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2.4.2. Kulturbegriff

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Die Kulturtransferforschung als eine Strömung innerhalb der Kulturwissenschaften ist weder Einflussforschung noch Rezeptionsforschung im Sinne der vergleichenden Literaturwissenschaft, welche die Aufnahme eines Werks im neuen Kontext und dessen Einfluss darauf analysiert, oder der Rezeptionsgeschichte, die das Interesse auf literaturhistorische Kontexte und Faktoren im Aufnahmesystem lenkt, jedoch immer noch von einem impliziten Hierarchiedenken in Bezug auf das Original bestimmt ist..1 Davon versucht sich die Transferforschung, wenn auch nicht immer konsequent, zu lösen. Sich auf das kulturanthropologische Konzept der Akkulturation beziehend, übernimmt die Transferforschung auch den kulturanthropologisch ausgerichteten Kulturbegriff, der ein neues Kulturverständnis generiert: Kulturen existieren nicht vorgängig, sondern nehmen durch kulturelle Kontakte erst Gestalt an, sind also als Prozesse der Überlagerung und Vermischung verschiedener Kulturen aufzufassen..2 Von Clifford Geertz wurde die Metapher Kultur als Text im Anschluss an Paul Ricoers Texthermeneutik entwickelt.3 Hierbei werden die kulturellen Praktiken in Analogie zu Texten als lesbar und übersetzbar betrachtet. Kultur selbst lässt, ähnlich wie ein Text, verschiedene Lesarten zu, indem sie Handlungen in interpretative Zeichen und Symbole übersetzt, welche wiederum dekodiert werden können.4 Fremde Kulturen sind nach Doris Bachmann-Medick erst durch ihre Repräsentation in Mythen, Ritualen und Texten zugänglich.5 Im Gegensatz zu diesem interpretativen Ansatz der Kulturanthropologie ist die Auffassung der Kultur als Performanz ungleich dynamischer: Nach Victor Turner wird Kultur als Prozess symbolischer Handlungen aufgefasst, an welche die Bedeutungskonstitution dicht gebunden wird.6

Unter den Stichworten Kreolisierung, Hybridisierung und cultural flows werden in der Kulturtransferforschung seit den 1980er Jahren Austauschprozesse diskutiert, die interkulturelle „Übertragung und Vermittlung von Texten, Diskursen, Medien und kulturellen Praktiken“7 umfassen. Hier wird der Übergang „von einem lokalen zu einem mobilen Paradigma des Kulturbegriffs“8 indiziert. Lutz Musner warnt aber gleichzeitig davor, sich bei Transferforschung nicht zu sehr auf das Imaginäre zu konzentrieren, sondern auch die materiellen Rahmungen der Transfers zu berücksichtigen.9

Karl der Große im Norden

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