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Warum überhaupt vegane Ernährung?

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Eine immer wiederkehrende Frage, die einem als Veganer früher oder später begegnet: Warum isst du Tofu-Würstchen und Seitan-Steak, wenn du kein Fleisch magst? Gegenfrage: Warum denn nicht?

Ein Schwein kommt schließlich auch nicht in Wurstform auf die Welt. Es ist ja nicht das Format, an dem sich Veganer stören – ebenso wenig geht es um den Geschmack. Eine Wurst ist einfach sehr praktisch und gut zu verarbeiten – genauso wie Steak, Burger-Patties und Nuggets. Was drinsteckt, spielt dabei erst mal keine Rolle. Und da wären wir auch gleich beim nächsten Thema – dem Geschmack.

Warum versuchen wir, den Geschmack von Fleisch zu imitieren? Auch diese Frage finde ich eigentlich überflüssig, ich versuche aber gerne, sie zu beantworten. Erstens fällt es vielen Menschen leichter, Lebensmittel, die sie seit ihrer Kindheit kennen und mögen, durch ähnlich schmeckende Produkte zu ersetzen. Zweitens schmeckt auch ein rohes Stück Fleisch erst richtig gut, wenn es mit Gewürzen und Kräutern verfeinert wurde. Es ist nicht die Putenbrust an sich, die besonders aromatisch ist – die Aromen und die Konsistenz, die durch die jeweilige Zubereitung entstehen, sind das Geheimnis. Kennt man das Prinzip einmal, kann man es ebenso gut für Sojahack, Tempeh und Seitan verwenden.

In meinem Freundeskreis sind nur wenige Veganer – trotzdem lassen sich alle sehr gerne von mir bekochen. Ich schätze, Menschen sind einfach am besten mit gutem Geschmack zu überzeugen. Deshalb ist es mein Anspruch, richtig leckere Alternativen zu kreieren, die mindestens genauso gut schmecken wie Fleischgerichte und alle an einen Tisch bringen. Veganes Soulfood eben!

Wenn man dann noch weiß, dass für eine Mahlzeit kein Tier leiden musste, dass man seiner Gesundheit etwas Gutes tut und die Umwelt schont, ist es doch perfekt – oder fällt dir ein Gegenargument ein? Falls du noch zögerst, hier noch mal die wichtigsten Gründe, weshalb du die Chicken-Nuggets öfter mal durch meine saftige Tofu-Version oder das Rindergulasch durch meine Jackfruit-Variante ersetzen solltest:

Mitgefühl beginnt auf deinem Teller

Ich möchte niemanden missionieren. Es ist jedoch Fakt, dass für Steaks, Chicken-Wings und Fischfrikadellen Tiere sterben. Kaum einer bedenkt, was hinter dem abgepackten Stück Fleisch oder Fisch steckt, wenn er es aus dem Kühlregal nimmt. Dass es von einem Lebewesen stammt, das geatmet und gefühlt hat. Ein Lebewesen, das sterben musste, um später einmal auf einem Teller zu landen.

Die Zustände in den Mastanlagen sind erbärmlich und selbst in Bio-Betrieben vegetieren Kühe, Hühner und Schweine oft nur noch vor sich hin – bei den Massen an tierischen Produkten, die produziert und verzehrt werden, ist es kein Wunder, dass die Kontrollen zu wünschen übrig lassen. Und selbst wenn die Richtlinien eingehalten werden: Was ist schon artgerecht?

Sterben müssen Nutztiere alle – auch Bio-Lämmer werden nicht in den Tod gestreichelt. Natürlich muss jeder selbst entscheiden, ob er dieses System unterstützen möchte – ich finde aber, dass man sich diese Tatsache bewusst machen und nicht mit Scheuklappen durch die Welt gehen sollte. Du möchtest an diesem Grauen nicht beteiligt sein? Dann sei es auch nicht.

Du hast es in der Hand – denn letztendlich entscheiden wir Konsumenten über Angebot und Nachfrage.

Vegan für den Klimaschutz

Der Klimawandel ist ein Thema, das uns alle betrifft – und es ist toll, wie viele Menschen sich aktuell für den Schutz unserer Erde einsetzen. Aber hast du schon einmal darüber nachgedacht, wie viel das Ganze mit dir selbst zu tun hat?

Die Brände im Regenwald entstehen nicht einfach von allein – viele von ihnen werden von Landwirten gelegt, um an weitere Flächen für die Viehhaltung oder den Anbau von Soja zu gelangen. Hier kommt es übrigens gerne mal zu Verwirrungen: Etwa 70 Prozent der weltweiten Sojaernte wird laut Bundesforschungsinstitut für Ländliche Räume, Wald und Fischerei (Stand: 2016) zu Viehfutter verarbeitet und nicht – wie oftmals behauptet wird – für die Produktion von Sojamilch, Tofu und Co.

Wenn du dir also nächstes Mal einen Soja-Cappuccino bestellst und dir einen blöden Spruch anhören musst, kläre dein Gegenüber gerne auf – und lass dir den Cappuccino ohne schlechtes Gewissen schmecken!

Und wo wir schon dabei sind: Auch der Wasserverbrauch ist bei der Herstellung tierischer Lebensmittel wesentlich höher: Wenn man bedenkt, dass nach Leitzmann und Keller (Stand: 2013) allein ein Kilogramm Rindfleisch 15 400 Liter benötigt, ein Kilo Kartoffeln aber gerade mal 290 Liter, sagt das eigentlich alles, oder?

