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Augentrost

Euphrasia officinalis, Sommerwurzgewächse

Indikatorpflanze für natürlichen Boden Verträgt keine Gülle

Verwendete Pflanzenteile Das gesamte blühende Kraut (ohne Wurzeln)

Sammelzeit/Blütezeit Ab Juli, aber vorwiegend im August und September

Wichtige Inhaltsstoffe Aucubin, ätherisches Öl, Gerbstoffe, Bitterstoffe

Wichtige Wirkungen Beruhigt die Augen bei Entzündungen, Überanstrengung oder Lichtempfindlichkeit; wirkt schmerzlindernd und heilend bei Augenverletzungen. Augentrost wirkt außerdem lindernd bei Ermüdungserscheinungen der Augen, bei Brennen in den Lidwinkeln, Fremdkörpergefühl und bei starker Lichtempfindlichkeit. Das macht ihn besonders wertvoll für alle, die viel am Computer sitzen müssen!

Fertigpräparate aus der Apotheke Euphrasia officinalis als Augentropfen oder homöopathisch als Globuli, Euphrasia Augentrost-Urtinktur

Augentrost wächst nur auf sogenannten mageren, also nährstoffarmen, ungedüngten Wiesen, deshalb findet man ihn am ehesten auf Bergwiesen, Moorwiesen oder Viehweiden, manchmal auch an Wegrändern. Meist wird er nur etwa fünf bis fünfzehn Zentimeter hoch. Die scharf gezähnten, eiförmigen Blätter sind gegenständig angeordnet, die Stängel sind im oberen Teil stark verästelt und weich behaart. Die kleinen, filigranen Blüten am Ende der Ästchen fallen erst bei näherer Betrachtung auf. Hauptsächlich die Oberlippe ist von feinen violetten Adern gezeichnet, auf der flachen, dreizipfeligen Unterlippe sitzt ein goldgelber Fleck.

Im Gebirge lässt sich Augentrost noch auf einer Höhe von über 2000 Metern finden, wo er sich unter idealen Bedingungen auch gern zu größeren Gruppen ausbreitet.

Mit über 100 Arten ist die Gattung Euphrasia in ganz Mitteleuropa weit verbreitet. Sie ist ein Halbschmarotzer, entzieht ihren Wirtspflanzen Wasser und Nährstoffe, und kann deshalb bei großflächigem Auftreten den Weideertrag, und damit den Milchertrag der Kühe, erheblich mindern. Deshalb hat man den Augentrost früher auch »Woaddieb« (Weidedieb) genannt.

Verwendungsmöglichkeiten

Augentrosttee

Falls möglich, nimmt man am besten die frische Pflanze, zerkleinert sie und gibt 2 Teelöffel des geschnittenen Krautes in 1/4 Liter Wasser, erhitzt das Ganze bis zum Kochen und lässt es anschließend noch 2 Minuten ziehen.

Für Augenspülungen kann man dem abgeseihten Tee ein paar winzige Kochsalzkristalle zugeben, um ihn so dem Salzgehalt der Tränenflüssigkeit anzugleichen. Der lauwarm abgekühlte Tee kann für Augenspülungen oder -umschläge verwendet werden und hat sich bei Lidrand-Entzündung (Blepharitis), Bindehautentzündung (Konjunktivitis) und auch bei Augenverletzungen bewährt. Er wirkt beruhigend, schmerzlindernd und heilend. Anwendung 3-mal täglich.

Augentrosttee soll die Wirkung der äußerlichen Anwendung sogar noch verstärken, wenn er regelmäßig getrunken wird.

Empfehlung beim Gerstenkorn

Zu gleichen Teilen Augentrosttee mit Kamille ansetzen und als warmen Umschlag auf das betreffende Auge auflegen.

Nebenwirkungen

Es sind bei Augentrost bisher keine bekannt geworden.

Euphrasia Augentrost-Urtinktur

Urtinkturen sind alkoholische Auszüge von Frischpflanzen, in welchen das Wesen dieser Pflanzen am stärksten zum Ausdruck gelangt. Sie wirken ganzheitlich im Gegensatz zu Mitteln, die nur auf der rein körperlichen Ebene Veränderungen herbeiführen.

Euphrasia Augentrost-Urtinktur wird empfohlen bei Problemen wie Lidrandentzündung, Bindehautentzündung, Gerstenkorn, bei allgemeinen Ermüdungserscheinungen des Auges, bei brennenden und tränenden Augen und auch bei funktionellen Sehstörungen muskulären und nervösen Ursprungs, selbst bei Heuschnupfen, Husten und Heiserkeit.

Dosierung: 1- bis 3-mal täglich 2 bis 5 Tropfen in etwas Wasser einnehmen, vor dem Schlucken gut einspeicheln, mit einer halben Stunde Abstand zu den Mahlzeiten.

Zur äußerlichen Behandlung: 1 Tropfen Urtinktur in ein Augenbad-Gefäß (aus der Apotheke) geben und das Auge darin baden.

Augentrost wurde bereits im »Hortus sanitatis/gart der Gesuntheit« (Mainz 1485) erwähnt, außerdem taucht er in »Reformierte Deutsche Apoteck« (1573) und in einigen weiteren alten Schriften auf.


Endlich anerkannt!

In der Volksmedizin seit Jahrhunderten genutzt, wurde auch die Ärzteschaft auf den Augentrost aufmerksam und konnte nur bestätigen, was dieser Pflanze schon lange an Heilkraft nachgesagt wurde.


Historisches

Im »Heilpflanzen-Taschenbuch« von 1908 rät der Verfasser Eduard Bauer:

»Der aus getrockneten Blättern bereitete Tee reinigt die Augen und stärkt die Sehkraft (tägl. 3-mal waschen, lauwarm anzuwenden). Nimmt man noch etwas Wermut und Fenchel (jeweils das Kraut) hinzu, so ist die Wirkung noch besser. Bei Bronchialkatarrh und Entzündungen der Augen mit Eitererscheinungen wird er mit gutem Erfolg angewendet (dauernde Auflage). Des Abends vor dem Schlafengehen lege man sich auf jedes Auge ein 4-fach zusammengelegtes und in diesen Tee getauchtes Leinwandläppchen, befestige dieses mit einer Binde und lasse es liegen, bis es trocken ist. Gleichzeitig nehme man an mehreren Tagen 1 Messerspitze des Pulvers, das aus den getrockneten Blättern hergestellt wird, in der Suppe oder in Wasser. Der Augentrost verbessert wegen des Bitterstoffes, den er enthält, auch die Magensäfte und trägt zur besseren Verdauung bei. Mit Dornschlehbl. (Schlehenblüten) gemischt, wirkt er gegen Verstopfung und bringt gelinden Stuhlgang.«

In seinem Buch »Die Heilpflanzen« schrieb der Schweizer Camille Droz im Jahr 1926:

»Wir wissen, dass diese Pflanze früher eine große Verehrung genoss, weil sie dazu diente, die chronischen Augenentzündungen zu heilen. Seither hat die Wissenschaft ja so große Fortschritte gemacht, und die Chemie hat dieser guten kleinen Pflanze alle Heilkräfte aberkannt. Aber wenn es früher die Augen heilen konnte, warum sollte es dies jetzt nicht mehr tun können?«

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