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„Da bist du ja!“ Janet öffnete die Tür strahlend weiter und machte eine einladende Handbewegung.

Archibald Duggan betrat das Zimmer. Gegen die Baracke oben in den Bergen war es ein Palast. Schwere Gardinen reichten von der Decke bis zu den Teppichen, die den ganzen Boden bedeckten. Die Möbel waren aus Kunststoffen gefertigt, die Wände grün, rot und gelb angestrichen, und an der Decke unter den Neonlampen drehte sich ein Ventilator.

Janet schloss die Tür, ging zu dem breiten Bett, auf dem eine bunte Decke lag, und setzte sich. „War es schlimm?“

„Gar nicht. Sie wissen ja mit ihrem verdammten Misstrauen selbst nichts anzufangen.“

„Haben sie viele Fragen gestellt?“

„Nein. Milliam war dabei. Die sind nicht mal darauf gekommen, dass Sheppards Fahrt von der Mine zur Stadt gestern Mittag noch unbekannt war, dass Sheppard zu dieser Zeit davon selbst noch nichts wusste. Komisch, was?“ Archibald setzte sich auf einen Stuhl und lächelte sie an.

„Ich werde das Gefühl nicht los, als wolltest du mich damit in Zusammenhang bringen, Archibald.“

„Will ich das?“ Er legte den Kopf schief und strahlte sie an.

„Es klingt so.“

„Hast du denn damit zu tun?“

„Wie kommst du denn darauf?“ Sie stand heftig auf und blitzte ihn aus ihren sprühenden Augen an.

„Milliam hat mit niemandem darüber gesprochen, sagt er. Jedenfalls nicht unmittelbar nach Sheppards Anruf. Es muss aber schnell gegangen sein, denn es ist von hier zum Überfallort weiter zu fahren als von der Mine aus. Und die Guerillas standen ja sicher auch nicht gleich an der Straße bereit.“

Janet ging aufgeregt vorbei, öffnete den Schrank, warf ihre Handtasche auf den Tisch und suchte darin nach Zigaretten. Sie war so nervös, dass sie erst zwei Streichhölzer abbrach, bis das dritte brannte. Sie hielt es an die Zigarette, rauchte aufgeregt, und lief hin und her, um schließlich am Fenster stehenzubleiben. „Na und? Rede doch weiter! Ich könnte den Rebellen also Bescheid gesagt haben, meinst du! Und wie? Soll ich sie angerufen haben? Im Urwald?“

Archibald stand auf und schob die Hände in die Hosentaschen. „Du könntest einen Mittelsmann in La Paz angerufen haben. Und das schon eine Stunde, bevor Sheppard selbst in La Paz anrief. Soviel früher stand ja bereits fest, dass er fahren würde.“

„So.“ Janet wandte sich um. „Und warum?“

Archibald setzte sich wieder und schlug das eine Bein über das andere. „Dafür kann es eine Menge Gründe geben, Janet. Zum Beispiel die Ideologie, der die Guerillas nachlaufen. Aber das ist ja sicher nicht dein Fall. – Wären noch die zwanzigtausend Dollar, die die Leute für Sheppard haben wollen.“

Sie rauchte immer noch aufgeregt und fragte ganz nebenbei: „Zwanzigtausend? Woher weißt du das?“

„Von Milliam. Er ist der nächste Mann des Konzerns hier in La Paz, und an ihn müssen sie sich schon wenden, wenn sie Geld haben wollen.“

„Ich hab aber nichts damit zu tun, verstehst du!“

„Ja-ja.“ Archibald nickte.

„Oder bildest du dir etwa ein, ich wäre die Frau, die ihnen eine Million Pesos wert ist?“ Sie kam an den Tisch und starrte ihn an. „Es gibt eine Menge Bilder von ihr, das hab ich dir doch gesagt! Sie sieht schwarz aus und hat große, dunkle Augen. Sie ähnelt mir überhaupt nicht. Nicht im entferntesten!“

„Du hast aber auch gesagt, keiner würde wissen, wie sie aussieht, und man würde sich nur einbilden oder vorstellen, sie wäre schwarz und sähe wie eine Spanierin aus.“

Janet lächelte plötzlich überlegen. „Du bist verrückt, Archibald. Du scheinst dir wirklich einzubilden, ich hätte damit etwas zu tun. Ich arbeite für den Konzern, genauso wie Sheppard, und ich gehöre so wenig wie er hierher.“

„Aber Sheppard hat Aktien an seinem Konzern. Und nicht zu knapp, hat mir Milliam verraten. Du hast sicher nichts, Janet. – Und noch etwas: Mich interessiert das gar nicht.“

„Wenn es dich nicht interessiert, wieso redest du dann soviel davon?“

„Das weiß ich auch nicht. Es hat mich eben beschäftigt.“

„Es interessiert dich!“ Janet zog an ihrer Zigarette und setzte sich. Sie blickte ihn forschend an und schien nachzudenken, und Archibald wurde immer sicherer, dass sie ihre Finger in dem Spiel hatte. Es konnte gar nicht anders sein.

„Ich fahre morgen nach Peru“, sagte er, um sie abzulenken. „Ich will damit nichts zu tun haben, verstehst du. Solche Sachen sollen die Leute untereinander austragen, die es angeht.“

„Geht es Sheppard denn an? Er ist Amerikaner!“

„Sie sind eben der Meinung, dass er hier als Ausbeuter wirkt. Und reich geworden sind hier schon ein paar Ausländer. Sie geht es an.“

„Was haben sie bei der Polizei noch gefragt?“ Janet zog noch einmal an ihrer Zigarette und drückte sie dann im Aschenbecher aus.

„Nichts.“

„Haben sie dir nicht von der Million Pesos erzählt, die sie für ihren Kopf ausgeben?“

„Kein Wort, Janet.“

Sie stand auf und sah aus, als würde sie ihm nicht glauben. „Ich lasse uns was zu essen aufs Zimmer kommen, Archibald. Wenn du morgen nach Peru willst, musst du schlafen. Und ich bin auch ziemlich müde und muss morgen in die Mine zurück.“

„Ist gut.“

Janet nahm ihre Tasche vom Tisch, schob die Schranktür zu und verließ das Zimmer. Sie kam nach zehn Minuten zurück, strahlte, warf ihre kleine Tasche auf den Tisch und sagte: „Wir bekommen gleich etwas.“

„Es hat ziemlich lange gedauert.“

„Ich habe unten einen Bekannten getroffen.“

„Kommst du oft nach La Paz?“

„Jede zweite Woche drei Tage.“

Archibald dachte an den bulligen Iren in der Mine, mit dem sie den größten Teil ihres Lebens verbrachte. Er wollte sie fragen, warum sie hier in diesem Land blieb, aber er ließ es.

Der 12 Romane Krimi Koffer Juni 2021

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