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Reizdarm und Reizmagen: Schmerzen ohne Ursache?

Wochenlang Bauchschmerzen und Blähungen, ohne dass eine organische Ursache festgestellt werden kann? Dann spricht man vom Reizdarm oder Reizmagen. Das ist zum Glück nicht gefährlich, aber unangenehm. Frauen leiden häufiger darunter als Männer.

Bei gut der Hälfte der Patienten, die mit chronischen Bauchbeschwerden zum Arzt gehen, lässt sich keine körperliche Ursache finden. Das bedeutet: Hier liegen funktionelle Magen-Darm-Beschwerden vor, die dazu führen, dass die Betroffenen nicht richtig verdauen können. Grundsätzlich kann jeder Abschnitt vom Mund bis zum Anus betroffen sein, am häufigsten ist es aber der Reizdarm, gefolgt vom Reizmagen (funktionelle Dyspepsie).

Von einem Reizdarm spricht man, wenn man länger als drei Monate anhaltende Bauchschmerzen, Blähungen, wechselnde Stuhlfrequenz (Durchfall oder Verstopfung) und eine abweichende Stuhlkonsistenz (sehr weicher oder sehr harter Stuhl) hat und der Arzt keine organische Ursache finden kann. Auch wenn es beschwerdefreie Phasen gibt, ist die Lebensqualität meist erheblich beeinträchtigt. Zum Glück ist die Erkrankung nicht gefährlich. Das heißt, dass sie nicht zu Krebs führt und auch die Lebenserwartung nicht beeinträchtigt. Frauen sind davon doppelt so häufig wie Männer betroffen.

Der Bewegungsablauf im Darm ist gestört

Die Ursache des Krankheitsbilds ist nicht eindeutig geklärt. Auf jeden Fall ist der Bewegungsablauf im Darm gestört und die Reize unterhalb des Zwerchfells werden verstärkt wahrgenommen. Auslöser kann Stress, ein Magen-Darm-Infekt oder die wiederholte Gabe von Antibiotika sein. Die Beschwerden können durch den übermäßigen Genuss von Alkohol, Tabak und Kaffee verstärkt werden. Auch der vermehrte Verzehr von Hülsenfrüchten, Zwiebeln und sehr ballaststoff- oder fettreicher Nahrung bewirkt Ähnliches. Mit Blut- und Stuhluntersuchung, Ultraschall und Magen- und Darmspiegelung schließt der Arzt organische Ursachen aus. Ebenfalls sollten Nahrungsmittelunverträglichkeiten wie Laktose- und Fruktoseintoleranz durch Atemtests ausgeschlossen werden. Frauen ist eine gynäkologische Untersuchung anzuraten.

Kurzkettige Kohlenhydrate meiden

Die Sensitivität für Fruchtzucker und Sorbitol scheint bei Reizdarmpatienten erhöht zu sein. Für sie kann deshalb eine Ernährungsumstellung auf Basis der FODMAP-Diät sehr sinnvoll sein. Diese aus Australien stammende Diät sollte auf vier bis acht Wochen begrenzt bleiben, denn dabei wird auf alle Nahrungsmittel mit kurzkettigen Kohlenhydraten verzichtet. Diese werden von den Bakterien im Dickdarm rasch verstoffwechselt und begünstigen die Bildung von Durchfall und Gasen.

Hilfreich können neben Probiotika auch einige Medikamente sein, insbesondere Phytotherapeutika (pflanzliche Heilmittel) wie Kümmel- und Pfefferminzpräparate, zum Beispiel Carmenthin® oder Digestodoron®, ein Medikament aus Farnen. Auch zahlreiche chemisch definierte Medikamente sind bei verschiedenen Symptomen wie Blähungen, Durchfall, Verstopfung und Bauchkrämpfen wirkungsvoll.


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Wenn Sie unter Reizdarm oder -magen leiden, achten Sie darauf, dass Sie nicht hektisch nebenbei essen. Ruhige, gemütliche Mahlzeiten in gutem sozialem Umfeld sind sinnvoll.

FODMAP hilft auch bei Reizmagen

Der Reizmagen ist charakterisiert durch Völlegefühl, Oberbauchschmerzen, Übelkeit und gelegentliches Erbrechen ohne organische Ursache. Schon die Aufnahme von wenig Nahrung kann auslösend sein. Auch hier ist die Ursache noch nicht geklärt. Das Vorgehen ist ähnlich wie beim Reizdarm. Wichtig ist der Ausschluss einer Typ-B-Gastritis, bei der das Bakterium Helicobacter pylori auslösend ist und die antibiotisch behandelt werden kann. Ansonsten zeigt die FODMAP-Diät auch hier gute Ergebnisse.

Nicht vergessen: Beide funktionellen Magen-Darm-Krankheiten können auch durch psychische Belastungen entstehen, eine begleitende Psychotherapie ist oft hilfreich. Als wirkungsvolle Methode gilt die Kombination aus der Behandlung der körperlichen Symptome mit Medikamenten und gesunder Ernährung und der psychosozialen Probleme mit einer Therapie.

Die besten Ernährungstipps bei Reizdarm und Reizmagen

+Besprechen Sie eine Ernährungsumstellung mithilfe der FODMAP-Diät mit Ihrem Hausarzt oder mit einem Ernährungsmediziner.

+Führen Sie ein Ernährungstagebuch. Schreiben Sie jeden Tag auf, was Sie gegessen haben und welche Symptome sich danach zeigten. So kommen Sie Auslösern auf die Spur, die Sie besser meiden sollten.

+Essen Sie nur selten scharfe Gewürze oder blähende Lebensmittel wie zum Beispiel Kohlgemüse oder Zwiebeln.

+Ernähren Sie sich möglichst natürlich, meiden Sie verarbeitete Lebensmittel mit künstlichen Zusatzstoffen.

+Essen Sie Rohkost, Salat und Obst nicht am Abend. Das überfordert den Darm.

+Essen Sie langsam und kauen Sie lange.

+Bewegen Sie sich – am besten so, dass Sie dabei gleichzeitig entspannen. Zum Beispiel mit Yoga, Walking oder Spaziergängen, denn Bewegung tut dem Darm gut.

+Lernen Sie Entspannungstechniken, mit denen Sie Stress und Ärger im Alltag besser bewältigen können.

+Trinken Sie ausreichend (täglich am besten 2 Liter stilles Wasser und ungesüßte Kräutertees; Kaffee nur in Maßen).

+Wärme (Wärmflasche, Heizdecke oder Badewanne) entspannt Magen und Darm und lindert Schmerzen.

+Nehmen Sie weder Abführ- noch Anti-Durchfall-Mittel auf eigene Faust. Wenn Medikamente nötig sind, sollte der Arzt sie verschreiben.

+Nach der Auslassphase, wie sie die FODMAP-Diät vorsieht, sollten Sie vorsichtig versuchen, die Darmflora zu unterstützen. Dabei helfen Probiotika und Präbiotika. Probiotische Bakterien stecken zum Beispiel in frischem Sauerkraut oder Brottrunk. Präbiotisch wirken vor allem Äpfel, Chicorée, Artischocken, Zwiebeln, Spargel und Pastinaken. Starten Sie damit aber am besten sehr langsam und zunächst in kleinen Mengen.

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