Tierische Produkte verbrauchen wesentlich mehr Ressourcen als pflanzliche Lebensmittel. Das ist eine Tatsache, die man beim Thema Klimaschutz nicht einfach unter den Tisch fallen lassen sollte.

Von CO2-Ausstoß sprechen, während man sich ein Stück Steak in den Mund steckt? Finde ich mehr als schwierig.

Für einen gesunden Körper

Herzinfarkte, Schlaganfälle, Diabetes: Die Liste der Zivilisationskrankheiten, die durch den übermäßigen Verzehr von Fleisch entstehen und begünstigt werden können, ist lang. Die Arterien verstopfen schneller, der Organismus übersäuert, die Cholesterinwerte erhöhen sich und mit jedem Bissen Fleisch werden Entzündungsprozesse im Körper ausgelöst – all das ist wissenschaftlich belegt. Naturbelassene pflanzliche Lebensmittel haben im Vergleich zu tierischen Produkten meist weniger Kalorien, dafür aber Mikronährstoffe wie Vitamine, Mineral- und Ballaststoffe sowie sekundäre Pflanzenstoffe. Außerdem wirken sie basisch und entzündungshemmend. Ich bin überzeugt davon, dass wir sämtliche Nährstoffe einzig und allein über den Verzehr von Pflanzen decken können, wenn wir uns ausgewogen und vollwertig ernähren.

Die einzigen Ausnahmen, bei denen ich zu einer Supplementierung rate, sind Vitamin B12 und Vitamin D3. Beide Nährstoffe sind für uns lebensnotwendig, da unser Körper sie nur in winzigen Mengen bis gar nicht selbst bilden kann.

Aber: Auch Nicht-Veganer sollten ihre Blutwerte regelmäßig checken lassen und über Nahrungsergänzungsmittel nachdenken. Als potenziell kritisch bei einer veganen Ernährung werden außerdem oft Kalzium, Eisen, Jod, Zink und Selen genannt. Diese Nährstoffe können im Rahmen einer vollwertigen Ernährung aber ausreichend über pflanzliche Lebensmittel aufgenommen werden.

Vitamin B12 wird von winzigen Mikroorganismen in der Erde gebildet. Über das Grasen und den Verzehr von Erde, Früchten, Insekten oder auch Spuren von Kot nehmen Tiere es auf – außerdem können Wiederkäuer das Vitamin durch ihren speziellen Magen teilweise selbst produzieren. Mittlerweile sind unsere Böden jedoch so übersäuert und ausgelaugt, dass dort eigentlich kein Vitamin B12 mehr vorhanden ist. Tieren in Gefangenschaft wird es als Nahrungsergänzungsmittel ins Futter gemischt – und ganz ehrlich: Warum sollte man den Umweg über die Kuh gehen, wenn man die Tabletten auch einfach selbst einnehmen kann?

Bei Vitamin D verhält es sich etwas anders: Das Sonnenvitamin wird von unserer Haut durch die Einwirkung von UV-B-Strahlen gebildet – in Deutschland beispielsweise reicht das Sonnenlicht aber von April bis Oktober längst nicht aus, sodass mindestens zwei Drittel unserer Bevölkerung an einem Vitamin-D-Mangel leidet. Die Folgen können extreme Müdigkeit und Abgeschlagenheit, Depressionen und Antriebslosigkeit sein. Tropfen oder Kapseln sind hier also die beste Lösung – am besten immer in Rücksprache mit einem Arzt, da das fettlösliche Vitamin leicht überdosiert werden kann.

Auch Viruserkrankungen und Pandemien – dazu gehören die Vogelgrippe, BSE, die Schweinegrippe und das Coronavirus – konnten sich in erster Linie durch den Verzehr von Fleisch und mangelnde Hygienestandards verbreiten. Ob Massenbetriebe mit Schweinen, Kühen und Vögeln oder Wildtiermärkte, auf denen Hunde, Fledermäuse und Affen verkauft werden – all diese Orte sind nicht nur grausam, sondern auch Brutstätten für Krankheitserreger. Ein weiterer Grund dafür, respektvoller mit unserer Umwelt und anderen Lebewesen umzugehen.

Der Beginn einer kulinarischen Reise

Essen ist für mich nicht nur Mittel zum Zweck – ich bin ein echter Genussmensch. So sehr ich es auch liebe zu kochen: Das Beste am ganzen Prozess ist für mich das Essen selbst – eine große Portion vegane Lasagne oder saftige Satay-Spieße können bei mir richtige Glückshormone auslösen. Ich wähle sogar teilweise meine Reiseziele danach aus, wo es die besten veganen Foodspots gibt, und liebe es, neue Orte und Kulturen über die jeweilige Küche kennenzulernen.

Fakt ist: Würde veganes Essen nicht schmecken, dann würde es für mich nicht funktionieren – oder ich wäre sehr unglücklich. Essen ist ein Stück Lebensqualität. Es sollte Spaß und im besten Fall auch richtig happy machen. Es kann Menschen zusammenbringen und den Horizont erweitern. Es sollte die Geschmacksknospen aufblühen lassen und unserem Körper reichlich wertvolle Nährstoffe liefern.

Seit ich vegan lebe, habe ich so viele neue Aromen und Zubereitungsarten entdeckt, die ich sonst nie kennengelernt hätte. Ich koche besser, kreativer und lieber als früher und genieße jede Sekunde dieses gesunden und positiven Lebensstils.


No meat today

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