Читать книгу Heilkräuter - Überliefertes Wissen für Hausapotheke und Küche - Elfie Courtenay - Страница 7
ОглавлениеEinführung
Mit diesem Buch möchte ich Ihnen zeigen, welch herrliche Fülle die Natur hervorbringt, wenn wir sie nur lassen! Dann beschenkt sie uns unaufhörlich mit kostbarsten Gaben, und es liegt allein an uns, all das zu entdecken, was sie für uns bereithält, diese Gaben zu schätzen, ihren wahren Wert zu achten und ihre Heilkraft klug zu nutzen!
Wenn Sie bisher noch keinerlei Erfahrungen mit Wildkräutern sammeln konnten, möchte ich Ihnen raten, bei der ein oder anderen Kräuterführung mitzugehen, um Ihren Blick zu schärfen und wenigstens ein paar Pflanzen schon bald allein erkennen und bestimmen zu können. Falls Sie unsicher sind, gilt immer die oberste Regel:
Sie dürfen nichts zu sich nehmen, was Sie nicht einwandfrei identifiziert haben!
Auch bei Pflanzen, nicht nur bei Pilzen, gibt es giftige, und auch wenn es nicht viele tödlich giftige gibt, auf einen Brechdurchfall oder Leberschaden werden Sie bestimmt gern verzichten. Selbst auf normalerweise unbedenkliche Kräuter können einzelne Personen mit Unverträglichkeiten oder Allergien reagieren. Deshalb gilt grundsätzlich, erst einmal eine kleine Menge zu probieren und diese dann gegebenenfalls zu steigern, wenn einem die Pflanze gut schmeckt und bekommt. Natürlich ist auch zu bedenken, dass sich Magen und Darm erst auf größere Mengen Rohkost einstellen müssen. Falls Sie also bisher kaum rohe Kräuter oder Gemüse zu sich genommen haben, dürfen Sie sich natürlich nicht wundern, wenn Sie zum Beispiel nach einer Schüssel voller Löwenzahnblätter plötzlich fürchterliche Blähungen oder Bauchschmerzen bekommen. Sie haben nichts »Falsches« gegessen, nur die Menge war für Sie nicht die passende.
Ich empfehle immer, sich ein gutes Bestimmungsbuch zuzulegen, um im Zweifelsfall nachschlagen zu können. Leider sind die Bezeichnungen zur Giftigkeit der einzelnen Pflanzen in den verschiedenen Büchern nicht einheitlich, außerdem gibt es keinerlei Mengenangaben. Aber wie schon gesagt: Sie sollten die Verträglichkeit sowieso immer erst mit kleinen Mengen ausprobieren.
Wichtiges vorab
Giftige Pflanzen
Sie sind zwar nicht für den menschlichen Verzehr geeignet, spielen aber oft eine sehr wichtige Rolle in der Phytotherapie oder auch Homöopathie. Einige hochgiftige Pflanzen, vor allem solche, bei denen Verwechslungsgefahr mit essbaren Pflanzen besteht, werde ich ab Seite 234 noch vorstellen.
Geschützte Pflanzen dürfen auf keinen Fall aus der Natur entnommen werden! Auch hier ist die Information in den Bestimmungsbüchern leider nicht einheitlich, auch kann es Unterschiede in den einzelnen Bundesländern geben. Lassen Sie eine unbekannte Pflanze im Zweifelsfall unbedingt stehen, am besten machen Sie ein Foto, notieren sich den Standort und schauen zu Hause im Buch oder im Internet nach. Es gibt sogar schon Bestimmungsbücher für E-Reader oder Smartphones, sodass Sie mit entsprechender technischer Ausrüstung bereits in freier Natur Pflanzenbestimmung betreiben können. Es kann Ihnen auch passieren, dass Sie in älteren Büchern noch Rezepte finden, die heute überholt sind, weil die Pflanzen inzwischen unter Naturschutz stehen.
