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Joe fand am nächsten Morgen noch das Tütchen mit seiner anderen Fundsache auf seinem Schreibtisch – hatte er doch glatt vergessen, Anne dieses Ding zu zeigen! Egal, anfangen konnte man damit ohnehin noch nichts. Er jedenfalls hatte keine Ahnung, was es zu bedeuten hatte

Er sammelte Patrick ein und fuhr zur Sparkasse, wo er länger mit einem zugeknöpften Angestellten verhandelte. Schließlich gab dieser Herr Schmidt zu, dass Kießling ein Kunde von ihnen war, dass er ein Depot und ein Girokonto besaß, dass man aber andererseits die Privatsphäre des Kunden wahren müsse… „Datenschutz, Sie verstehen!“

Joe legte den Kopf schief. „Lieber Herr Schmidt, der Kunde Kießling ist tot. Ermordet worden. Möglicherweise ist das Motiv in seinem Finanzgebaren zu suchen.“

„Wir können natürlich auch mit einem richterlichen Beschluss wiederkommen“, bot Patrick an. „Den kriegen wir angesichts der Sachlage sofort. Aber wenn der Mord wirklich was mit seinem Bankkonto zu tun hat, könnte es ja auch sein, dass es noch mehr von Ihren Kunden erwischt. Ich weiß nicht, ob Sie das dann für gute Werbung halten… und sowas spricht sich schließlich immer herum, nicht?“

Völliger Stuss, diese Schlussfolgerung, aber so scharfsinnig war Herr Schmidt (der ohnehin aussah, als sei er mit seiner Banklehre noch kaum fertig) wohl nicht. Er erblasste sichtlich und bat die beiden, einen Moment zu warten. Er aktivierte im Hintergrund einen Rechner, tippte etwas ein und Joe und Patrick hörten, wie ein Drucker surrend ansprang. Herr Schmidt sah sich etwas nervös um, dann winkte er den beiden, ihm zu einer eher abgelegenen Besprechungsecke zu folgen. Als sie saßen, reichte er ihnen zwei Ausdrucke.

Joe betrachtete den Kontoauszug enttäuscht: Kießling war um zweieinhalbtausend Euro im Minus gewesen – von der Kreditsumme keine Spur mehr.

„Und was hast du?“, fragte er Patrick.

„So ein dämliches Depot hab ich lang nicht mehr gesehen“, antwortete der. „Lauter Flops – und eine Gesamtsumme nicht über zweitausend. Lächerlich! Der Typ muss wirklich für alles zu doof gewesen sein.“

„Herr Kießling wollte sich ja von uns nicht beraten lassen“, lamentierte Herr Schmidt.

Joe sah ihn scharf an. „Herr Kießling muss in letzter Zeit einen Kredit von über zweihunderttausend Euro aufgenommen haben. Wo ist dieses Geld hingeraten?“

Herr Schmidt sah völlig perplex drein. „Also, das kann ich mir gar nicht vorstellen… er hatte doch absolut keine Sicherheiten… einen solchen Kredit hätten wir garantiert nie…“

„Und wenn jemand für ihn gebürgt hätte?“, warf Patrick ein.

„Ja, dann natürlich… aber wer würde so etwas schon tun? Und der Bürge müsste natürlich wirklich solvent sein… warten Sie, ich sehe einmal nach, ob ich darüber etwas finde. Ich selbst kann mich allerdings an nichts dergleichen erinnern…“

Er verschwand wieder an seinen Rechner.

Joe und Patrick sahen sich an. „Kießling war wohl nicht der Schlaueste“, meinte Patrick dann. „Und der Bürge schon gleich gar nicht.“

„Collnhausen? Scheint mir auch so.“

Schmidt kam zurück. „Nein, der Kredit war wirklich nicht von uns – aber es hat ihn gegeben. Schauen Sie, das ist der Auszug von der ersten Maiwoche. Eingegangen sind tatsächlich 242.000 – Sie hatten Recht, meine Herren! - von der Privatbank Thieß, Vogel & Sussmann.“

„Nie gehört“, gab Patrick zu.

„Die einzige Leisenberger Filiale ist in Henting, Richtung Zollinger MiniCity. Ich glaube, etliche Geschäftsleute aus der MiniCity lassen ihre Konten bei dieser Bank laufen… aber leider – das Geld wurde nach zwei Tagen weiter transferiert, auf ein Luxemburger Konto, Empfänger eine Firma namens Irgendwas*Trade. Nie gehört, und das erste Wort ist leider unleserlich…“

Joe nahm ihm die Bögen ab. „Herzlichen Dank dafür. Wir kommen vielleicht noch einmal auf Sie zu.“

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