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Muttertöchter, die gern unglücklich sind

Das Verhältnis zwischen Mutter und Tochter ist immer besonders eng. Für jedes Kind ist die Mutter am Anfang erste und wichtigste Bezugsperson. Und für Mädchen ist sie zugleich ein Vorbild.

Wenn aber in der Familie jemand fehlt, zum Beispiel der Vater, und besonders dann, wenn es in dieser Familie keine Söhne gibt, übernimmt oft eine Tochter die Rolle, für die Mutter die engste Vertraute zu sein, eine Ersatzperson für den Fehlenden.

Solche Mädchen haben eine andere Ausstrahlung: Im Gegensatz zu den „Vaterstöchtern“ haben sie nicht so sehr das, was Männer anzieht, wirken eher hart, wie ein bisschen männlich oder wie ein „Neutrum“.

Liebe Mama, ich mach das für Dich

Silvia hat früher gedacht, sie wäre verhext worden und hätte darum den falschen Mann geheiratet. Durch Seminare, Gespräche und Nachdenken hat sie im Lauf einiger Monate mehr Verständnis für ihr seltsames Schicksal bekommen, das aus ihrer kindlichen Treue und Liebe zu ihrer Mutter entstand.

Hier eine Zusammenfassung von Silvias Familiengeschichte, ihrer frühen inneren Schwüre, mit denen sie unglücklich wurde, und der Gedanken, die ihr später geholfen haben:

Silvia kommt aus Rumänien, ihre Familie war sehr arm. Ihre Großmutter musste schwer arbeiten und starb an Erschöpfung, als Silvias Mutter elf Jahre alt war. Silvias Mutter musste als Magd beim Bauern arbeiten, das Essen für sich und ihre zwei kleinen Schwestern verdienen, diesen die Mutter ersetzen. Silvias Vater war als Wanderarbeiter fast immer unterwegs. Silvia wachte als Kind bei ihrer Mutter, als diese schwer krank wurde.

Silvia verzichtete als junges Mädchen auf den Mann, den sie liebte, und dem sie schon die Treue versprochen hatte, mit dem sie schon gemeinsam eine Tischdecke bestickt hatte, wie es in Rumänien als Vorbereitung zur Hochzeit üblich ist. Sie wollte bei ihrer Mutter bleiben.

Später heiratete sie dann einen Mann, den sie von Anfang an verachtete, einen Trinker, der ihr dann in einer langen Ehe Böses antat, untreu war und ihre Kinder missbrauchte.

Silvia versuchte unbewusst, durch eigenes Leiden das Leid der Mutter zu lindern. Sie nahm das Glück (den Freund, den sie liebte, und der sie liebte) nicht an. Sie wiederholte das Schicksal der Mutter, indem sie einen Mann wählte, der oft nicht da war und sie betrog. Als ob Silvia zu ihrer Mutter sagen würde: „Ich trage Dein Schicksal mit Dir. Ich lasse es mir gehen wie es Dir ging. Ich mache es wie Du“

Jetzt, nachdem sie auf alles zurückblickt, lernt Silvia, innerlich zu ihrer Mutter etwas Neues zu sagen: „Ich achte Dein schweres Schicksal, aber ich lasse es bei Dir.“ Damit tritt sie von der für ein Kind nicht angemessenen Rolle zurück, die Mutter erlösen oder heilen oder deren Mutter ersetzen zu wollen. Sie wird wieder das Kind. So kann sie die Liebe der Mutter und das Leben annehmen.

Ein Heilungssatz für sie ist jetzt: „Liebe Mama, bitte schau freundlich auf mich, wenn ich bei meinen Kindern bleibe und es mir gut geht.“ Damit bittet sie um den Segen der Mutter. Sie fühlt auch, dass sie ihn bekommt. Silvia kann nun verstehen, wie alles kam, und es geht ihr viel besser. Einige Monate nach einem Seminar und begleitenden Gesprächen sagte sie mir: „Ich bin wieder ins Leben zurückgekommen.“

Lösungswege für die Mutter

Wenn die Mutter einer „Muttertochter“ zur Familienaufstellung oder Therapie kommt – bei allem Respekt muss sie konfrontiert werden: Als Ersatz für wen (miss-)braucht sie ihre Tochter?

Vielen Müttern von „Muttertöchtern“ tut die Wahrheit, die hier ans Licht kommt, erst einmal weh. Ja, die Wahrheit erfordert Handeln. Ihnen wird klar, dass sie die Tochter aus der verkehrten Rolle entlassen müssen.

Eine heilsame Gedankenübung für Dich als Mutter ist: Gib dem Vater dieses Kindes in Deinem Herz einen Platz. Das gilt auch dann, wenn Du von ihm getrennt und enttäuscht bist. Für das Kind bleibt er immer der Vater. Wenn dann das Kind zu Dir kommt und sozusagen seinen Kopf an Deine Brust legt (in echt, bei kleinen Kindern, oder in Gedanken, wenn es schon groß ist), ist sein Vater auch da drin, und es geht dem Kind gut.

Lösungswege für die Tochter

Wenn eine „Muttertochter“ zur Beratung oder einem Seminar kommt: Es bleibt für sie immer wichtig, die Mutter zu achten, unabhängig von ihren Fehlern, aber gleichzeitig, entgegen ihrem Verbot, sollte sie lernen, ihren Vater genauso zu achten – unabhängig von seinen Fehlern!

Lösende Worte können ihre Entwicklung unterstützen, wenn sie ernstgemeint innerlich gesprochen werden:

„Liebe Mama, ich bin nur Dein Kind.“

„Bitte erlaube mir dass ich meinen Vater genau so liebe wie Dich“

„Bitte gib mir Deinen Segen, wenn ich mich von Dir löse, mein eigenes Glück finde, und meine eigene Familie gründe.“

Ganze Männer und ganze Frauen – da kann doch etwas neues Ganzes daraus entstehen!

Das verborgene Glück

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