Grundsätzlich gilt, nur kräftige, gesunde Pflanzen zu ernten, die man sicher erkannt hat und auch während weniger Tage verbrauchen wird. Damit die Kräuter möglichst frisch bleiben, geben wir sie mit einem Spritzer Wasser in einen Cellophanbeutel, blasen ihn auf, verknoten ihn und schütteln ihn ein bisschen durch. Auf diese Weise erhalten die Kräuter ihr Aussehen und Aroma im Kühlschrank für etwa fünf Tage.
Essbare Blüten sollten Sie nur in kleinen Mengen sammeln, da sie sich nicht gut aufheben lassen. Am besten lassen Sie die Blüten bis kurz vor dem Verzehr in einer Schüssel mit Wasser schwimmen, oder Sie ernten die Blüten mit Stängeln und binden kleine Sträußchen, die Sie in Wassergläschen oder kleine Blumenvasen stellen. Eine gute Sammelzeit ist der späte Vormittag, wenn die morgendliche Feuchtigkeit abgetrocknet ist und die Pflanze bereits neue Inhaltsstoffe gebildet hat. Es empfiehlt sich nicht, während der warmen Mittagszeit zu sammeln, wenn die ätherischen Öle flüchtig werden und die Pflanzen wegen des Feuchtigkeitsmangels schnell zusammenfallen und unansehnlich werden. Wenn andere Regeln gelten, werde ich das bei der jeweiligen Pflanze, die Sie ab Seite 38 aufgelistet finden, erwähnen.
Gesammelt wird mit Korb und Schere, denn die frischen Kräuter sollten luftig lagern, und mit einer Schere kann einfach und gezielt geerntet werden. Manche Pflanzen haben harte Stängel und flache Wurzeln und beim Versuch, sie abzupflücken, würde man sie nur allzu leicht ausreißen. Außerdem brauchen wir manchmal nur Teile der Pflanze, darauf werde ich bei den Pflanzenporträts jeweils individuell eingehen.
Geeignete Ernteplätze
Achtsam sammeln
Nicht ernten sollten Sie an Straßenrändern, Bahndämmen und den typischen Gassi-Wegen für Hunde. Auch nirgends, wo Insektizide oder Pestizide gespritzt wurden, und natürlich auch nicht von Wiesen, auf denen Gülle ausgebracht wurde. Manchmal gibt es Randbereiche, die von Gülle verschont geblieben sind, dies können Sie dann meist sofort an den sogenannten Zeige- oder Indikatorpflanzen erkennen.
Skabiosen-Flockenblume Indikatorpflanze
Wichtig beim Ernten ist, dass wir nur an den Plätzen Pflanzen entnehmen, wo die Art reichlich vorhanden ist. Einzelne Pflanzen sollten wir grundsätzlich stehen lassen, damit sie sich weiter vermehren können. Von vorhandenen Pflanzen entnehmen wir immer nur so viel, dass sie sich schnell erholen und wieder weiter austreiben werden.
Ernte bei Regenwetter ist nicht wirklich ratsam, aber falls Sie Ihrer Familie oder Freunden bereits ein Kräuteressen versprochen haben, sollten Sie die nassen Kräuter zu Hause sofort waschen, auf Küchenkrepp auslegen und mehrfach aufschütteln, damit sie bis zur Verwendung nicht zusammenfallen und ihr Aroma einbüßen. Sie können sie auch kurz blanchieren und so im Kühlschrank aufbewahren. Geeignete Ernteplätze müssen Sie erst einmal in der Nähe Ihres Wohnortes erkunden.
