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Baldrian

Valeriana officinalis, Geißblattgewächse

Verwendete Pflanzenteile Wurzeln

Sammelzeit Ausgraben der Wurzeln im September

Wichtige Inhaltsstoffe Ätherisches Öl, Säuren

Die wichtigsten Wirkungen Wurzelauszüge wirken beruhigend bei Nervosität und Einschlafstörungen, Lampenfieber, Prüfungsangst und Wetterfühligkeit. Empfohlen auch bei krampfhaftem Asthma, Gliederzittern und Epilepsie.

Fertigpräparate aus der Apotheke Baldriantropfen, Baldriantee, Baldrian-Dragees, Valeriana Homöopathikum (D3 bis D6) bei Überreiztheit, Schlaflosigkeit, Blähsucht, Valeriana Baldrian-Urtinktur

Wissenswertes Bei Baldrian sind sogenannte Umkehrwirkungen relativ häufig. Falls Sie sich nach der Einnahme von Baldrian überaktiv und unruhig fühlen, kann es trotzdem das richtige Mittel sein. Versuchen Sie es mit einer geringeren Dosis.

Der echte Arznei-Baldrian wird zwischen 40 bis 100 Zentimeter hoch und blüht etwa ab Mai bis August. Die dichten, schirmförmigen Blütenstände sitzen auf einem hohen, kantigen Stängel, die Blütenfarben variieren von weiß bis intensiv rosa. Die Blätter sind unpaarig gefiedert mit etwa 11 bis 21 Fiederblättchen. Der kleinere, sehr ähnlich aussehende Sumpf-Baldrian wird nur etwa 10 bis 30 Zentimeter hoch und ist nicht als Arzneipflanze geeignet.

Baldrian wächst mit Vorliebe entlang von Bächen, Gräben und Flussufern. Er liebt feuchte Wiesen und kommt selbst in höheren Lagen vor. Ausgegraben werden immer nur einzelne Wurzeln aus größeren Beständen. Sie werden gründlich gewaschen, von den kleinen Wurzeln befreit und zum Trocknen aufgehängt. Am wirkstoffreichsten sind die Wurzeln zweijähriger Pflanzen. Sie werden zerkleinert und können als Tee getrunken oder als Tinktur angesetzt werden. Auch ein Baldrian-Bad kann sehr gute Wirkung zeigen.

Dem Baldrian wird eine vermittelnde und ableitende Wesenskraft zugeschrieben. Es heißt, dass er einen Überschuss an Nerven-Energie ableitet und erdet und damit entspannend auf das gesamte Nervensystem wirkt. Somit hilft Baldrian speziell solchen Menschen, die leicht den Boden unter den Füßen verlieren und sich durch eine gesteigerte Gedankenaktivität ständig im Kreis drehen und sehr oft gleichzeitig eine Überempfindlichkeit ihrer Sinne entwickeln, also ständig »überreizt« sind. Baldrian stellt durch seine ableitende Wirkung das Gleichgewicht zwischen Denken und Fühlen wieder her, damit beide im richtigen Verhältnis zueinander, im Gleichgewicht stehen. Sind die Gefühle vorherrschend, können keine strukturierten und vernünftigen Gedanken gefasst werden. Aber mangelt es dem Denken an Herzenswärme, entstehen isolierte Denkprodukte, die nicht im Einklang mit den Lebensgesetzen von Natur und Kosmos stehen und zu zerstörerischen Resultaten führen.

Verwendungsmöglichkeiten

Baldriantee

Zwei Teelöffel zerkleinerte Baldrianwurzel werden mit 1/4 Liter kaltem Wasser übergossen und etwa 10 Stunden stehen gelassen. Ab und zu umrühren.

Nebenwirkungen

Bei Baldrian sind bisher keine bekannt geworden. Bei starker Überdosierung kann es allerdings zu leichter Übelkeit oder Schwindel kommen.

