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Halb zwölf durch, ärgerte sich Joe und schüttete den Kaffee weg, der seit dem Nachmittag auf der Warmhalteplatte gestanden hatte. Ungenießbares Gesöff.

Verdammt, er wollte jetzt endlich nach Haus!

Und nachdem er jetzt so ordentlich geworden war, fand er, dass jemand, der seine Wohnung so verlottern ließ wie dieser Kießling, es eigentlich verdient hatte, ermordet zu werden.

Okay, nicht ganz. Er füllte die Maschine wieder frisch auf und schaute nach Liz, die im Nebenraum die Schränke nach etwas Essbarem durchstöberte. Einen Moment später kam sie herein. „Nichts… bloß diese Müslikekse!“

„Scherzbold. Hoffentlich kommen die anderen bald.“

In diesem Augenblick traten Anne und Patrick durch die Tür. Anne gähnte herzzerreißend.

„Gleichfalls“, murrte Joe. „Ich will jetzt langsam mal heim!“

„Das wollen wir alle“, antwortete Anne gereizt, „wir vergleichen nur kurz unsere Ergebnisse und machen morgen früh weiter. Nein, Joe, aufschreiben können wir das auch morgen. Was hat die Wohnung von Kießling verraten?“

„Ein alter Saubär“, antwortete Liz an Joes Stelle. „Eine irre Unordnung, länger nicht mehr geputzt und jede Menge Pizzakartons mit abgenagten Rändern darin. Ekelhaft!“

„Hatte wohl keine Freundin“, merkte Joe an und zog den Kopf ein, als Anne und Liz ihn anstarrten. Als er den Blick demütig senkte, schnauften beide befriedigt und gingen wieder zur Tagesordnung über. „Irgendwelches Geld? Kontoauszüge? Schuldscheine? Irgendwas Finanzielles?“, wollte Anne wissen.

„Hundert Euro in der Küchenschublade - und Wertsachen gab es keine.“

„Komisch“, fand Anne. „Der Typ war doch gut gekleidet. So arm kann er nicht gewesen sein. Leeres Konto, gut – mancher lebt ja auf Pump. Aber gar keine Wertgegenstände? Gar kein Bargeld, um in Kneipen um sich zu schmeißen? Passt nicht, finde ich.“

„Wie war denn die Unordnung?“, mischte sich Patrick ein. „Ich meine, der normale Saustall, den wir alle ab und zu mal haben -“

„Ich nicht“, behauptete Liz, die zwar eine freche Klappe hatte, aber zur Pingeligkeit neigte.

„ – oder mehr so, als hätte jemand was gesucht?“, ignorierte Patrick den Einwurf.

„Guter Gedanke“, lobte Anne nachdenklich.

„Du meinst, der Mörder hat Kießling die Wertsachen, das Handy und die Schlüssel geklaut und sich dann die Wohnung vorgenommen?“, hakte Joe nach.

„Na, wäre doch möglich, oder? Hat die Wohnung so ausgesehen, als sei das passiert?“, wollte Patrick wissen.

„Könnte schon sein“, antwortete Liz. „Ich jedenfalls würde, wenn ich unordentlich wäre oder selbst etwas suchen müsste, nicht so zerstörerisch arbeiten. Ich denke, das war jemand anderes.“

„Und was hat er dann gesucht?“

„Das Geld?“ schlug Patrick vor. „Collnhausen hat doch gesagt, eine runde halbe Million ist abgängig?“

„Stimmt. Teils als Koffer voll Bargeld, teils als Kredit… Liz und Patrick, ihr geht morgen früh sofort zur Bank und lasst die Konten sperr- Scheiße.“

„Genau“, grinste Liz. „Welche Bank?“

„Habt ihr denn gar nichts gefunden? Nicht mal im Schreibtisch? In einem Ordner?“

Joe sah seine langjährige Kollegin mitleidsvoll an. „Schreibtisch? Ordner? Anne, der hat eine Art Tapeziertisch mit fünf unterschiedlich vergammelten Rechnern, dahinter ein gigantischer Kabelsalat. Und eine Pappschachtel vom Copyshop, in der ein Haufen unbezahlter Rechnungen und sonstiger Papierkram waren. Mehr gab´s nicht. Hier, die Pappschachtel haben wir mitgebracht – möchtest du den Kram selbst durchsehen?“

Anne warf ihm einen giftigen Blick zu. „Nicht so gerne, mitten in der Nacht. Na gut, einen Blick riskiere ich…“ Sie blätterte den dürftigen Stapel schnell durch und zog schließlich zwei Schreiben heraus. „Na bitte! Einmal Stadtsparkasse Leisenberg, einmal BayernBank.“

Joe ärgerte sich, aber Annes Triumph legte sich schnell: Die BayernBank wollte Kießling anscheinend nur als neuen Kunden gewinnen. Schlechte Recherche, fand Anne – der hatte doch offenbar gar nichts!

Die Stadtsparkasse allerdings teilte mit, dass auf das Depot der Nummer sowieso der Betrag von € 1,34 eingegangen sei.

„Na bitte“, wiederholte Anne. „ich finde es nicht so abwegig, dass er da, wo er ein Depot hatte, vielleicht auch sein Girokonto hatte. Und vielleicht ist da auch das Geld von dem Kredit, für den Collnhausen, dieser Vollpfosten, gebürgt hat. Anscheinend hat er seine anderen Auszüge weggeschmissen. Oder einer hat sie mitgenommen.“

„Collnhausen war doch eigentlich ganz nett?“, fragte Patrick und feixte kurz.

Nett ist die kleine Schwester von scheiße“, zitierte Anne prompt. „Collnhausen ist schlicht und ergreifend deutlich naiver, als er in seinem Alter und bei seiner Vorbildung sein dürfte. Diese Josie Trunz wird noch viel Spaß haben, wenn sie auf ihn aufpassen muss.“

„Muss sie denn?“

Anne warf Patrick einen schrägen Blick zu. „Die hat ein Helfersyndrom – denk an meine Worte. Sie wird ihn nicht ins Unglück rennen lassen können.“

„Vielleicht lösen wir den Fall so schnell, dass wir gar nicht mehr mitkriegen, wie es mit den beiden weitergeht“, überlegte Patrick. „Ob die wohl wirklich heiraten, so wie die Eltern sich das vorstellen?“

„Das ist mir ziemlich egal“, behauptete Anne jetzt wider besseres Wissen. „Also, morgen früh geht ihr beiden zur Stadtsparkasse – hier, das Schreiben nehmt ihr mit. Liz, wir beide suchen morgen früh mal die Familie Collnhausen auf. In Waldstetten – schöner Mist. Am Arsch der Welt. Aber nachdem Collnhausen mit Kießling was zu tun hatte und immer noch auch in Waldstetten gemeldet ist, wissen die Eltern vielleicht etwas. Der Trunz zufolge sind die die feinste Familie in Waldstetten – mal sehen, wie die uns behandeln…“

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