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Die Wege und Straßen um das Hotel wurden weiträumig abgesperrt. Wenn Ben Camerone sich in dem eingegrenzten Bereich noch aufhielt, hatte er eigentlich wenig Aussicht, uns durch die Lappen zu gehen.

Wir versuchten unser Glück zunächst im Hotel.

Dort zeigten wir unter dem zurzeit diensthabenden Personal die Bilder von Ben Camerone herum.

Ein junger Mann wusste sofort Bescheid. „Er hat sich für die Nacht hier einquartiert und für eine weitere Nacht im Voraus bezahlt“, erklärte er. „Ich weiß das genau, denn ich hatte gerade Rezeptionsdienst, als er eintraf.“

„Ist er auf seinem Zimmer?“, wollte ich wissen.

„Nein, hundert Yards von hier entfernt gibt es einen Drugstore, da wollte er Vorräte einkaufen! Er ist nämlich auf der Durchreise.“

Jay und Leslie wurden abkommandiert, sich das Zimmer trotzdem anzusehen.

Milo und ich erreichten unterdessen zusammen mit Fred LaRocca und Josy O'Leary den Drugstore, der rund um die Uhr geöffnet hatte. Der einzige Drugstore in diesem Teil Long Islands, dessen Besitzer sich einer so mörderischen Öffnungszeit unterwarf und rund um die Ihr für seine Gäste da war.

Wir traten ein.

Es war nicht viel Betrieb.

Camerone stand am Tresen.

Ich erkannte ihn sofort.

Er erstarrte, als er uns bemerkte.

„FBI!“, sagte ich, während ich den Ausweis in seine Richtung hielt.

„Was wollen Sie von mir?“, fragte er mit einem gezwungen wirkenden Lächeln.

„Werden Sie gleich sehen.“

„Es gibt keinen Grund dafür, dass Sie mich verfolgen!“, schimpfte er.

„Wir möchten dringend mit Ihnen sprechen – und vielleicht auch Ihr Leben retten, wenn Sie uns die Gelegenheit dazu lassen!“

„Was soll das Gerede?“

Clive mischte sich in das Gespräch ein.„Das ist kein Gerede – und Sie wissen das. Also arbeiten Sie mit uns zusammen, Mister Camerone!“

An einem der Zeitschriftenständer bemerkte ich einen grauhaarigen Mann mit Baseballmütze. Er trug einen Blouson, unter dem sich etwas Dickes an der linken Seite unterhalb des Armes abhob.

Einer Waffe.

Ich erkannte ihn sofort.

„Da ist Gary Simone“, murmelte ich ins Headset hinein.

Er griff unter seine Jacke – dorthin, wo die Waffe in seinem Schulterholster steckte.

„Waffe weg, FBI!“, rief ich.

Ich konnte nur hoffen, dass unser Gegner vernünftig blieb.

Doch das war nicht der Fall.

Er riss die Waffe heraus und feuerte.

Der Schuss ging dicht an mir vorbei und landete in einem der Regale. Eine Flasche mit Brandy wurde zerschossen. Tausend Scherben regneten zu Boden. Irgendetwas schepperte furchtbar. Ich hatte keine Zeit um darauf zu achten.

Der Killer feuerte wild drauflos. Orry bekam eine Kugel in den Brustkorb. Die Einsatzjacke wurde aufgerissen. Das Kevlar seiner Einsatzweste fing das Geschoss auf. Er wurde zu Boden geschleudert und rang nach Atem.

Ich griff nach meiner Waffe und schoss ihm in der nächsten Sekunde gezielt in die Schulter. Er taumelte zurück und rutschte an der Außenwand des Drugstore zu Boden. Sein Gesicht wurde schmerzverzerrt.

Aber offenbar dachte er noch lange nicht ans aufgeben.

Er wollte noch einmal seine Waffe heben, aber er kam nicht mehr dazu. Sein Arm gehorchte ihm nicht mehr.

Blut sickerte an der Einschussstelle durch sein Hemd und seine Jacke. Er stöhnte auf. Sein Gesicht wurde zu einer verzerrten Maske ohnmächtiger Wut.

„Das Spiel ist aus, Mister Simone!“, stellte ich klar. „Oder wie immer Sie sich im Moment auch nennen mögen!“

Er biss die Zähne aufeinander.

„Sie können ich mal!“, fauchte er.

„Wir verhaften Sie wegen unter anderem wegen des Verdachts, die Morde an Sonny D’Andrea, Mark Manetta und Tony Damiani begangen zu haben.“

„Nicht zu vergessen das, was Sie Beverly Reynolds angetan haben“, ergänzte Clive. „Das war wirklich bestialisch. Selbst in meiner langen Zeit als G-man habe ich selten etwas gesehen, dass so furchtbar war.“

Gary Simone blinzelte uns an.

„Wie bitte?“, keuchte er und runzelte dabei die Stirn.

Clive verzog das Gesicht.

„Sie haben sie nach allem möglichen gefragt, nur nicht nach ihrem Namen, nicht wahr?“

„Denken Sie im Ernst, dass ich darauf antworten werde?“, höhnte Simone.

Es fiel Clive offensichtlich schwer, seinen Abscheu zu verbergen und sich einigermaßen im Zaum zu halten.

Ich konnte das sehr gut nachvollziehen.

Aber das Wichtigste war, dass dieser Kerl nicht mehr auf den Straßen von New York City zu finden sein würde.

Und das für lange, lange Zeit.

Vielleicht sogar für immer.

„Diese verdammten Archäologen!“, murmelte er vor sich hin.

„Es gibt eben Leute, die die Vergangenheit nicht ruhen lassen“, kommentierte Milo.

Es folgten die üblichen Verhaftungsrituale. Als wir ihm die Rechte vorlasen, verzog Gary Simone nur das Gesicht. Er hatte einen Führerschein dabei, der sogar noch gültig war und kein bisschen gefälscht aussah.

„Ich werde keinerlei Aussagen machen“, kündigte er an.

„Das sollten Sie sich gut überlegen, Mister Simone“, erwiderte Clive kühl.

„Im Übrigen wäre Ava Damiani wohl kaum dazu bereit, für Sie dasselbe zu tun“, stellte ich Gary Simone gegenüber klar. Orry rief per Handy den Notarzt.

Simone verzog das Gesicht. „Keine Sorge, das würde sie“, murmelte er.

Wir durchsuchten ihn und fanden einen aktuellen Führerschein, der auf den Namen Gary McConnor ausgestellt war. Die angegebene Adresse lag in Paterson, New Jersey.

„Wie dem auch sei“, meinte ich. „Am Ende werden Sie beide für sehr lange Zeit hinter Gittern sitzen.“

Der 12 Romane Krimi Koffer Juni 2021

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