Dosierung: Nach Bedarf, meist 1 bis 2 Tassen vor dem Schlafengehen. Am besten gleich eine größere Menge ansetzen, denn von diesem Auszug täglich 2 bis 3 Tassen trinken. Der Tee hilft bei nervösem Herzklopfen und stressbedingter Schlaflosigkeit. Die Einschlafphase wird als entspanntes Ausruhen empfunden, und somit fällt es leichter, in den Schlaf hinüberzugleiten.

Tee aus Baldrianwurzeln und Melisseblättern

2 Teelöffel dieser Mischung werden mit 1/4 Liter kochendem Wasser überbrüht und anschließend abgedeckt 1 Stunde stehen gelassen. Noch etwas warm, sollte der Tee langsam und schluckweise getrunken werden.

Baldrianbad

Stellen Sie einen Auszug her, indem Sie 100 Gramm zerkleinerte Baldrianwurzel mit 1 Liter kaltem Wasser übergießen und 10 Stunden ziehen lassen. Diesen Auszug gießen Sie durch ein Sieb ins Badewasser. Oder Sie überbrühen die zerkleinerte Baldrianwurzel mit 1 Liter heißem Wasser und gießen den Auszug nach 15 Minuten durch ein Sieb ins Badewasser. Ein Baldrian-Bad vor dem Schlafengehen wirkt beruhigend und entspannend und verhilft zu leichterem Einschlafen.

Baldriantinktur

Die Baldrianwurzel wird im späten Herbst oder zeitigen Frühjahr ausgegraben, gereinigt, zerkleinert und in ein weithalsiges Schraubglas gefüllt.

Gießen Sie so viel 40- bis 50%igen Alkohol darüber, dass die Wurzelstückchen gut bedeckt sind. Sie können hochprozentigen Schnaps wie Wodka oder Doppelkorn verwenden, ansonsten auch höherprozentigen Alkohol aus der Apotheke. Je höher der Alkoholgehalt, umso schneller ist der Auszug gebrauchsfertig, er kann natürlich am Ende auch wieder mit Wasser verdünnt werden.


Der Name sagt schon alles

Im Volksmund heißt der Baldrian wegen seines etwas unangenehmen Geruchs auch Stinkwurz oder Katzenkraut. Letzteres kommt daher, dass der Geruch dem rolliger Katzen ähnelt, was für sehr viel Unruhe bei den Katern sorgt.

Verschließen Sie das Glas, verschütteln Sie den Inhalt und wiederholen Sie diesen Vorgang täglich.

Lassen Sie den Ansatz für mindestens 3 Wochen stehen und anschließend durch einen Filter laufen. Verwenden Sie Teefilter aus Stoff oder Papier, da sie sich am Ende gut ausdrücken lassen. Füllen Sie die fertige Tinktur in dunkle Glasfläschchen mit Tropfeinsatz oder Pipette. Beschriften Sie die Fläschchen mit dem Namen der Tinktur und dem Herstellungsdatum. Wegen des Alkoholgehaltes sind Tinkturen praktisch unbegrenzt haltbar. Etwa 1 Jahr lang bleibt ihre volle Wirkkraft erhalten, dann nimmt sie allerdings allmählich immer mehr ab.

Dosierung: 30 bis 50 Tropfen in etwas Wasser sind wirksam bei nervösen Reizzuständen, bei Herzklopfen und Schlaflosigkeit.


Als Schlaftee wird folgende Mischung empfohlen: Baldrianwurzeln und Hopfenblüten zu gleichen Teilen mit kochendem Wasser überbrühen, abgedeckt ziehen lassen und noch warm vor dem Zubettgehen trinken.

Valeriana Baldrian-Urtinktur

Anwendungsgebiete: Gereiztheit, Unruhe, hektische Zerstreutheit, nervös bedingte Einschlafstörungen, Überempfindlichkeit der Sinne, Gedankenflucht, Muskel- und Nervenschmerzen, ruckartige Gliederschmerzen, Neigung zu Ohnmachtsanfällen.

