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Viel schienen die Eltern Collnhausen nicht zu wissen, stellte Anne nach einem eher unergiebigen Gespräch ärgerlich fest. Der Vater war zwar der Ansicht, sein Sohn sei als Geschäftsmann nicht sonderlich talentiert und habe einen Sack voll Schulden angehäuft, von denen er ohne väterliche Hilfe herunterkommen müsse, die Mutter dagegen hatte sich sehr ausweichend verhalten, hauptsächlich darauf geachtet, dass Anne das von nicht unterschlug, und ansonsten die Meinung vertreten, mit Mord habe man in ihren Kreisen nichts zu tun – bis schließlich sogar ihr Mann sagte: „Regine, jetzt hör auf, herumzuzicken. Mord gibt´s überall, und in Kreisen, wo es um viel Geld geht, schon mal ganz besonders.“

Kai Kießling war beiden ganz offensichtlich kein Begriff, auch wenn Collnhausen nachdenklich meinte: „Ich kenne einen Ulrich Kießling, der war mal CEO von TecSystems… aber der hatte keine Kinder, da bin ich ziemlich sicher. Kai Kießling? Nein, leider.“

Seine Frau schnaubte nur und betrachtete das Foto ausgesprochen ungern, bevor sie den Kopf schüttelte und sich abwandte.

Anne steckte das Foto wieder ein, nickte Liz frustriert zu und war im Begriff, sich zu erheben, als die Tür zu dem überdimensionierten Wohnzimmer aufflog.

„Da steht ein Polizeiwagen vor der Tür!“, rief eine Mädchenstimme. „Was ist denn los?“

„Teresa, wieso bist du nicht in der Schule?“, fragte ihr Vater streng.

„Mathe und Deutsch fallen aus. Vier Stunden. Horri und ich wollen unser Französisch-Referat fertig machen, und danach fahren wir wieder rüber“, erklärte die Angesprochene mit so tugendhaftem Augenaufschlag, dass Anne und Liz sich ein Prusten verbeißen mussten. Um das zu überspielen, holte Anne das Foto wieder heraus.

„Teresa, kennen Sie vielleicht diesen Mann?“

Teresa Collnhausen betrachtete sich stumm das Bild.

„Also wirklich!“, entrüstete sich ihre Mutter. „Einem unschuldigen jungen Mädchen ein solches Foto zu zeigen!“

Teresa kräuselte die Mundwinkel und zwinkerte Anne zu, dann schüttelte sie bedauernd den Kopf. „Ich glaube nicht. Ist das ein Freund von Chris?“

Anne nickte. „Sorry, hier hat er ihn nicht hergebracht, glaube ich.“

„Und Sie kennen ihn auch nicht? Entschuldigung – Sie sind…?“

„Hortense Trunz, Nee, noch nie gesehen.“

„Die Schwester von Josephine Trunz?“

„Genau. Tessa, wir müssen anfangen. Ich hab von diesem Scheißracine immer noch keinen Schimmer.“

„Hortense, achte doch bitte etwas mehr auf deine Sprache!“, mahnte Tessas Mutter.

„Haben die Racine immer noch nicht vom Lehrplan gestrichen?“, erkundigte sich Liz mitfühlend. „Mit dem konnte ich früher auch nicht viel anfangen.“

Auf diese Anbiederung reagierte niemand; Tessa sagte nur: „Geh schon mal rauf, Horri. Ich bringe die Kommissarinnen noch zur Tür.“ Dabei lächelte sie ihre Eltern so unschuldsvoll an, als sei sie noch im Kindergarten. Die fielen prompt darauf herein und nickten gnädig. Anne und Liz verabschiedeten sich höflich und folgten Teresa in die Halle. Vor der Haustür drehte Teresa sich um. „Ich hab den Kerl doch schon mal gesehen. Einmal zusammen mit Chris und ein anderes Mal mit noch so einem Typen. Aber das konnte ich drinnen nicht sagen, das war mal vormittags, und dann fragen die bloß wieder, wieso ich nicht in der Schule war. Da kann man doch nicht jeden Tag hingehen…“

„Wer war der andere Kerl?“

„Kannte ich nicht. Groß, blond, arrogante Fresse, sehr rausgeputzt. Seidenschal zum blauen Anzug. Irgendwie affig. Fragen Sie Chris, der kann damit bestimmt was anfangen.“

Anne und Liz bedankten sich überschwänglich – aber mehr wusste Teresa Collnhausen auch nicht.

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