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§ 4. Einteilung der Philosophie.

a) Einteilung der Philosophie überhaupt.


Wie der Philosoph am Anfang der Metaphysik sagt, ist es Sache des Weisen, zu ordnen 2 ), und diese Aufgabe fällt ihm deshalb zu, weil die Weisheit die vornehmste Vollkommenheit des Verstandes ist, der den eigentümlichen Vorzug besitzt, dass er die Ordnung erkennt. Denn wenn die sinnlichen Vermögen auch einige Dinge absolut (für sich allein, in ihrer Isoliertheit) erkennen, so kommt es doch allein dem Verstände oder der Vernunft zu, die Ordnung und Beziehung des einen Dinges zum anderen zu erkennen.

Es findet sich aber in den Dingen eine zweifache Ordnung. Die eine ist die Hinordnung der Teile eines Ganzen oder einer Menge zueinander, wie z. B. die Teile eines Hauses zueinander hingeordnet sind. Die andere ist die Ordnung der Dinge zum Ziele. Und diese Ordnung steht höher, weil an erster Stelle. Denn, wie der Philosoph 12 Metaphys. (10, 1075 a 15) sagt, die Ordnung der Teile des Heeres untereinander ist da wegen der Ordnung, durch die das ganze Heer auf den Feldherrn bezogen wird (dem es zum Siege verhelfen soll).

Die Ordnung hat aber ein vierfaches Verhältnis zur Vernunft. Es gibt eine Ordnung, die die Vernunft nicht macht, sondern nur betrachtet, wie es die Ordnung der Naturdinge ist. Eine andere Ordnung aber gibt es, die die Vernunft durch die Betrachtung in ihrer eigenen Tätigkeit herstellt, wenn sie nämlich ihre Begriffe untereinander ordnet, sowie auch die Zeichen der Begriffe, welches die sinnigen, artikulierten Laute sind. Die dritte Ordnung aber ist jene, die die Vernunft durch Überlegung in den Handlungen des Willens herstellt. Und die vierte Ordnung ist jene, die die überlegende Vernunft in den äußeren Dingen herstellt, deren Ursache sie selbst ist, wie z. B. an einem Kasten oder einem Hause.

Und weil die Betrachtung der Vernunft durch den Habitus vollendet wird, so gibt es, entsprechend diesen verschiedenen Ordnungen, die das eigentümliche Objekt der vernünftigen Betrachtung bilden, verschiedene Wissenschaften. Der Naturphilosophie nämlich kommt es zu, diejenige Ordnung der Dinge zu betrachten, die die Vernunft betrachtet, aber nicht schafft, und zwar so, dass wir unter der Naturphilosophie die Metaphysik mit einbegreifen. Diejenige Ordnung aber, die die Vernunft durch Betrachtung in ihrer eigenen Tätigkeit schafft, fällt unter die Logik, der es obliegt, die Ordnung der Teile der Rede untereinander (Urteil) und die Ordnung der Prinzipien untereinander und in Bezug auf die Schlusssätze (Folgerung und Beweis) zu betrachten. Die Ordnung der Willenshandlungen aber fällt unter die Moralphilosophie. Diejenige Ordnung endlich, die die Vernunft mit ihrer Überlegung in den äußeren, von der menschlichen Vernunft hergestellten Dingen schafft, gehört den mechanischen Künsten an 3 ). Kommentar zur nikomachischen Ethik, Anfang der ersten Lektion.


b) Einteilung der theoretischen Philosophie insbesondere.


Der eigentliche Unterschied der theoretischen von der praktischen Vernunft liegt darin, dass die theoretische Vernunft die Wahrheit, die sie betrachtet, zum Ziele hat, dagegen die praktische die von ihr betrachtete Wahrheit auf die Tätigkeit als ihr Ziel bezieht, und deshalb sagt der Philosoph De anima 3 (10. 433 a 14 f.), dass sich diese beiden Seiten der Vernunft durch das Ziel voneinander unterscheiden, und heißt es Metaphys. 2 (x. 993 b 20 f.), dass das Ziel der theoretischen Wissenschaft die Wahrheit, das Ziel der praktischen dagegen die Handlung ist. Da also der Stoff im Verhältnis zum Ziele stehen und auf dasselbe abgestimmt sein muss, so müssen den Stoff der praktischen Wissenschaften jene Dinge ausmachen, die durch unser Wirken zustande kommen können, damit ihre Erkenntnis auf das Wirken als Ziel bezogen werden kann. Dagegen müssen den Stoff der theoretischen Wissenschaften jene Dinge abgeben, die nicht durch unser Wirken zustande kommen, weshalb ihre Erkenntnis nicht auf das Wirken als Ziel bezogen werden kann.