Dosierung: 1- bis 3-mal täglich 2 bis 5 Tropfen oder 1-mal täglich vor dem Schlafengehen 3 bis 7 Tropfen in etwas Wasser, vor dem Schlucken gut einspeicheln, mit Abstand von 1/2 Stunde vor oder nach dem Essen.

Brauchtum

Der Apotheker M. Pahlow sagt in »Das große Buch der Heilpflanzen«:

»Baldrian (…) ist das Mittel der Wahl, will man Hetze oder unruhige Zeiten besser überstehen. Durch Ausgeglichenheit vermeidet man eine Vielzahl von Folgeerkrankungen wie Magen- und Leibschmerzen, Gallebeschwerden, Schmerzen in der Herzgegend, selbst chronische Verstopfung.«

Zur Abwehr böser Geister und Hexen wurden Baldrianpflanzen über Tür- und Fensterstöcke gehängt: »Baldrian, Dost und Dill, kann die Hex nicht, wie sie will«. Auch zum »Liebeszauber« wurde Baldrian verwendet.

Baldrian, auch »Wielandswurz« genannt, galt als starke Zauberpflanze. Darauf deutet bereits der Name hin, denn »Wieland der Schmied« galt in der germanischen Mythologie als großer Zauberer.

Im Buch »Hexenmedizin« von Claudia Müller-Ebeling, Christian Rätsch und Wolf-Dieter Storl rät ein altes Rezept: »Nimm Baldrian in den Mund und küsse die, die du haben willst, sie wird dir gleich in Liebe gehören.« Ein weiterer Rat lautet: »Mann und Frau zusammen sollten die Wurzel in Wein einnehmen.«

Der Baldrian stand somit auch in dem Ruf, ein wirksames Liebesmittel zu sein.


Historisches

In seinem »Heilpflanzen-Taschenbuch« von 1908 schreibt Eduard Bauer:

»Ein aus der Wurzel bereiteter Tee (zweistündlich 1 Schluck) lindert nervösen, einseitigen Kopfschmerz, Blutandrang zum Kopf sowie Angstgefühle und hebt krampfartige Zustände, die durch Blähungen verursacht werden, auf. Bei allen nervösen, krampfhaften oder schmerzhaften Zuständen, besonders bei Trübsinn, bei Hysterie und Hypochondrie, Herzklopfen, bei Brust- und Unterleibsschmerzen, bei Migräne, Kehlkopfkrampf und Blähungen leistet Baldrian vorzügliche Dienste.«

Baldrian hat sich durch alle Jahrhunderte hindurch als Heilmittel behauptet und wird in der älteren Literatur vor allem als harntreibendes Mittel bezeichnet. Bereits Dioscurides, Plinius und Celsus erwähnen den Baldrian im 1. Jahrhundert und auch in der frühmittelalterlichen Literatur, wie z. B. in der Physika der Äbtissin Hildegard von Bingen (1098–1179) und in den Kräuterbüchern von Bock (1563), Fuchs (1543) und Lonicerus (1564) findet er Erwähnung. Bei Dioscurides und der Hippokratischen Medizin galt Baldrian zusätzlich als gutes Frauenheilmittel. Hahnemann empfahl ihn in seiner Dissertation aus dem Jahre 1779 zum Einsatz bei Epilepsie, desgleichen Moench in seiner Arzneimittellehre aus dem Jahre 1806. Erst im Jahr 1843 taucht bei C.W. Hufeland der Hinweis auf, den Baldrian als beruhigendes und schlafförderndes Mittel einzusetzen. Er schrieb, es wäre eines der besten Nervenmittel, das er zur Stärkung und Regulierung des Nervensystems kenne. Durch seinen langen Gebrauch habe er langwierige Nervenschwäche, Hysterie und Krämpfe aller Art verschwinden sehen.

Friedrich Gottlieb Hayne äußerte sich 1829: »Da er vom Magen gut vertragen wird, ist er mit Recht im allgemeinen Gebrauch, namentlich bei nervösen Fiebern, schleichenden Nervenfiebern sowie bei chronischen Nervenkrankheiten, Hysterie und Hypochondrie.«

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