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Eine Quarzlampe blendete Archibald Duggan mit jäh aufspringendem Licht.

„Was soll denn das?“, schimpfte Milliam.

Die Lampe erlosch. Archibald sah den Polizisten wieder, der auf der anderen Seite des langen Tisches vor der grauen Wand saß.

Ein paar halbhohe Schränke standen an den Wänden, ein Waschbecken mit zwei Wasserhähnen darüber und ein paar weißgrauen Handtüchern, die an Haken hingen. Stühle standen um den rohen Tisch. Das einzige Fenster des Raumes war vergittert.

Milliam lehnte neben der Tür an der Wand und sagte: „Er ist ein international anerkannter Sachverständiger und hat mit den Guerillas ganz bestimmt nicht das Geringste zu tun. Dafür verbürge ich mich!“

Der Vernehmungsoffizier schob Archibald seinen Pass über den Tisch. Er blickte auf einen zweiten Polizisten, der das Protokoll aufnahm, den Kopf hob und nickte.

„Sie werden uns unterschreiben, dass Sie sich für ihn verbürgen“, erklärte der Offizier.

„Selbstverständlich!“ Milliam kam an den Tisch. „Geben Sie her, Señor!“

„Nicht das Protokoll!“ Der Vernehmungsoffizier schüttelte den Kopf. „Wir schreiben eine gesonderte Erklärung. Eine Bürgschaft. – Señor Duggan, Sie können dann gehen!“

Archibald stand auf.

„Warten Sie, Mister Duggan, ich komme mit“, brummte Milliam. „Verdammter Papierkrieg hier! Wenn wir in den Staaten alles so genau nehmen wollten, wären wir in Papieren schon umgekommen!“

„Wir sind nicht in den USA, Señor Milliam!“

„Das merkt man.“ Milliam wandte sich ab und verließ das Zimmer.

Archibald folgte ihm. Die beiden Polizisten sprachen in dem anderen Raum noch miteinander, und Milliam sagte: „Unsere Erfahrungen und unser Geld, das haben die Halunken genommen. Jetzt würden sie uns am liebsten zum Teufel jagen!“

„Ich dachte, das wollen nur die Guerillas“, erwiderte Archibald Duggan leise.

„Das wollen sie alle. Aber die jetzt noch dran sind, wagen es nicht zu sagen.“

Das Vorzimmer war so spartanisch wie der Raum mit dem vergitterten Fenster eingerichtet. Eine Birne hing an Litzen von der Decke und verbreitete trübes Licht.

Die Polizisten kamen aus dem Nebenraum. Der Protokollbeamte setzte sich an eine alte Schreibmaschine und schrieb eine Erklärung, unter die Milliam seinen Namen setzte.

Archibald war schon an der Tür zum Flur und hatte die Hand auf die Klinke gelegt. Milliam kam ihm nach. Archibald öffnete die Tür.

„Señor Milliam!“, rief der Offizier. Archibald Duggan blickte zurück. Milliam war stehengeblieben und wandte sich um.

„Wir wollen sofort in Kenntnis gesetzt werden, wenn es sich um eine Erpressung handelt!“, sagte der Offizier. „Rufen Sie mich sofort an, wenn die Guerillas Verbindung mit Ihnen aufnehmen.“

„Natürlich.“

Archibald ging hinaus und durch den Flur. Draußen in der Stadt war es bereits dunkel. Sie stiegen eine breite Treppe hinunter, kamen durch ein riesiges Tor und hatten einen großen Platz vor sich. Ein von Scheinwerfern angestrahlter Brunnen jagte Wasserfontänen in die Luft. Autokolonnen schoben sich um den Platz. Milliams Leibwächter kamen aus dem Schatten des großen Gebäudes und warteten unten am Fuß der Treppe.

