Читать книгу Die Therapie entdeckt die Familie - Dr. med. Günther Montag - Страница 46
Der weitgehende Verzicht auf Deutungen
ОглавлениеVT und systemische Therapeuten haben gemeinsam, im Gegensatz zu tiefenpsychologischen Verfahren: Sie gehen mit Deutungen sparsam um. Beide Richtungen würden sagen: Was hilft es wenn einer „durchanalysiert“ ist aber immer noch den gleichen Unsinn macht. Auf das Verhalten kommt es an, nicht auf das „warum“! In der VT gibt es das von der Verhaltensforschng stammende Modell der „black box“. Man stelle sich eine Laborratte im Labor in einem Labyrinth vor. , mit der ein Versuch gemacht wird. Wir ändern Bedingungen des Versuches und beobachten was die Ratte macht, wir können dabei aber nicht in die Ratte hineinschauen. Wir verzichten darauf uns viele Gedanken darüber zu machen. Wir beobachten nur das Verhalten. Die Ratte ist die „black box“. Im systemischen Arbeiten sind wir sparsam mit zu genauen Deutungen und Vermutungen – wie deuten nur so weit, als es zum lösenden Handeln führt. Was der Klient sagt (seine eigenen Deutungen) kann man meistens vergessen, da sie ablenken von der Lösung, da sie die Symptome aufrecht erhalten. Hätte seine Deutung geholfen, hätte er kein Problem mehr. Dagegen erkennt man eine gute Deutung daran: Sie enthält einen Hinweis auf die Lösung . Was für die Deutungen der Klienten gilt, ist zu oft auch für die Deutungen der Therapeuten wahr.
Praktisch gesehen, wir fragen in und nach Aufstellungen nicht nach, achten Geheimnisse und das Geheimnisvolle in den Klienten und uns. In diesem Sinn ist auch die VT demütig – sie verneigt sich vor der black box.
Im Vergleich dazu erscheinen mir manche tiefenpsychologische Deutungen zu sehr als an den Haaren herbeigezogen. Dazu festigen manche davon die Opferrolle der Klienten, indem sie nur auf „Defizite“ blicken.