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Verdauung gut, alles gut? Warum sie so wichtig für uns ist

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Alles, was wir essen und trinken, muss durch ihn durch: Im Verdauungstrakt werden die entscheidenden Weichen für unsere Gesundheit gestellt. Was können wir dafür tun, dass es Magen, Darm und Co. gut geht und damit auch uns? Die Ernährung wirkt hier ganz direkt – und kann uns krank machen, aber auch zur Gesundung beitragen.

Welchen Einfluss hat die Verdauung auf unser Wohlbefinden?

Dr. Klasen: Unsere Gesundheit hängt ganz entscheidend davon ab, ob das Verdauungssystem funktioniert. Es besteht ja aus verschiedenen Organen – von der Mundhöhle über die Leber, Galle bis zum Darmausgang – und muss Höchstleistungen vollbringen. Bis zu einer Tonne Nahrung knetet der Magen durch, Jahr für Jahr. Hier werden die Nährstoffe verwertet, die für uns lebenswichtig sind.

Dr. Fleck: Und hier befindet sich auch das Zentrum unseres Immunsystems. Mehr als 70 Prozent der körpereigenen Abwehr werden im Darm organisiert. Grundlage dafür ist eine intakte Darmflora. Insgesamt haben wir etwa 100 Billionen Bakterien im Darm, die ein bis zwei Kilo unseres Körpergewichts ausmachen.

Dr. Riedl: Ohne diese Bakterien könnten wir nicht überleben. Die Menschen sollten mehr auf ihr Bauchgefühl vertrauen. Geht es dem Bauch schlecht, geht es ihnen schlecht. Das Risiko beispielsweise für Diabetes, Übergewicht und Krebs steigt dann oft drastisch an.

Beeinflusst die Verdauung also nicht nur die typischen Erkrankungen im Bauchraum?

Dr. Klasen: Nein, die Forschung in den letzten Jahren hat gezeigt, dass eine ganze Reihe von Erkrankungen mit unserem Verdauungssystem zu tun hat. Unser Wohlbefinden, auch das seelische, hängt entscheidend von der Verdauung ab. Nicht zufällig sagen wir ja: Das muss ich erst mal verdauen! Oder auch: Das ist mir auf den Magen geschlagen.

Dr. Riedl: Ja, nicht nur Liebe geht durch den Magen, sondern vor allem auch Ärger und Stress. Wir sehen inzwischen eine Vielzahl von Zusammenhängen zwischen den Darmbakterien und Krankheiten, bei denen man es vielleicht nicht erwarten würde. So ist auch bei psychiatrischen Leiden wie Alzheimer oder Autismus die Darmflora nachweislich verändert.

Dr. Fleck: Die Forschung ist bei dieser Frage noch in vollem Gange. Aber klar ist, dass eine enge Verbindung zwischen Gehirn und Darm besteht – unser größtes Organ ist keinesfalls nur ein langer Schlauch, durch den das tägliche Essen rutscht.

Was hat es denn mit dem sogenannten Darm-Hirn auf sich?

Dr. Riedl: Dass der Darm inzwischen häufig mit dem Gehirn verglichen wird, dafür gibt es verschiedene Gründe: Zwar hat das Gehirn mit Abstand am meisten Nervenzellen, aber schon auf Platz zwei kommt der Darm. Tatsächlich gibt es im Darm dieselben Typen von Nervenzellen wie im Kopf. Und wie unser Gehirn trifft auch unser Darm sekündlich eine Vielzahl von Entscheidungen.

Dr. Fleck: Außerdem ist es so, dass alle 30 Neurotransmitter, die es im Gehirn gibt, auch durch den Darm strömen – also Botenstoffe wie Dopamin, Serotonin und viele mehr. Wir wissen, dass der Darm in ständigem Austausch mit dem Gehirn steht. Und diese Kommunikation zwischen den beiden Organen ist für uns lebenswichtig.

Dr. Klasen: Ein Beispiel: Wenn wir etwas Giftiges zu uns nehmen, signalisiert der Darm dies dem Gehirn – und das muss dann schnellstmöglich Durchfall oder Erbrechen auslösen. Manchmal ist das Hirn im Bauch sogar schlauer als unser Oberstübchen. Unsere Verdauung ist also viel mehr als ein rein technischer Vorgang. Welches Essen unseren Organismus wie beeinflusst, ist die zentrale Frage.

Inwiefern spielt die Ernährung denn so eine große Rolle?

Dr. Riedl: Wir wissen, dass Essen wie Medizin wirken kann, oft sogar besser als Tabletten. Und nirgendwo funktioniert das so gut und direkt wie im Verdauungstrakt. Daher ist es auch nur logisch, dass das falsche Essen Erkrankungen auslösen beziehungsweise verschlechtern und das richtige Essen ganz wesentlich zur Heilung beitragen kann.

Dr. Fleck: In diesem Buch wollen wir deshalb auch konkret zeigen, bei welchen Erkrankungen im Bauchraum welche Ernährung die richtige ist. Denn wir beobachten zunehmend, dass eine gute Verdauung längst nicht selbstverständlich ist.

Dr. Klasen: Zum Beispiel ist etwa jeder fünfte Deutsche von Reflux betroffen – mit fatalen Folgen wie erhöhter Krebsgefahr. Immer mehr Menschen haben einen Reizdarm oder auch Reizmagen. Wir sehen eine Vielzahl von Patienten, die an Morbus Crohn erkrankt sind, oft mit einem extremen Leidensdruck. Auch Verstopfung, die Obstipation, ist heute weitverbreitet.

Kann ich mir mit der richtigen Ernährung nicht auch einfach selbst helfen?

Dr. Fleck: Das Schöne an der individuellen Ernährungsmedizin ist, dass unsere Patienten merken, dass sie ihre Gesundheit selbst beeinflussen können – oft mit erstaunlich einfachen Mitteln. Dennoch ist es unbedingt notwendig, dass bei anhaltenden Beschwerden ein erfahrener Arzt zurate gezogen wird.

Dr. Klasen: Vor allem wird eine Ernährungstherapie nur dann erfolgreich sein, wenn eine gesicherte Diagnose vorliegt. Ist dies der Fall, kann man sich an einen Ernährungsexperten wenden. Der wird mit Ihnen gemeinsam eine individuelle Strategie für Sie ausarbeiten. Wichtig: Der Hausarzt sollte auf dem Laufenden gehalten werden.

Dr. Riedl: Ja, gerade bei schweren Erkrankungen muss die Ernährungstherapie Hand in Hand mit der klassischen Medizin erfolgen. Das Buch soll helfen, Zusammenhänge zu verstehen, aber auch Dinge selbst anzupacken. Unser Tipp: Ein Ernährungsprotokoll über sieben bis 14 Tage zeigt oft schon Knackpunkte, die eine gute Verdauung behindern.


Dr. Klasen, Dr. Fleck und Dr. Riedl wissen Rat.

Die Ernährungs-Docs

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