„Gehen wir etwas essen, Mister Duggan?“

Archibald zuckte die Schultern. „Warum nicht. – Sagen Sie, Mister Milliam, wer hat von Ihnen erfahren, dass Mister Sheppard gestern Abend überraschend nach La Paz zurückkommen würde?“

Milliam war schon auf die nächste Stufe der breiten Freitreppe getreten, blieb stehen und blickte über die Schulter. „Von mir? Wieso?“

„Irgendwoher müssen die Guerillas schließlich gewusst haben, dass er während der Nacht durch den Urwald kommen würde. Damit war vorher nicht zu rechnen gewesen.“

„Na eben.“ Milliam stieg die Stufe wieder herauf. „Darauf ist der arrogante Kerl da oben gar nicht gekommen. Na ja, die halten sich ja auch daran fest, die Glaubwürdigkeit der Menschen zu überprüfen, anstatt richtig was zu tun. Methoden haben die hier ... Also, ich kann Ihnen sagen, wenn Sie hier länger bleiben, da erleben Sie was!“

„Ich will bestimmt nicht länger bleiben“, erwiderte Archibald. „Also, mit wem haben Sie gestern kurz nach dem Telefongespräch mit Sheppard über seine Rückkehr gesprochen?“

Milliam blickte zu seinen Leibwächtern hinunter. „Mit keinem Menschen, Mister Duggan.“

„Sind Sie sicher?“

„Was heißt sicher. Man trifft eine Menge Leute und redet viel. Ich kann mich natürlich nicht an jedes Wort erinnern. Aber direkt nach dem Gespräch ...“ Milliam schüttelte den Kopf.

„Ist anzunehmen, dass die Guerillas Funk im Urwald haben und Nachrichten empfangen können?“

„Kann ich mir nicht vorstellen, Mister Duggan. Das hätten Polizei oder Armee doch längst aufgeschnappt. Sie haben es doch erlebt! Die sind so misstrauisch, die überwachen alles.“

„Haben Sie hier viele Soldaten?“

„Vor ein paar Jahren waren es zehntausend Mann. Vermutlich sind es mehr geworden, aber das weiß von uns niemand genau. – Gehen wir nun?“

„Ja. Das heißt ...“ Archibald blickte auf seine Armbanduhr. „Es ist später geworden, als ich dachte, und ich bin mit Janet verabredet.“

Milliam grinste ihn an. „Hübsches Mädchen, was? Und gar nicht sehr zugeknöpft. Na ja, dann gehen Sie nur.“

Sie stiegen zusammen die Treppe hinunter und gingen zwischen den Leibwächtern zu Milliams amerikanischer Limousine, einem Lincoln, der reichlich mit Zierrat versehen war.

„Ein Anruf für Sie von der Zentrale, Sir!“, rief der Fahrer, der schon den Hörer des Autotelefons in der Hand hatte.

„Hatte Sheppard auch Telefon im Wagen?“, fragte Archibald schnell.

Milliam schüttelte den Kopf, griff in den Wagen hinein und nahm den Hörer. „Ja, was ist denn?“

Archibald sah trotz des ungewissen Lichts, wie sich die Augen des weißhaarigen Mannes verdunkelten.

„Ja, verstanden“, sagte Milliam. „Ich komme gleich.“ Er gab den Hörer an den Fahrer zurück und schaute Archibald an. „Die Entführer haben sich schon gemeldet. Sie wollen zwanzigtausend US-Dollar für Sheppard. In kleinen Scheinen.“

„Und weiter?“

„Die Bedingungen wollen sie später bekanntgeben. Zunächst sollen wir das Geld beschaffen. – Zwanzigtausend Dollar.“ Milliam schüttelte den Kopf.

„Werden Sie soviel bezahlen?“

„Natürlich. Dazu ist der Konzern sogar verpflichtet. Das steht in jedem Vertrag, den ein amerikanischer Staatsbürger abschließt, wenn er hierher kommt. Jeder Staatsbürger in einer solchen Position“, setzte Milliam leiser hinzu und hustete.

„Das wäre der Ire also nicht wert, der die Indios zusammenschlägt“, meinte Archibald.

„Wie bitte?“

„Ach, nichts. – Ja, ich muss dann gehen, Mister Milliam. Einen angenehmen Abend noch.“

Milliam nickte zerstreut und stieg in seinen Wagen. Die Leibwächter schoben sich zwischen Archibald und das chromblitzende Gefährt, Türen klappten, der Motor röhrte auf, und der Wagen schob sich davon.

Der 12 Romane Krimi Koffer Juni 2021

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