Читать книгу Shimasaní - Elisabeth Schmitz - Страница 15

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Der Tag der Abreise kam und alle waren am Flughafen. Die Fluggäste und das Personal schauten grimmig auf die Gesellschaft, ließen es aber zu.

Nashótá war froh, dass sie nun endlich im Flieger saßen. Einmal mussten sie umsteigen und dann endlich waren sie in der Maschine, die in Düsseldorf landen sollte. Ein warmes Kribbeln überkam sie. Bald wären alle, die sie lieb hatte, um sie. Das war ein gutes Gefühl.

Nachdem sie umgestiegen waren, machten alle vier die Augen zu und schliefen sofort ein, denn sie hatten noch einen weiten Weg vor sich. Nach zwei Stunden weckte Stevie seine Mutter und sagte, dass er auf die Toilette müsse. Gad stand auf und ging verschlafen mit ihm durch die Reihen zum WC, das allerdings besetzt war. Stevie rief laut, dass er nicht mehr aufhalten könne und dann öffnete sich auch schon die Tür.

»Warum schreist du so?«, fragte ein Mann mittleren Alters. »Ich bin ja schon fertig!« Stevie stürzte an ihm vorbei und wenn Gad den Mann nicht aufgefangen hätte, wäre er gefallen. Da war es wieder, dieses Gefühl! Nun wusste Gad, dass es kein Irrtum war und der Mann sehr krank sein musste.

Gad murmelte eine Entschuldigung für seinen Sohn und fragte: »Geht es Ihnen gut?«

Der gerade noch freundliche Mann schaute ihn grimmig an und sagte: »Ich wüsste nicht, was Sie das angeht!«

»Da haben Sie recht«, sagte Gad und schaute nach Stevie, der schon seine Hose wieder hochzog. Gad wollte ihn an die Hand nehmen und zum Platz gehen, als Stevie empört schaute.

»Und was ist mit Hände waschen?«, fragte er. Gad lachte.

»Ja klar. Habe ich vergessen.«

Stevie lief vor und Gad wurde von dem Mann angehalten.

»Sind Sie Arzt?«, fragte er und Gad hätte am liebsten geantwortet: »Ich wüsste nicht, was Sie das angeht.«

Aber er sagte es nicht, sondern meinte: »Nein, aber ich sehe, dass es Ihnen nicht so gut geht. Ich kenne mich mit Kräutern sehr gut aus.«

»Ihre Kräuter können mir auch nicht mehr helfen. Ich habe Prostatakrebs und bin auf dem Weg direkt ins Krankenhaus, wenn ich wieder in Deutschland bin.«

Gad überlegte, was seine Großmutter in dieser Situation wohl getan hätte und nahm intuitiv die Hände des Mannes. Er spürte, dass etwas von seiner Energie rüber zu dem Kranken floss.

»Ich wünsche Ihnen alles Gute«, sagte Gad und der Mann antwortete erstaunt: »Danke.«

Gad fühlte, dass der Mann ihm die Hände drückte und noch einmal »vielen Dank« murmelte. Danach ging Gad zu seinem Platz und konnte nicht wieder einschlafen. Aufrichtig hoffte er, dass es diesem Mann bald wieder besser gehen möge.

Der Flieger landete in Düsseldorf, wo Gads Vater bereits voller Neugier wartete. Nashótá sah ihn schon von Weitem und rannte los. Als auch sie die Wartehalle erreichte, flog sie in seine Arme und sagte: »Ich bin so froh, dass ich wieder bei dir bin, Uwe. Es ist so vieles geschehen.«

Lange und innig küsste sie ihn. Gad sah selten Zärtlichkeiten zwischen seinen Eltern und wusste nicht, wie er reagieren sollte. Aber Stevie plapperte sofort darauf los und fragte, wo denn sein Hund sei.

Nun sah Uwe Hallga seinen Enkel und ein Glücksgefühl durchströmte seinen Körper. Er sprach zwar nicht perfekt Englisch, aber es reichte, um alle zu begrüßen. Nascha gab ihm die Hand und sah in seinen Augen, dass er ein gütiger Mann war.

Zu Hause angekommen, stürmte Eshkíí auf Gad zu und warf ihn fast um. Stevie konnte seine Enttäuschung schlecht verbergen, denn schließlich hatte Gad ihm ja versprochen, dass es sein Hund wäre.

Eshkíí beschnupperte den kleinen Jungen, hatte aber kein Interesse an ihm. Hauptsache war, dass sein Herrchen wieder bei ihm war.

Gad nahm sich fest vor, dass das Füttern des Hundes nun die Aufgabe von Stevie sei. Mit dem Auto fahren dürfe er nun nur noch, wenn der Junge mitfuhr.

Gad zeigte Nascha das Haus und Stevie fütterte Eshkíí. Er warf ein Leckerli in die Luft und der Hund fing es geschickt auf.

Für Nascha war hier alles fremd. Gad sagte ihr, dass sie den hinteren Teil des Hauses bewohnen würden und er es ihr wunderschön herrichten werde.

»Es ist mir egal«, sagte Nascha. »Die Hauptsache ist, dass du bei mir bist.«

Gad antwortete nicht, sondern küsste sie innig auf den Mund.

Nashótá rief: »Bitte kommt ins Esszimmer. Ich habe für uns gekocht.« Während alle am Tisch Platz nahmen, ging Nascha in die Küche und half Nashótá. Stevie plapperte ununterbrochen. Sein Opa hatte ihm vom Dachboden einen Roller geholt, der Gad gehört hatte, als er noch klein war. Er meinte, dass dort noch einige alte Schätze mehr seien, die er morgen holen und ordentlich putzen würde. Bauklötze hätte er bereits mit runtergebracht.

Er hatte Deutsch gesprochen und Stevie schaute ihn verständnislos an.

Uwe Hallga war sichtlich stolz, dass er einen Nachkommen hatte. Das Leben meinte es gut mit ihm. Auch mit Nascha war er zufrieden. Er hatte die Hoffnung bereits aufgegeben, jemals eine Schwiegertochter zu bekommen. Und nun kam eine wunderschöne Frau in sein Haus und brachte ihm sein Enkelkind mit. Ja, das Leben konnte schön sein!

Stevie protestierte lautstark, als er schlafen sollte. Er wollte in sein Bett und nicht in dieses große! Nascha schnappte ihn und sprach leise einige Worte zu ihm. Das wirkte und murrend trottete er in das Schlafzimmer von Gad. Er wusste nun, dass ihm nichts weiter übrig blieb.

Nascha legte sich zu Stevie ins Bett, damit er ohne Angst einschlafen sollte, aber da sie sehr müde war, schlief auch sie nach wenigen Minuten ein. Sie träumte von einem großen Fest in ihrem Dorf, wo sie in farbenfrohen Kleidern um ein Feuer tanzte.

Gad kam nach einer Stunde in das Schlafzimmer und sah die beiden an. Wie friedlich doch diese geliebten Menschen aussahen! Er sah Nascha lächeln und wusste, dass sie etwas Schönes träumte. Er streichelte ihr sanft übers Gesicht, ging dann ins Wohnzimmer und schlief auch ein.

Shimasaní

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