Wie schon im Vorwort erwähnt, ist dies in manchen Gegenden gar nicht so einfach. Versuchen Sie es mal an Waldrändern und Hecken, an Gräben, Bächen, Seen oder an Flussufern. Vielleicht haben Sie aber auch Glück und finden einen Biobauern, an dessen Feldrändern Sie sammeln dürfen. Am besten für die Ernte geeignet sind reine Viehweiden, denn dort hat sich der größte Artenreichtum erhalten, und diese Wiesen werden in der Regel auch nicht zusätzlich gedüngt. Wenn die Weide abgefressen ist, kommen die Tiere auf eine andere, und innerhalb von etwa zwei Wochen ist alles wunderbar nachgewachsen und kann geerntet werden. Dort finden sich oft auch frisch nachgewachsene Brennnesselfelder, weil sie zwischendurch von den Bauern weggemäht werden. Da die Tiere keine Brennnesseln fressen, würden sie sich sonst mit der Zeit zu sehr ausbreiten. Es gibt auch Wiesen, die wechselweise gemäht und beweidet werden, aber auch hier werden Sie problemlos am Pflanzenbewuchs erkennen können, inwieweit der Boden stark überdüngt und nitratreich oder zum Sammeln geeignet ist.
Was Sie sonst noch wissen sollten
Details notieren
Vergessen Sie nie die Beschriftung Ihrer Gläschen, Fläschchen oder Beutel, denn nur allzu leicht gerät in Vergessenheit, was man da genau angesetzt oder zusammengemischt hat. Vermerken Sie auch immer das Herstellungsdatum.
Zur Haltbarmachung können Sie Kräuter trocknen, in Alkohol, Essig oder Öl einlegen, auch schichtweise in Salz oder Honig. Oder Sie verarbeiten Kräuter bzw. Blüten, Beeren oder Früchte zu Saft, Sirup oder Gelee.
Das Trocknen der Kräuter sollte an einem warmen, luftigen Ort geschehen, aber niemals in der prallen Sonne. Temperaturen über 40 Grad lassen die ätherischen Öle flüchtig werden, und ist die Pflanze erst einmal geerntet, bildet sie keinerlei neue Inhaltsstoffe mehr nach.
Zur längerfristigen Aufbewahrung hängen Sie Ihre Kräutersträuße an einen luftigen Ort, zum Beispiel auf den Speicher. Abgezupfte, getrocknete Kräuter bewahren Sie am besten in Stoffsäckchen oder Papiertüten auf, damit eventuelle Restfeuchtigkeit noch entweichen kann, ansonsten besteht die Gefahr der Schimmelbildung. Absolut trockene Kräuter können Sie auch in Gläsern mit Schraubdeckel aufbewahren. Die Haltbarkeit getrockneter oder eingelegter Kräuter beträgt etwa ein Jahr, dann nimmt die Wirkung der Inhaltsstoffe allmählich ab. Manche, aber nicht alle Kräuter eignen sich zum Einfrieren (siehe jeweilige Pflanzenporträts ab Seite 38).
Die Herstellung eines Heilkräutertees geschieht durch Überbrühen mit heißem Wasser, kurz nach dem Aufkochen. Nur etwa drei bis fünf Minuten ziehen lassen und ungesüßt trinken. Eventuelle Ausnahmen werden bei der betreffenden Pflanze angegeben. Bitte beachten Sie, dass sich die Wirkung durch die Dauer des Auszugs verändern kann.
Rezepte für die Küche finden Sie bei den jeweiligen Pflanzenporträts ab Seite 38.
Rezepte für pflanzliche Heilmittel stehen ebenfalls bei den jeweiligen Pflanzen sowie im Kapitel mit den Überlieferungen.
Für die eigene Hausapotheke können Sie Öle, Salben, Tinkturen und vielerlei Tees herstellen. Beachten Sie aber bitte, dass Sie diese Produkte zwar verschenken, aber auf keinen Fall verkaufen dürfen (Arzneimittelgesetz).
Wichtig!
Bitte klären Sie immer zuerst mit Ihrem Arzt oder Heilpraktiker, ob und in welchem Rahmen pflanzliche Mittel für Sie als Behandlung oder unterstützende Maßnahme infrage kommen. Die Verwendung der in diesem Buch besprochenen Pflanzen erfolgt auf eigenes Risiko. Auch auf harmlose Stoffe können im Einzelfall allergische Reaktionen auftreten.