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3.4.1 Was unterscheidet normale Stammzellen von Krebsstammzellen?

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Entzündungsprozesse scheinen eine zentrale Rolle in der malignen Entartung von Stammzellen zu spielen. Durch Entzündungsprozesse wandern Stammzellen in das Gewebe ein und können sich im Verlauf einer chronischen Entzündung maligne transformieren. Dies wurde unter anderem beim Magenkarzinom nachgewiesen (Houghton et al., 2004).

Bei Entzündungsprozessen wird ein wesentlicher Signalweg aktiviert, der nukleäre Faktor kappaB (NF-kappaB). Die Aktivierung von NF-kappaB wirkt auf direkte und indirekte Weise dem nekrotischen und apoptotischen Zelltod entgegen und ist auch ein entscheidender Faktor bei der Immortalisierung von malignen Stammzellen. Normale, geschädigte Stammzellen zerstören sich durch Apoptose selbst, ihr genetischer Schaden kann nicht zu einem Krebszellklon proliferieren. Stammzellen mit NF-kappaB-Aktivierung sind jedoch durch die Apoptosehemmung unsterblich.

In einer aktuellen Studie (Birnie et al., 2008) wurden Biopsien von gesundem und bösartigem Prostatagewebe untersucht und verglichen. Genexpressionsprofile von 581 Genen wurden erstellt und die Expressionsmuster mit RT-PCR, Flow-Zytometrie und Immunozytochemie validiert. Ein besonders deutlicher Unterschied war die Hochregulierung von Entzündungsgenen wie Interleukin-6 und NF-kappaB im Krebsgewebe. Ein Hemmstoff von NF-kappaB zeigte eine gezielte proapoptotische Wirkung auf Krebsstammzellen, während gesunde Stammzellen nicht beeinträchtigt wurden. Die Schlussfolgerung der Studie: NF-kappaB ist ein Hauptfaktor, der die Apoptoseresistenz von Krebsstammzellen kontrolliert, und damit ein attraktives Ziel chemopräventiver und chemotherapeutischer Interventionen.

Epitheliale Dünndarmkarzinome kommen im Gegensatz zu epithelialen Dickdarmkarzinomen extrem selten vor. Stammzellen dieser Darmregion weisen eine natürlich hohe Apoptoserate auf, während Dickdarmstammzellen eine sehr niedrige Apoptoserate und eine hohe Resistenz gegenüber Chemo- und Strahlentherapie aufweisen (Potten et al., 1997). Eine NF-kappaB-Aktivierung ist im Dickdarmepithel besonders häufig.

Bei der akuten myeloischen Leukämie (AML) wurde nachgewiesen, dass nur eine kleine Untergruppe der AML-Zellen mit einem Stammzell-Immunophänotyp in der Lage ist, Leukämie bei der Übertragung auf NOD/​SCID-Mäuse auszulösen. Diese Zellen sind besonders chemo- und strahlenresistent (Griffin, 2001). Diese Leukämiestammzellen wiesen eine konstitutive Aktivierung von NF-kappaB auf. Sie unterschieden sich nur auf diese Weise von Blutzellen mit ähnlichem Immunophänotyp aus gesundem Knochenmark und sicherten sich durch die Apoptosehemmung Unsterblichkeit (Guzman et al., 2001). Diverse Polyphenole sind potente NF-kappaB-Aktivierungshemmer. In einer Studie führten fermentierte Granatapfelsaft-Polyphenole bei Leukämiezellen entweder zur Redifferenzierung oder zur Apoptose – eine Bestätigung der oben beschriebenen Zusammenhänge (Kawaii und Lansky, 2004). Granatapfel-Polyphenole und bestimmte andere Pflanzenstoffe greifen also direkt Krebsursachen, wie entzündungsaktivierte Krebsstammzellen, regulativ an, während gesundes Gewebe unbeeinflusst bleibt.

Prostatakrebs-Kompass

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