrief und seine Ursachen leichter zu erkennen gab, in der Folge aber schritt man allmählich von der Erkenntnis der offenbaren zur Untersuchung der verborgenen Dinge fort und fing an, sich über Größeres und Verborgeneres in Zweifel einzulassen, wie z. B. über die Erscheinungen am Monde, seine Verfinsterung und seine mit dem Stande zur Sonne scheinbar wechselnde Figur. Und ebenso stellte man sich Fragen wegen der Sonne, etwa ihrer Verfinsterung, Bewegung und Größe, und wegen der Sterne, ihrer Größe, ihrer Ordnung und dergleichen, und wegen des Ursprunges des ganzen Weltalls, das nach einigen Philosophen aus dem Zufall, nach anderen aus dem Verstände und nach wieder anderen aus der Liebe entstanden sein sollte.

Weil nun aber die Verwunderung aus der Unwissenheit hervorgeht, so lag für die Philosophen der Beweggrund zum Philosophieren offenbar darin, dass sie von der Unwissenheit befreit werden wollten. Und so ist es weiter denn auch offenbar, dass sie das Wissen nur um der Erkenntnis willen und nicht wegen eines äußeren Nutzens erstrebt haben.

Man bemerke aber, dass der Philosoph, der zuvor (am Anfang des Kapitels) das Wort Weisheit gebraucht hat, jetzt zu der Bezeichnung Philosophie übergeht. Denn man versteht diese beiden Worte in dem nämlichen Sinne. Da nämlich die alten Weisheitsbeflissenen als Sophisten, d. h. als Weise bezeichnet wurden, so wollte Pythagoras auf die Frage, für was er sich ausgebe, sich nicht, wie seine Vorgänger, einen Weisen nennen, weil das als anmaßend erschien, sondern er nannte sich einen Philosophen, d. h. einen Liebhaber der Weisheit. Und seitdem ist der Name Philosoph an die Stelle von Weiser und der Name Philosophie an die Stelle von Weisheit getreten. Und dieser Name bestätigt auch einigermaßen den Satz, um den es sich uns gegenwärtig handelt). Denn Liebhaber der Weisheit scheint ein Mann zu sein, der die Weisheit nicht aus anderen Beweggründen, sondern ihrer selbst wegen sucht. Denn wer etwas aus anderen Rücksichten sucht, liebt mehr dasjenige, um dessentwillen er sucht, als das, was er sucht. Kommentar zur Metaphysik des Aristoteles i, 2. 982b 11— 21, lectio 3.

In allen Menschen findet sich von Natur das Verlangen, die Ursachen dessen zu erkennen, was man sieht. Deshalb haben die Menschen wegen der Verwunderung über das, was man sah und dessen Ursachen verborgen waren, zuerst angefangen zu philosophieren, mit der Entdeckung der Ursache aber kamen sie zur Ruhe. Und die Forschung steht nicht still, bis man zu der ersten Ursache gelangt, und wir glauben dann vollkommen zu wissen, wenn wir die erste Ursache erkennen. 3 Cont. Gentiles, 25.

Die Philosophie von Thomas von Aquin

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