Man muss aber wissen, dass ein Habitus, wie es das Wissen ist, wenn man ihn nach den Objekten unterscheidet, nicht nach beliebigen Differenzen der Objekte unterschieden wird, sondern nach jenen, die den Objekten an sich, sofern sie Objekte sind, zu kommen. Denn dass ein sinnenfälliges Ding ein Sinnenwesen oder eine Pflanze ist, fällt ihm nicht zu 4 sofern es sinnenfällig ist, und deshalb wird der Unterschied der Sinne nicht hiervon abgeleitet, sondern vielmehr von den Unterschieden der Farbe und des Klanges. Und deshalb muss man die theoretischen Wissenschaften nach den Unterschieden der Betrachtungsgegenstände, sofern sie solche sind, einteilen. Es kommt aber dem Betrachtungsgegenstande, sofern er Gegenstand des betrachtenden Vermögens ist, etwas von selten des verständigen Vermögens und wieder etwas von Seiten des Habitus der Wissenschaft zu, durch den der Verstand vervollkommnet wird. Von Seiten des Verstandes kommt ihm zu, dass er immateriell, unstofflich ist, weil auch der Verstand selbst immateriell ist, von Seiten der Wissenschaft, aber kommt ihm zu, dass er notwendig ist, weil die Wissenschaft auf das Notwendige geht, wie I Posteriorum Analyt. (Kap. 4 u. 33) bewiesen wird. Alles Notwendige als solches ist aber unbeweglich, weil alles, was bewegt wird, als solches vermögend ist, zu sein und nicht zu sein, entweder schlechthin oder beziehungsweise, wie man aus 10 Metaphys. ersehen kann. 5 In diesem Sinne mithin kommt dem Objekt der theoretischen Wissenschaft die Trennung vom Stoff und der Bewegung, bzw. die Verbindung mit ihnen, an sich zu, und deshalb werden diese Wissenschaften je nach der Ordnung und Stufe ihrer Entfernung von dem Stoff und der Bewegung unterschieden werden müssen.

Es gibt demnach einige Objekte der Betrachtung, die ihrem Sein nach vom Stoffe abhängen, weil sie nur in ihm auftreten können, und unter ihnen ist ein Unterschied: einige hängen vom Stoff nach dem Sein und nach der Verstandesauffassung (dem Begriff) ab, wie dasjenige, in dessen Definition die sinnliche Materie zu stehen kommt, weshalb es ohne sie nicht gedacht werden kann, wie man z. B. in die Definition des Menschen Fleisch und Bein aufnimmt, und mit diesen Dingen hat es die Physik oder Naturwissenschaft zu tun. Einiges aber ist, was zwar seinem Sein, aber nicht dem Verstände nach von der sinnlichen Materie abhängt, weil die sinnliche Materie nicht in seine Definition hineingehört, wie Linie und Zahl: und damit beschäftigt sich die Mathematik. Einige Spekulationsobjekte aber gibt es, die nicht nach ihrem Sein von der Materie abhängen, weil sie ohne die Materie sein können, sei es, dass sie nie in der Materie auftreten, wie Gott und der Engel, oder dass sie bei einigen Dingen in der Materie vorkommen und bei anderen nicht, wie die Substanz, die Qualität, die Potenz und der Akt, eines und vieles u. dgl. : und mit allen diesem beschäftigt sich die Theologie, d. h. die Wissenschaft von Gott, die deshalb so heißt, weil Gott der vornehmste Gegenstand ihrer Erkenntnis ist. Mit einem anderen Namen heißt sie Metaphysik, d. h. Transphysik (die Wissenschaft, die jenseits der Physik liegt), weil wir, die vom Sinnlichen zum Übersinnlichen gelangen müssen, sie erst nach der Physik lernen können. Sie heißt auch erste Philosophie, sofern die anderen Wissenschaften von ihr ihre Prinzipien entlehnen und so auf sie folgen.

Es ist aber nicht möglich, das es Dinge gibt, die nach dem Verstände von der Materie abhängen und nicht nach dem Sein, weil der Verstand, soviel an ihm ist, immateriell ist 6), und deshalb gibt es außer den vorgenannten keine vierte Gattung der Philosophie. Kommentar zu Boethius De Trinitate qu. 5, art. I, unter den Opuskula das 63., bei anderen das 70. Vgl. auch ebenda art. 2 — 4; Komm, zu 1 Analyt. Poster, c. 28, lectio 41.

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